Konzert in LeverkusenRapper Thomas D: „In diesen Texten liegt mein Leben“

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Der Rapper Thomas D von den Fantastischen 4 ist zusammen mit den vier Bandmitgliedern von KBCs zu sehen.

Thomas D & The KBCs treten am Samstag, 12. November, in Leverkusen auf.

Thomas D gehört als Teil der Fantastischen 4 zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands. Jetzt gastiert er bei den 43. Leverkusener Jazztagen im Opladener „Scala“-Club – mit seiner neuen Soloband The KBCs. 

Thomas D, am Wochenende treten Sie bei den Jazztagen auf. Haben Sie irgendeinen Bezug zu Leverkusen?

Thomas D: Ich gehe davon aus, dass die Fantas irgendwann einmal in Leverkusen gespielt haben. Da habe ich aber keine Erinnerung mehr.  Da müssten wir Smudo fragen. Der führt Buch und notiert alle Konzerte, die wir je gegeben haben.

Also meinen Recherchen nach zu urteilen, haben Sie nie hier gespielt.

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Okay. Ich weiß aber, dass ich solo auf jeden Fall zum ersten Mal in Leverkusen bin. Und: Dieses Konzert ist dann erst das dritte mit diesen Jungs, den KBCs. Das erste war in meiner Heimat Schwaben, in Aalen. Schwäbisch wird das übrigens mit langem offenen „O“, also „Oole“, ausgesprochen – so etwas werde ich in Leverkusen aber tunlichst vermeiden. Das zweite war in Hamburg, bei einem Jazzfestival. Und auf so kleinen jazzorientierten Festivals und Konzertreihen spielen wir jetzt hauptsächlich.

Für einen der bekanntesten deutschen Rapper ist das ungewohntes Terrain, der Jazz, oder?

Auf jeden Fall. Es gibt bei solchen Konzerte immer ein sehr interessantes, sehr eigenes Publikum. Das ist für mich eine neue Erfahrung. In Aalen, also Oole, beispielsweise war der Saal bestuhlt. Die meisten Songs mit den KBCs sind ja auch eher getragen. Das ist was zum Zuhören. Das Jazzpublikum sitzt eben gerne und nimmt auf. Aber am Schluss. Da sind dann wirklich alle aufgestanden – und ein Pärchen hat sogar einen Standard vor der Bühne getanzt. Rumba oder so etwas. Ich dachte: „Wow! Das hatte ich auch noch nie!“

Jazz macht es einem nicht leicht
Thomas D

Jazz und Thomas D – passt das überhaupt?

Ich könnte jetzt den Film „Spinal Tap“ zitieren: „Jazz – das klingt ja so, als wolle einer immer falsch spielen!“ Aber im Ernst: Der Sound der KBCs wird – auch wenn sie eher Soul spielen – so sein, dass auch ein Jazzer etwas damit anfangen kann. Zumindest wird der ein Auge zudrücken. Denn diese Konstellation ist schon außergewöhnlich. Und das passt, weil der geneigte Jazzer an sich – so wie ich ihn einschätze – ja nicht das Standardprogramm will. Er will etwas, das ihn fordert. Denn: Jazz ist ja manchmal verkopft und macht es einem nicht leicht. (lacht)

Was genau werden die Leute von Ihnen und der Band zu hören bekommen?

Solostücke. Aber auch Songs, die ich für die Fantas geschrieben habe – die aber meist nicht gespielt werden. Da gibt es vielleicht den „Krieger“, den bringen wir bei Konzerten der Fantastischen 4. Aber das war’s dann auch. Es gibt aber auch noch „Millionen Legionen“ oder „Gott ist mein Zeuge“. Die sind irgendwo auf einer Fantas-Platte, werden aber nie live gebracht. Dabei liegen sie mir sehr am Herzen. Auch wenn ich jetzt emotional werde: In diesen Texten und Stücken liegt mein Leben. Ich liebe sie einfach. Und es ist wunderbar, sie jetzt – mit den KBCs – spielen zu können. In Aalen kam nach dem Auftritt eine ältere Dame auf mich zu und sagte zu mir: „Das war so schön! Ich wusste ja gar nicht, dass Sie so ein Lyriker sind!“ Das heißt: Es gibt Menschen, die bislang nur die Fanta-4-Hits kennen. Und die erleben plötzlich einen Abend mit Thomas D, der so in die Tiefe geht, dass etwas Interessantes passiert: Da wird der Soul der KBCs mit dem Hip-Hop und der Message meiner Songs – Es gibt ja viele Worte, etwas zum Zuhören – zum Jazz. Da passiert was im Kopf. Und deswegen hat diese Konstellation, denke ich, auch absolut ihre Berechtigung, bei einem Jazzfestival aufzutreten.

Die Fantas stehen für Party
Thomas D

Das wirft eine ketzerische Frage auf: Kommt Thomas D bei den Fantastischen 4 zu kurz?

