Leverkusener TraditionsbetriebGärtnerei Sarembe schließt nach fast 70 Jahren

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Kay Sarembe schließt seine Gärtnerei und Baumschule, der Ausverkauf läuft.

Leverkusen – Wenn Kay Sarembe gefragt wird, ob sich ein bestimmter Baum im Schlebuscher Garten wohl fühlen wird, fragt der erst einmal genauer nach. „In Schlebusch ist der Boden eher sandig, am Leimbacher Berg dagegen schwer“, sagt der Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei in der Fixheide. Da muss er nicht lange Bodenproben nehmen. „Ich weiß in jeder Straße, wie da der Boden ist.“

Aus nach fast 70 Jahren

Auf diese Expertise allerdings müssen Leverkusener Hobbygärtnerinnen und -gärtner künftig verzichten. Die Baumschule und Gärtnerei Sarembe schließt zum 30. Juni, nach fast 70 Jahren. Vor zwei Jahren, zu seinem 60. Geburtstag, hat Kay Sarembe angefangen, sich über den Ruhestand für sich und seine ebenfalls im Geschäft tätige Frau Dagmar Gedanken zu machen. „Wir arbeiten 70, 80 oder auch 90 Stunden die Woche. Wochenenden gibt es nicht, Pflanzen haben auch am Sonntag Durst und das Gewächshaus muss früh morgens gelüftet werden“, sagt der 62-Jährige.

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Bei aller Leidenschaft für den Betrieb, den sein Opa und sein Vater 1953 aufgebaut haben – irgendwann ist es einfach genug. Dem Gärtner in ihm tut der Abschied weh. „Seit ich fünf Jahre alt bin, bin ich hier im Geschäft rumgesprungen und mir war klar: Das will ich machen.“ Ihre Kinder aber wollen das nicht, und das ist für die Sarembes in Ordnung.

Denn der Privatmensch freut sich auf die neue Freiheit. „Wenn wir sonntags nur mal ein paar Kilometer zu Freunden zum Kaffee fahren wollen, ging der bange Blick immer in den Himmel: Kommt vielleicht doch ein Gewitter? Können wir fahren?“ Dass ein überraschender Schauer die Technik im Gewächshaus überschwemmt, das Risiko will er nicht eingehen. „Auch auf den letzten Metern nicht.“

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Eine Sommerblumen gibt es noch bis Ende Juni zu kaufen, neue Ware kommt aber nicht mehr.

Die Gärtnerei stand immer an erster Stelle. So war es auch schon bei seinem Vater Hubert, den viele Leverkusener noch in guter Erinnerung haben. „Der kannte jeden, der hier rein kam und wusste auch nach 30 Jahren noch, was er ihnen verkauft hatte“, erinnert sich der Sohn. Auch wenn sein Gedächtnis nach eigener Einschätzung nicht ganz so gut ist – ihn kennt man hier, permanent wird er im Schlussverkauf angesprochen. Weniger auf Pflanzempfehlungen, mehr auf den Abschied. Die Kunden sind traurig.

„Beratung war immer unsere Stärke“, sagt Sarembe. Vieles lässt sich heute vor Ort klären: Die Menschen kommen mit ihren Handys und zeigen Fotos von erkrankten Pflanzen oder neu zu bepflanzenden Flächen. Sarembe und seine Mitarbeiter kennen immer eine Antwort, ohne lange nachzuschlagen.

Veränderte Nachfrage

Die Nachfrage hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. „In den 70ern haben wir serbische Fichten, Zedern und Wachholder verkauft, das will heute keiner mehr.“ Dafür stehen exotischere Gewächse und auch heimische Rosen und Stauden hoch im Kurs. Schädlingsplagen hatte der Gärtner in all den Jahren keine zu beklagen. „Das ist unser tägliches Geschäft, das haben wir alles im Griff.“

Auf die zunehmende Trockenheit hat er mit Tröpfchenbewässerung direkt in den Topf reagiert. „Mit Sprinkleranlagen wässert man ja mehr die Gehwege als die Pflanzen, so kommt das Wasser nur da an, wo es hingehört.“ Natürlich kostet das viele Wässern – allerdings hat er in den milden Wintern dafür Heizkosten im Gewächshaus gespart. Aus Kostengründen gibt er den Betrieb nicht auf, auch wenn der Krieg in der Ukraine auch hier seine Auswirkungen zeigt: „Torf kommt aus Litauen oder Lettland, früher hat der Lkw-Fahrer dann von hier Waren nach Russland mitgenommen. Das geht heute nicht mehr, also fährt er leer zurück und die Fahrt kostet doppelt.“

Verkauf an Leverkusener Unternehmen

Nein, es ist der Wunsch nach mehr Freizeit, der die Sarembes antreibt. Einfach mal mehr als eine Woche in Urlaub fahren, und entspannt beim Kaffee sitzen, ohne bangen Blick in die Wolken. Das Areal verkauft er zum Jahresende, an ein bereits in Leverkusen ansässiges Unternehmen, mehr möchte er noch nicht sagen. Aber ein Fachmann für Leverkusens Böden und Gartenwelt, der wird künftig fehlen.

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