SPD LeverkusenKampf um Kandidatenplätze entbrennt – Norden und Süden im Clinch

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Ein Versuch der Einigung: Milanie Hengst kritisiert die Auseinandersetzungen in ihrer Partei und will etwas dagegen tun.

Ein Versuch der Einigung: Milanie Hengst kritisiert die Auseinandersetzungen in ihrer Partei und will etwas dagegen tun.

  • Seit Monaten schwelen Konflikte zwischen den Mitgliedern der Leverkusener SPD.
  • Ihren Ursprung haben sie in der Ausbootung der Ex-Parteichefin Aylin Dogan 2019 durch bestimmte Ortsvereine und die Landtagsabgeordnete Eva Lux.
  • Bei der Wahlkreiskonferenz treten die zerstrittenen Parteiblöcke nun gegeneinander an - es geht um Plätze im zukünftigen Stadtrat.

Leverkusen  – Es gibt nicht nur eine wichtige Frage zu dieser Wahlkreiskonferenz der SPD am Samstag in der Ostermann-Arena. Es gibt zig Fragen. Zum Beispiel: Kommt die Konferenz zum richtigen Zeitpunkt? Nicht, dass die Sozialdemokraten eine große Wahl gehabt hätten. Die Corona-Krise hat ohnehin alles verzögert. Und irgendwann muss man ja die Kandidaten benennen, die im September bei der Kommunalwahl für die SPD antreten sollen. Aber Fakt ist: Seit Monaten geht es in der Partei, deren Mitglieder sich gegenseitig stets so freundschaftlich konnotiert als Genossinnen und Genossen bezeichnen, drunter und drüber. Und das könnte auch am Samstag so sein.

Sehr motivierte Gruppe

Denn eine sehr motiviert erscheinende Gruppe um Milanie Hengst, Aylin Dogan und Dirk Loeb hat es sich zum Ziel gesetzt, von den zusammenkommenden Delegierten möglichst auf die vorderen Plätze der Reserveliste gewählt zu werden. Wer da draufsteht, der hat bei der Kommunalwahl gute Chancen, in den Stadtrat zu gelangen und dort „große“ Politik zu machen – auch wenn er seinen Wahlkreis nicht holt.

Zur Erinnerung: Aylin Dogan war im September 2019 mit einer offenkundig an ihr vorbei geplanten Überraschungskandidatur als Parteichefin ausgebootet worden: Sie stellte sich daraufhin nicht mehr zur Wahl und überließ Jonas Berghaus das Feld. Der wurde dann in der Stadthalle Bergisch Neukirchen mit einem historisch schlechten Ergebnis gewählt: Mächtige Ortsvereine wie der Opladener verweigerten dem Manforter die Gefolgschaft. Im Ortsverein Wiesdorf / Manfort war der Berghaus-Coup eingefädelt worden. Vorsitzender Ismail Kutbay hatte zuvor eine Kampagne gestartet, die viele weitere Menschen mit türkischen Wurzeln in die SPD lockte. Und dann ist da ja noch Eva Lux. Auch die Landtagsabgeordnete gehört zu Kutbays Ortsverein – und gilt als die eigentliche Macht hinter dem Putsch gegen Aylin Dogan. Wo der andere mächtige Leverkusener Genosse im Nord-Süd-Konflikt der SPD steht, ist umstritten: Offiziell hat sich Karl Lauterbach bisher aus der Sache herausgehalten. Aber Kutbay ist einer seiner Mitarbeiter.

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Den Konflikt angeheizt

Und der gießt weiter Öl ins Feuer: Als vor zwei Wochen der Ortsverein Wiesdorf/Manfort seine Kandidaten für die Kommunalwahl nominierte, die am Samstag bestätigt werden sollen, heizte er den Konflikt mit der Dogan-Fraktion weiter an. Der Ex-Vorsitzenden und ihren Unterstützern warf er sogar Rassismus vor. Dabei hat Dogan – wie Kutbay selbst – türkische Wurzeln. Und Dogans Mitstreiterin Milanie Hengst hat einen philippinischen Hintergrund.

Von einer Beruhigung ist die SPD also weit entfernt. Dafür ist nach Meinung von Dogan, Hengst und Loeb der Parteichef verantwortlich: Jonas Berghaus tue nichts für eine Befriedung. Der widerspricht: „Es gab Gesprächsangebote an alle und die wird es bei mir immer geben. Aber wenn jemand die nicht annehmen will, kann ich auch niemanden dazu zwingen.“ Mit Blick auf Samstag zeigt sich der 32-Jährige „gespannt“. Denn der Ausgang des Rennens ist offen.

„Ein Team für den Rat“

Dogan und Co. wollen nach eigener Aussage „ein Team für den Rat zusammenstellen, in dem es darum geht, wer fachlich geeignet ist. Es geht nicht um Proporz.“ Ihren Gegnern werfen sie hingegen vor, eigene Seilschaften auf die Reserveliste hieven zu wollen. Irgendwelche Befindlichkeiten dürften aber keine Rolle spielen, sagt die Finanzbeamtin Milanie Hengst, die derzeit im Personal- und im Finanzausschuss sitzt. Gleichwohl streckt sie die Hand aus: „Wir würden selbstverständlich mit allen zusammenarbeiten. Weil es um die Sache geht.“ Die Chancen für ein Gelingen ihres Plans sieht sie bei „50 zu 50“. Die Gefechtslage: Dogan, Hengst und Loeb können nur auf Genossen aus Opladen, Lützenkirchen, Rheindorf und Hitdorf zählen.

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