Der Rumäne Avram Iancu hat von Konstanz aus bereits 700 Kilometer schwimmend zurückgelegt. Sein Ziel: Rumänien im Schengen-Raum.
„Swim for Schengen“Rumäne kommt schwimmend im Rhein an Leverkusen vorbei

Avram Iancu ist von seinem Ziel überzeugt. Rumänien gehört in den Schengen-Raum, findet er.
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Gut gelaunt sitzt Avram Iancu auf einer kleinen Bank am Leverkusener Rheinufer. Nachdem er 15 Kilometer pausenlos geschwommen ist, gönnt er sich nun in Wiesdorf an der Wacht am Rhein eine einstündige Pause. Freunde haben selbstgemachte Nudelsuppe, Brötchen und Müsli-Riegel mitgebracht.
Vor 24 Tagen startete Iancu in Konstanz und schwimmt nun täglich 30 Kilometer, mit dem Ziel, dass Rumänien dem Schengen-Abkommen beitreten kann. Iancu wählte den Rhein für sein Projekt aus, weil er „durchs Herz Europas“ fließe. Über die Niederlande schwimmt er im Fluss bis in die Nordsee.
Kanuten unterstützen Iancu im Rhein
Ein kleines Team bestehend aus vier weiteren Personen begleitet den Schwimmer. Zwei Kanuten schwimmen dicht bei ihm, um ihn vor Gefahren zu warnen. „Manchmal ist es mit dem Schiffsverkehr kompliziert und dann ist es gut, zwei Begleiter zu haben, die mich lotsen“, erklärt der 47-Jährige. „Auch das Wetter und die Temperatur sind teilweise schwer zu ertragen, ich verbringe ja sechs bis neun Stunden im Fluss.“

Die Vize-Bürgermeisterin von Burscheid, Stella Ignatz (2. v.r.), gehört zu Avram Iancus Unterstützerteam.
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Avram Iancu hatte als Kind schwimmen gelernt, aber erst 2014 mit dieser Art des Schwimmens begonnen. Er ist Bibliothekar und hatte in seiner Bibliothek ein Buch entdeckt, in dem erklärt wurde, wie man im offenen Meer und in Kanälen schwimmt. Zuletzt schwamm er unter anderem durch die Donau oder den Ärmelkanal. „Ich muss aber sagen, ich bin schon in vielen Flüssen geschwommen und im Rhein ist mir positiv aufgefallen, dass hier keine einzige Plastikflasche schwimmt. Das finde ich großartig“, so Iancu.
Im Rhein ist keine einzige Plastikflasche. Das finde ich großartig
Eigentlich ist Avram Iancu laut eigener Aussage kein politisch sehr interessierter Mensch. „Ich bin ein einfacher Mann, der versucht, sich auf seine eigene Weise politisch zu engagieren. Zu Schwimmen ist das Beste, was ich tun kann, denn ich möchte etwas tun, das Thema ist mir wichtig“, sagt der Ausdauerschwimmer. „In Europa verteilt leben rund vier Millionen Rumänen, die zu großen Festen wie Weihnachten oder Ostern zurück in ihre Heimat kommen. Sie müssen dann aber immer sehr viel Zeit in den langen Schlangen an der Grenze verbringen. Rumänien ist in der EU und in der Nato, wir sind Partner, ich finde, Rumänien verdient es, in den Schengen-Raum aufgenommen zu werden.“
Iancu freut sich auch über die positiven Rückmeldungen, die er zu seinem Projekt „Swim for Schengen“ bekommt. „Die Menschen überall am Rhein helfen mir und laden mich ein, bei Ihnen zu schlafen, das ist unglaublich. Sie sagen: `Gib nicht auf, es ist nicht nur dein Kampf! ´ und das stimmt, es ist eine gemeinschaftliche Aktion.“
Auch die ehrenamtliche, stellvertretende Bürgermeisterin aus Burscheid, Stella Ignatz, ist am Mittwochnachmittag am Leverkusener Rheinufer, um Iancu zu unterstützen. Sie erzählt, dass es bei Iancus Tour am Dienstag ein kleines Missverständnis gegeben habe.
„Ein paar Spaziergänger haben Avram gesehen und für sie sah es so aus, als würde er mit den Armen wedeln, weil er untergeht – so war es aber nicht“, erzählt Ignatz. Die Passanten riefen sofort den Notruf und Feuerwehr, Polizei und ein Helikopter rückten aus, um zu helfen. „Es war ein falscher Alarm, aber die Polizei hat es mit Humor genommen“, fügt die Rumänin noch hinzu. „Alle waren begeistert von dem Projekt.“