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Tödlicher ZwischenfallSeltener Eisvogel fliegt gegen Rathausgalerie in Wiesdorf

Lesezeit 2 Minuten

Traurig: Ingrid Mayer zeigt den toten Eisvogel.

Leverkusen – Es war ein besonders trauriger Anblick. Unmittelbar neben dem Eingang der Rathausgalerie in Wiesdorf hatte eine Mitarbeiterin der Stadt nach ihrer Einschätzung einen toten Eisvogel entdeckt und sogleich die Leverkusener Naturschutzverbände informiert. BUND-Sprecherin Ingrid Mayer und Naturschutzbund-Vorsitzender Erich Schulz eilten herbei und bestätigten den Verdacht, sehr zu ihrem Leidwesen. „Dass es sich um einen der hier so seltenen Eisvögel handelt, macht uns besonders betroffen“, erklärte Schulz. In Leverkusen seien wenige Brutstellen bekannt, unter anderem in Schlebusch an der Dhünn und in Opladen an der Wupper. Nur mit etwas Glück und der nötigen Kenntnis könne in der Stadt mal einer der hier acht gezählten Eisvögel bewundert werden.

Spekulationen um den Flug in die Stadt

Schulz und Mayer gehen davon aus, dass der so wunderbar bunt schillernde Vogel „mit großer Wucht gegen die Glasfront am Eingang der Rathausgalerie geprallt und dadurch gestorben ist.“ Was den Eisvogel zu einem Abstecher in die Innenstadt bewogen habe, lasse sich nur spekulativ beantworten. „Die Brutzeit ist abgeschlossen. Vielleicht ist er auf der Suche nach einem Gewässer von seiner eigentlichen Flugroute abgekommen“, mutmaßt Schulz.

Durch die Sonnenspiegelung auf der großen Fassade des Einkaufhauses habe der Eisvogel möglicherweise den Eindruck gewonnen, im Anflug auf eine Wasserfläche zu sein. „Glas ist für Vögel unsichtbar. Sie erkennen eine Spiegelung nicht als solche und kollidieren mitunter ungebremst in voller Fluggeschwindigkeit mit den Abbildern von Himmel oder Strukturen, auf denen sie landen möchten“, erklärt Schulz.

Mehr als 18 Millionen Vögel verunglücken jährlich

Diese Situation ist kein Einzelfall. Nach Angaben der Naturschutzverbände verunglücken mehr als 18 Millionen Vögel jährlich in Deutschland. Damit ist der sogenannte „Vogelschlag an Glas“ eine der größten Gefahren für die Vogelwelt, denn das Bauen mit Glas ist modern und gilt als schick.

Erkenntnisse, dass auch in Leverkusen jährlich Tausende von Vögeln durch Aufprall auf Glas sterben, sind nicht neu. Daher haben BUND und Naturschutzbund Leverkusen den Arbeitskreis „Vogelschlag an Glas“ gebildet und Gespräche mit der Stadt und der Wupsi geführt und Vorschläge unterbreitet. „Noch ohne Erfolg“, wie Schulz anmerkt. Zum Beispiel solle an Buswartehäuschen und Lärmschutzwänden nachgerüstet und das Thema bei der Planung öffentlicher Gebäude berücksichtigt werden. Vogelfreundliche Lösungen könnten entspiegeltes Glas oder einfache Aufklebefolien mit schwarz-orangen Punktlinien sein.