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Willi Holdorf mit 80 Jahren gestorbenTrauer um ein großes Vorbild

Lesezeit 2 Minuten

Als Held wurde Willi Holdorf bei seiner Rückkehr aus Tokio 1964 in Leverkusen gefeiert. Er blieb bis heute unvergessen.

  1. Willi Holdorf ist der erste deutsche Sportler, der 1964 eine olympische Goldmedaille im Zehnkampf gewonnen hat.
  2. In Leverkusen war Holdorf eine ganz besondere sportliche Legende. Wir blicken zurück.

Leverkusen – Ein sportlicher Held, eine starke Persönlichkeit ist gestorben. „Wir trauern um eine Lichtgestalt“, sagt Jörn Elberding, Geschäftsführer der Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer Leverkusen. Willi Holdorf, der erste deutsche Sportler, der 1964 eine olympische Goldmedaille im Zehnkampf gewonnen hat, ist am Sonntagabend im Alter von 80 Jahren in Achterwehr bei Kiel gestorben. In Leverkusen war Holdorf eine ganz besondere sportliche Legende.

Der Norddeutsche, aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Glücksstadt an der Elbe, war als Jugendlicher mit Fußball ins sportliche Leben hineingewachsen und hatte im Handballtor gestanden. Als Leichtathlet wurde er mit 19 Jahren Deutscher Juniorenmeister im Zehnkampf. 1960 kam der Wechsel nach Leverkusen, wo ihn Trainerlegende Bert Sumser unter seine Fittiche nahm. In der Niederfeldstraße in Wiesdorf wohnte Holdorf. 21 Zehnkämpfe absolvierte er, acht Mal ging er als Sieger daraus hervor. Der Sieg in Tokio mit dem legendären Zusammenbruch am Ende des 1500-Meter-Laufs, wurde mit dem zusätzlichen Titel „Sportler des Jahres“ der abschließende Höhepunkt seiner Sportkarriere. Er musste sich um Familie, Studium und Beruf kümmern.

Quer durch die Sportarten

Doch der Sport ließ ihn nie los, er lebte ihn in seltener Vielfalt aus. Als erfolgreicher Leichtathletiktrainer in Leverkusen, wo er Stabhochspringer Claus Schiprowski und Hürdenläufer Günther Nickel in die Weltspitze führte, kurzzeitig als Fußball-Trainer bei Fortuna Köln, als Konditionstrainer im Tennis, als Anschieber und als Bremser beim Bobfahren. Hauptberufliche arbeitete er viele Jahre als Vertreter des Sportartikelherstellers Adidas. In Kiel gehörte er zuletzt noch als Gesellschafter dem Aufsichtsrat des Handball-Bundesligisten THW an.

Willi Holdorf wurde im Februar 80 Jahre alt.

Leverkusen hat Willi Holdorf aber noch mehr als nur sportlichen Ruhm zu verdanken, ruft Landtagsabgeordneter Rüdiger Scholz in Erinnerung: „Es ist die Unabhängigkeit unserer Stadt und die Verhinderung der Eingemeindung Leverkusens nach Köln. Sein überragendes gesellschaftliches Engagement als Sprecher der Initiative »LEV muß leben« hat den entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass die Landespolitik im Jahr 1974 noch einmal die Pläne der Eingemeindung Leverkusens nach Köln überdacht hat und unsere Stadt unabhängig und kreisfrei geblieben ist.“

Das sollte Leverkusen ihm danken, meint Scholz. „Der Stadtrat hat zwar beschlossen, keine Straßen und Plätze mehr nach Personen zu benennen. Aber im 90. Jahr nach unserer Gründung sollten wir in Leverkusen einen Ort finden, der Willi Holdorf und sein Engagement für die Unabhängigkeit Leverkusens dauerhaft würdigt. Ohne ihn würde es keinen 90. Geburtstag unserer Stadt geben.“

Zwei Schlaganfälle hat Willi Holdorf noch überlebt. Am Sonntagabend starb er nach schwerer Krankheit in seiner schleswig-holsteinischen Heimat.