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TagespflegeAlltag einer Tagesmutter

Lesezeit 3 Minuten

Ihre Schützlinge halten Tagesmutter Sonja Herweg ständig auf Trab.

Rhein-Wupper – Anna schippt fleißig Sand in Alexanders Nacken, während sich Louis und Daniel um den Bagger zanken - es geht hoch her im Hinterhof von Tagesmutter Sonja Herweg, wenn die Ein- bis Dreijährigen aus Leichlingen und Langenfeld bei ihr in Reusrath sind. Im November kommt noch ein Kind aus Leverkusen hinzu. (Die Namen der Kinder sind von der Redaktion geändert.) "Das erste Kind kommt morgens auch schon mal um sieben Uhr und das letzte geht dann um 19 Uhr nach Hause", sagt Herweg. Auch am Wochenende betreut sie gelegentlich Kinder, wenn die Eltern arbeiten müssen. "Die zeitliche Flexibilität ist für viele Eltern wichtig," sagt die ehemalige Altenpflegerin.

Schlafen am Nachmittag

In der Küche stehen fünf Kinderstühlchen um den Esstisch herum, die Treppe ist durch ein Absperrgitter geschützt und die Putzmittel stehen im Badezimmer oben auf dem Schrank. "Wir haben das Haus kindersicher gemacht", sagt Herweg und versucht, den Sand aus Alexanders Nacken herauszubekommen. Louis geht derweil zu den Trinkflaschen, die gerade in einer Reihen aufgestellt sind. Zielstrebig greift er die blaue Flasche mit dem grünen Deckel. Ruhig geht es in Herwegs Haus tagsüber nur während der Nachmittags-Schlafenzeit zu.

Ansonsten ist immer viel zu tun: Windeln wechseln, Mittagessen kochen, Kinder zum Mittagsschlaf ins Bettchen bringen, Töpfchen-Training und spielen, spielen, spielen. "Das ist aber alles machbar", sagt Herweg und holt einen Ball, den Louis über den Zaun geworfen hatte. Der Tag ist durchorganisiert, so dass die Kleinen immer wiederkehrende Rituale haben, die Sicherheit geben. In schwierigen Situationen passt auch schon mal ihr Mann auf, der gleich nebenan arbeitet. Jahrelang hatte Sonja Herweg mit ihm in der Drucktechnik-Firma gearbeitet. "Irgendwann wollte ich nicht mehr und mit Kindern war ich schon immer gerne zusammen", erinnert sie sich an die Zeit vor vier Jahren. Heute kullern pinke, grüne, blaue und gelbe Bälle über ihren Hinterhof.

Bedarf wird steigen

Bezahlt wird die Tagesmutter von den jeweiligen Städten. Die Tarife sind unterschiedlich. So zahlt Leichlingen zurzeit 5,19 Euro pro Stunde und Kind, wenn die Tagesmutter nachweist, kranken-, pflege und rentenversichert zu sein. Ab August werden es 5,25 Euro sein. Der Tarif in Leverkusen beträgt fünf Euro. Die Eltern bezahlen eine Gebühr an die Gemeinde. Leverkusen und Leichlingen sind zuversichtlich, genug Plätze zu haben, wenn von August an alle Kinder ab einem Jahr eine Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben. "Wir gehen jedoch davon aus, dass der Bedarf in den kommenden Jahren noch zunehmen wird", sagte Angela Hillen vom Leverkusener Jugendamt.

Deswegen möchte die Stadt auch neue Wege bei der Betreuung der Jüngsten gehen. So ist zum Beispiel eine Unternehmens-Tagespflege nach dem Vorbild eines Betriebskindergartens in der Planung. Während die Eltern nebenan arbeiteten, könnte ihr Sprössling in den Räumen ein paar Meter weiter im Sandkasten wühlen. Bei den Herwegs geht es dagegen familiärer zu. Die letzten Apfelstücke liegen vom Obstfrühstück noch in den Schälchen. Inzwischen ruckelt es am Zaun und Moritz möchte rein. Seine Mutter macht die Tür auf und verabschiede sich schon bald. Jetzt ist die Runde komplett und der Streit um den Bagger kann neu entbrennen. "Hier wird es eben nie langweilig", sagte lachend Sonja Herweg.