Kontrollen in Leverkusen angekündigtHier wird die WM geschaut – obwohl das Gesetz es verbietet

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Blick durch das Fenster einer Wettannahmestelle in Leverkusen-Wiesdorf: Hier schauen zahlreiche Kunden ein WM-Spiel.

In einer Wettannahmestelle in Leverkusen-Wiesdorf schauen zahlreiche Kunden ein WM-Spiel.

In Wettannahmestellen in Leverkusen wird die Fußball-Weltmeisterschaft auf Bildschirmen übertragen, ganze Spiele werden hier geguckt, obwohl es verboten ist. Spekulieren Wettanbieter auf die Überlastung der Behörden?

Die Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft ist fast durch, am Samstag beginnen schon die K.O.-Spiele. Eine Fußball-WM ist eine einen Monat andauernde Gelegenheit für Kneipen und Restaurants, den Gästen täglich Fußball zeigen zu können, ohne horrend teure Abonnementgebühren an private Fernseh-Anbieter zahlen zu müssen, die etwa für Bundesliga-Übertragungen fällig werden. Die Spiele werden frei im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt, jeder, der GEZ-Gebühren und Gema zahlt, darf sie zeigen. Für größere Veranstaltungen gibt es ein Reglement der Fifa.

Doch die WM läuft auch in Lokalen, die sie eigentlich nicht zeigen dürfen.

Wettannahmestellen Leverkusen: Keine Aufenthaltsqualität

Zu den wenigen, die das nicht dürfen, gehören Wettannahmestellen. Die werden nur unter der Voraussetzung genehmigt, dass sie ihren Wett-Kunden keine Aufenthaltsqualität bieten, schon gar nicht dürfen sie mit Monitoren bestückt sein, auf denen Sportereignisse gezeigt werden. Das zum Beispiel unterscheidet sie von echten Wettbüros, die das ihren Kunden bieten dürfen. Sie tun es aber trotzdem, zu verlockend scheinen die Möglichkeiten, an der WM etwas mitzuverdienen. Auch in Leverkusen, konkret in Wiesdorf, sitzen in einem dieser Geschäfte bei Spielen Kunden mit Zetteln in den Händen und gucken Fußball auf zwei Monitoren.

Eine Stadtsprecherin schreibt auf unsere konkrete Anfrage: Es handele sich nach Genehmigungsstatus um ein Wettannahmestelle (ohne Aufenthaltsqualität), die 2020 genehmigt wurde. Der Fachbereich Bauaufsicht werde hier verstärkt über Ortsbesichtigungen die Einhaltung der Auflagen aus der Baugenehmigung prüfen und bei anhaltenden, nachweisbaren Verstößen auch die Einleitung von ordnungsbehördlichen Maßnahmen prüfen.

Bis Freitag war das noch nicht geschehen, da lief – gut sichtbar von außen – am frühen Abend, noch zu Bürozeiten, Ghana gegen Uruguay.

Risikoanalyse Geldwäsche: Kontrollen lohnen sich

Für Kommunen kann es sich lohnen, etwas gegen Glücksspielstätten zu unternehmen. Nicht nur, weil Spielsucht Menschen in den Ruin treiben kann und Wettgeschäfte den Abstieg von Stadtteilen anzeigen und befördern. In der ersten nationalen „Risikoanalyse Geldwäsche“ des Bundesfinanzministeriums heißt es: „Ähnlich den Shisha-Bars bieten Glücksspielstätten und Wettbüros, die von diesen Clan-Strukturen kontrolliert werden, die Möglichkeit zur Einschleusung kriminell erlangter Gelder in die Legalwirtschaft und sind somit fester Bestandteil der einschlägigen Geldwäschehandlungen. Zudem bieten sie eine Basis zur Vorbereitung, Verabredung und Begehung von Straftaten.“

Sowohl Wettannahmestellen als auch Wettbüros werden bei Stadtplanern und auch von Sicherheitsbehörden kritisch gesehen. Mit dem Profi-Fußball ist die Wettbranche innerhalb weniger Jahre fest verwachsen. Längst gibt es ein Bündnis gegen Sportwetten-Werbung. Es gibt kaum noch einen Profiklub, der kein Geld von der Wettbranche nimmt: der 1. FC Köln hat einen Exklusivpartner aus der Branche und Bayer 04 Leverkusen bekommt Geld vom offiziellen Premium-Partner Tipwin.

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