Nun, es ist ja so: Die Fantas stehen für Party. Klar: Das ist auch sarkastisch und ironisch und klug. Und ich bin stolz auf die Songs, die wir gemeinsam geschrieben haben. Aber nach 30 Jahren, wenn man etwas so lange macht, dann holt es einen emotional vielleicht nicht mehr so ab. Dann braucht man etwas fürs Herz. Ich meine: Auf einer der letzten Touren haben wir irgendwann noch nichtmal mehr das erwähnte „Krieger“ gespielt. Und das war sicherlich auch so ein Punkt, der für mich den Ausschlag gegeben hat, dieses Projekt zu starten. Da war der Wunsch plötzlich da, etwas auf die Beine zu stellen, das mich wirklich bewegt. Das mich – Kein Witz! – manchmal heulen lässt und mich so richtig abholt. Dafür wäre bei den Fantas kein Platz.

Halten wir also fest: Die Fantastischen 4 sind, salopp gesagt, Ihr Job. Und das Projekt mit den KBCs Ihr Herzensprojekt?

So kann man das sagen. Ich habe auch geplant, dass meine nächste Soloplatte in irgendeiner Form mit diesen Herren stattfindet.

Wie kam diese Zusammenarbeit denn überhaupt zustande?

Ziemlich kurios. Ich musste hier in meinem Haus eine Wand streichen. Und ganz ehrlich: Ich hasse streichen. Also brauchte ich Musik, um mich dabei abzulenken. Der Schlagzeuglehrer meines Sohnes hatte mir dann eine Platte von den KBCs empfohlen. Er ist eher so ein Rocker und ich befürchtete, dass da jetzt Metal oder sowas kommt, dachte mir aber: „Na, hörste halt mal rein.“ Das habe ich dann getan. Und das Erste, was mir auffiel, war: „Da labert mich keiner voll!“ Es gab keinen Sänger, der mir sofort irgendwas anbieten wollte! Keinen Rapper! (lacht) Und dann kam das nächste Stück: Und das war auch wieder instrumental. Und das dritte auch. Und so ging es weiter. Und irgendwann kam mir der Gedanke: „Das ist wunderbar! Vielleicht könnte ich ja sogar derjenige sein, der zu dieser Musik labert.“ Und dann habe ich den Kontakt rausbekommen und der Band eine Nachricht geschrieben – mit einem Thomas-D-Avatar, der ihnen sagt, wie toll er sie findet. Die müssen gedacht haben: Der hat sie nicht alle! (lacht) Aber es hat geklappt.

Fanta 4, zuletzt die Beteiligung der Band an der Corona-App „Luca“, Soloprojekte, KBCs: Sind Sie eigentlich jemals nicht ausgelastet?

Ach, es geht schon. Das Geheimnis ist, es so aussehen zu lassen, als sei ich immer ausgelastet. (lacht) Ich habe eigentlich ein schönes, ruhiges Leben. Trotzdem, ja, schreibe ich gerade an einem weiteren Soloalbum und an zwei neuen Alben für die Fantas…

Über die Sie…

…genau, leider nichts verraten darf außer: Wir haben eine neue Inspirationsquelle entdeckt und machen etwas, was man so bislang nicht von uns kannte.

Ich habe wirklich keine Ahnung von Fußball
Thomas D

Dann zum Schluss nochmal anderweitig Hand aufs Herz: Die Fantas gelten als große Fans des VfB Stuttgart…

Natürlich hälst du als Schwabe immer deinem Verein, in diesem Falle dem VfB, die Stange. Aber ich will auch ehrlich sein: Der Michi ist der einzige bei uns in der Band, der sich für Fußball interessiert. Aber wie kommen Sie darauf? Da muss ich jetzt selbst mal ganz blöd fragen: Gibt es in Leverkusen denn auch einen Verein?

Ist das eine ernst gemeinte Frage?

Absolut. Ich habe wirklich keine Ahnung vom Fußball.

Ja, der Verein heißt Bayer Leverkusen.

Okay. Stimmt. Den Namen habe ich schonmal gehört. Aber ich schwöre: Ich war in meinem Leben nur einmal im Stadion. Und das auch nur, weil sie mich gezwungen waren. Das war bei einer Meisterfeier damals. Da stand ich dann auf der Bühne, es kam einer nach dem anderen mit der Meisterschale vorbei – und ich kannte keinen. Da fehlt mir wirklich jeglicher Bezug, sorry. (lacht)


Das Konzert von Thomas D & The KBCs beginnt am Samstag, 12. November, um 20 Uhr im Opladener „Scala“ (Uhlandstraße). Tickets gibt es noch an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet zum Preis von 30 Euro. Der Eintritt an der Abendkasse kostet 35 Euro. www.leverkusener-jazztage.de

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