VerkehrsinselnAus der Wüste soll bald eine Wiese werden

Sand statt grün an der Stixchestraße.
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Leverkusen – Verkehrsinseln dienen dem schönen Zweck, Fahrbahnen so ordentlich zu teilen, dass sich die Autofahrer nicht in die Quere kommen. Die Inseln im Straßenraum haben aber noch einen weiteren Sinn: Sie sollen die Umgebung schöner und vor allem grüner machen. Insofern mutet eine für den Leverkusener Straßenraum vollkommen neue Art des „Straßenbegleitgrüns“ zunächst merkwürdig an, denn die Fahrbahnteiler auf der Wöhlerstraße und auf der Stixchesstraße sind vom Grünflächenamt zu Sandflächen umgestaltet worden, dazu hat man die Grasnarbe abgeschält.
Blumenwiesenmischung geplant
Die Stadtverwaltung schreibt auf unsere Anfrage: „An beiden Stellen wurden abgestorbene Bodendecker entfernt, die in den letzten beiden trockenen Sommern vertrocknet sind. Die Flächen wurden für die Aussaat einer geeigneten Blumenwiesenmischung vorbereitet, die in nächster Zeit eingesät werden soll. Der Boden und damit die Wasserversorgung in diesen Flächen ist so schlecht, dass die Nachpflanzung von Gehölzen dort aussichtslos ist.“ Was die städtische Pressestelle nicht schreibt: An der Wöhlerstraße soll etwas für die Bienen getan werden, eine oft gestellte Forderung an die Verwaltung.
Büsche entfernt
Das ist aber nicht die ganze Geschichte: Bis 2013 trug das dortige Straßenbegleitgrün seinen sperrigen Namen noch zu recht, es bestand aus Gehölzen, wenn die auch niedrig gehalten wurden. Dann begann das Grünflächenamt damit, die etwa knie- bis mannshohen Büsche zu entfernen, die bis dahin auf eigentlich allen Fahrbahnteilern gestanden hatten. Auch Bäume fielen. Der Grund, den das Grünflächenamt damals angab, war schlicht Kostenreduktion. Damals hieß es: „Das hat auch einen wirtschaftlichen Aspekt, wir müssen auf unser Budget achten.“ Mit Maschinen seien solche Mittelinseln leichter zu pflegen, wenn nur noch Gras wachse. Nur: Rasenflächen trocknen leicht aus, sie sind weder für die Insekten gut, noch haben sie eine gute Filterwirkung für die Luft.
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Unklar ist, wie üppig die Pflanzen auf den Sandflächen wachsen werden und wie zahlreich die Blüten sprießen werden. Durch den nährstoffarmen Sand sollen die Böden so abmagern, dass darauf eine artenreiche und blühende Pflanzenmischung gesät werden kann. Der Leiter des Umweltamts kommentierte im letzten Naturschutzbeirat die neue Gestaltung der Mittelstreifen ablehnend: Sandabbau sei nicht nachhaltig, und durch den Eintrag von natürlichem Dünger werde dort alsbald die Vielfalt wieder verschwinden.
Kahlschläge an Landstraßen
Es gibt gute Gründe, über neue Wege beim Umgang mit dem Straßenbegleitgrün nachzudenken. Nicht nur wegen der Kahlschläge durch Straßen NRW an den Landesstraßen in den vergangenen Jahren ist viel Biomasse verloren gegangen. Zuletzt ließ die Behörde kapitale Bäume an der abschüssigen Seite der Wuppertalstraße in Richtung Leichlingen fällen. Aber auch abgeholzte städtische Straßenbäume werden nicht immer nachgepflanzt.
Pflanzen als Feinstaubfilter
Die Stiftung „Die Grüne Stadt“' fördert die Forschung, die sich mit dem Nutzen von Pflanzen in der Stadt beschäftigt. In einer ihrer Publikationen heißt es: „Viele Städte nutzen Grünflächen als wichtiges Mittel zur Verbesserung der Luftqualität. Umfangreiche Untersuchungen über die Leistungsfähigkeit des Stadtgrüns haben gezeigt, dass Bäume und Sträucher mehr Schadstoffe sammeln als reine Rasenflächen.“ Erforscht sei, dass sich Feinstaub unterschiedlich stark an verschiedenen Pflanzenarten ablagere, Forschungsbedarf bestehe aber weiterhin. Zum Beispiel wie Pflanzen die ultrafeinen Partikel filtern.
Rasen ist die schlechteste Grünlösung
Eins scheint aber Stand der Forschung: Die beste Filterwirkung haben Grünflächen mit Bäumen mit einer von allein gewachsenen krautigen Vegetation darunter.
Kurzer Rasen, der inzwischen auf sehr vielen Verkehrsinseln wächst, ist vielleicht eine billige, aber nicht die beste Wahl, schlechter als einfacher Rasen sind nur noch asphaltierte, geschotterte und betonierte Verkehrsinseln.