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UnternehmenNoch kein Nachfolger in Sicht

2 min

Hans-Peter (links) und Heinz-Herbert Hoffzimmer suchen für ihren Traditionsbetrieb in Lützenkirchen einen Nachfolger.

Lützenkirchen – Vor 85 Jahren bestand das heute dicht bebaute Lützenkirchen noch weitgehend aus Feldern, Obstwiesen und Weiden. Ochs und Pferd waren anno 1927 noch längst nicht von Traktoren verdrängt worden, und so hatte der Sattler Johann Hoffzimmer dank vieler Aufträge aus der Landwirtschaft sein Auskommen. Sein frisch gegründeter Handwerksbetrieb hatte sogar genug Arbeit für zwei angestellte Gesellen in der Sattlerei und Polsterei an der Lützenkirchener Straße, wo sich das Familienunternehmen noch heute befindet. Womöglich sind seine Tage jetzt aber gezählt, da Johann Hoffzimmers Söhne Hans-Peter und Heinz-Herbert bisher vergeblich nach einem Nachfolger suchen.

Die Nachkommen des Firmengründers, selbst schon 72 und 68 Jahre alt, wollen sich Ende des Jahres zur Ruhe setzen und ihren Lebensabend genießen, fänden es aber schade, wenn damit ein weiteres inhabergeführtes Fachgeschäft einfach verschwinden würde. Umso mehr, als sie die Tradition ihres Vaters fortgesetzt und den Betrieb im Lauf der Zeit immer wieder umgebaut, erweitert und modernisiert haben. Heute präsentiert sich das Unternehmen in der Lützenkirchener Straße 346 mit einem großzügigen Ausstellungsraum für Polstermöbel und Stoffmuster hinter einer durchgehenden Schaufensterfront, eine Etage tiefer befindet sich die eigene Werkstatt.

Gute Zeiten

Hans-Peter Hoffzimmer war schon direkt nach der bestandenen Gesellenprüfung als Polsterer und Dekorateur in das Geschäft eingestiegen, sein Bruder Heinz-Herbert stieß Anfang der 70er Jahre dazu. Damals begann auch eine Art Blütezeit für den Familienbetrieb, erinnert sich Hans-Peter Hoffzimmer. Die Stadt Leverkusen, dank sprudelnder Gewerbesteuern aus dem Bayerwerk höchst liquide, geizte nicht mit Aufträgen an Handwerker, um Amtsstuben, Schulen und Kindergärten zu verschönern. Nicht umsonst wurde in jener Zeit das Wort vom „Leverkusener Standard“ geprägt, wonach alles nur vom Feinsten zu sein hatte. „Heute hingegen bestellt die Stadt ausdrücklich B-Ware, die ruhig Webfehler haben darf“, sagt Hoffzimmer. Der 72-jährige Raumausstatter blickt auf etliche Jahrzehnte als Geschäftspartner der Stadt zurück und hat dabei zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Gelegentlich auch weniger positive: Vor allem durch seine Hinweise wurden vor zwei Jahren die Machenschaften eines Mitarbeiters der städtischen Gebäudewirtschaft publik, von dem sich die Stadtverwaltung wegen des Verdachts der Vorteilsnahme trennen musste.

Den reichen Schatz ihrer Erfahrungen wollen Hans-Peter und Heinz-Herbert Hoffzimmer gerne mit einem möglichen Nachfolger teilen, den sie in der Anfangszeit notfalls auch noch täglich begleiten und beraten würden. Aber selbst die von ihnen um Hilfe gebetene Handwerkskammer konnte bisher noch keinen geeigneten Kandidaten vermitteln.