Gegen WohnraummangelGBO plant drei Projekte mit je 100 Wohnungen in Leverkusen

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GBO-Neubau Imbacher Weg

Der frisch bezogene GBO-Neubau am Imbacher Weg.

Die Lage am Wohnungsmarkt ist angespannt. Die Opladener Genossenschaft will sie lindern helfen.

„Am Leverkusener Wohnungsmarkt gibt es weiterhin keine Entspannungstendenzen.“ Mit diesen Worten wies Geschäftsführerin Meral Tosun in der Mitgliederversammlung des Gemeinnützigen Bauvereins Opladen auf die krisenhafte Situation hin, die den Wohnraummangel in der Stadt weiter zugespitzt hat. Gerade daher sehe sich die Genossenschaft aber in der Verantwortung, weiter in den Neubau von Wohnungen zu investieren, so ihr Vorstands-Kollege Alexander Dederichs.

2022 sei „ein Jahr voller Schrecken, Krisen und Herausforderungen“ gewesen, hatte Tosun in ihren Vortrag eingestimmt. Nachdem zwei Jahresversammlungen des GBO coronabedingt digital im Netz abgehalten worden waren, war dieses Treffen in der Stadthalle Bergisch Neukirchen, zu dem 130 stimmberechtigte Mitglieder erschienen waren, das erste echte Wiedersehen. Es begann mit dem Gedenken des mit 71 Jahren im Frühjahr verstorbenen früheren Geschäftsführer Bernd Fass, der drei Jahrzehnte lang „das Gesicht des GBO“ gewesen ist, wie Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Löb erinnerte.

Bisher gut durch die Krisen

Corona, Wupper-Hochwasser und zuletzt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben der GBO vor Herausforderungen gestellt. Allein die Überflutungen im Juli 2021 haben die Genossenschaft rund 6,4 Millionen Euro gekostet – wovon fünf Millionen allerdings durch Versicherungen gedeckt waren und die verbleibenden 1,4 Millionen Euro bei der Wiederaufbauhilfe NRW beantragt und großteils schon ausgezahlt worden sind. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, so Dederichs, inzwischen ganz erleichtert.

Mitgliederversammlung GBO in der Stadthalle Bergisch Neukirchen mit (v.l.) den Geschäftsführern Stefan Dederichs und Meral Tosun, Aufsichtsrasvorsitzender Dirk Löb

Mitgliederversammlung GBO in der Stadthalle Bergisch Neukirchen mit (v.l.) den Vorständen Stefan Dederichs und Meral Tosun und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dirk Löb.

Überhaupt sei dem GBO die Beseitigung der Flutschäden relativ gut und zügig gelungen, andere arbeiteten immer noch daran. Neun Monate nach der Flut waren alle Mieteinheiten des Vereins schon wieder in Betrieb. Und für 2022 konnte der GBO in seiner 120. Mitgliederversammlung eines der höchsten Jahresergebnisse seiner Geschichte feststellen – mit einem Überschuss von gut 2,3 Millionen Euro, einem Bilanzgewinn von über 536.000 Euro und einer daraufhin nahezu einstimmig beschlossenen Dividendenausschüttung von 2,5 Prozent. Derzeit verfügt der GBO über 1990 Wohnungen, 54 Gewerbeeinheiten und 1287 Garagen und Autostellplätze. 

Ungebrochen hohe Nachfrage

Die Nachfrage bleibt ungebrochen groß. Jährlich erreichen die Opladener Genossenschaft rund 2000 neue Anfragen von Mietinteressenten, während nur 100 bis 120 ihrer Wohnungen einen Mieterwechsel erleben. Aktuell stauen sich 4000 Mietanfragen beim GBO. Weil sich der Verein trotz genutzter Chancen zu Modernisierungen um eine schnelle Wiedervermietung bemüht, liegt die Leerstandsquote bei lediglich 0,2 Prozent. 

Um den stadtweiten Bedarf decken zu können, müssten jährlich mindestens 520 neue Wohnungen gebaut werden. Doch die Baukonjunktur stockt derzeit, aufgrund steigender Preise – rund 20 Prozent mehr in zwei Jahren –, vervierfachter Zinsen, verschärfter Bauvorschriften und mangelnder Bauflächen. Der Druck wird somit immer höher.

Wohnhaussanierung des GBO an der Sandstraße

Die Wohnhaussanierung des GBO an der Sandstraße sichert günstige Mieten.

Bei Modernisierungen im Bestand geht es vor allem um Energieeinsparung und Barrierefreiheit, um der steigenden Nebenkosten Herr und der im Durchschnitt immer älteren Bevölkerung gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist die energetische Sanierung von GBO-Bauten an der Sandstraße, wo 43 Wohnungen, die aus der Bindung für geförderten Wohnungsbau entfallen wären, nach der Grundsanierung für weitere 30 Jahre preiswert vermietet werden können, jetzt für 6,70 Euro Kaltmiete im Monat. Drei Millionen Euro wurden dafür investiert.

Weitere Sanierungsvorhaben sind in Vorbereitung, aber auch Neubauten sind erstellt worden oder noch in Planung. 2022 fertiggestellt wurden unter anderem das Doppelhaus am Imbacher Weg, für das alte Wohngebäude an dieser Stelle zunächst etwas zäh „entmietet“ worden waren, und das ab Februar 2023 bezogen wurde. Ein Neubau entstand auch an der Burscheider Straße, ein Bestandsbau an der Kanalstraße wird aufgestockt.

GBO-Zentrale Düsseldorfer Straße

Die GBO-Zentrale Düsseldorfer Straße ist selbst stark vom Hochwasser der Wupper betroffen gewesen.

An der Birkenbergstraße hat aktuell noch eine Räumungsklage den Abriss einer Häuserzeile verzögert, an deren Stelle das soziale Wohnprojekt mit dem Verein Solemio errichtet werden soll, mit 21 Wohnungen binnen 15 Monaten Bauzeit. Als „nicht mehr akzeptabel“ bezeichnete Dederichs bei allem Verständnis für den herrschenden Fachkräftemangel, dass der Bauantrag für das Sieben-Millionen-Euro-Projekt erst nach 27 Monaten Bearbeitungszeit von der Stadtverwaltung bewilligt worden ist.

Zukunftspläne

Im längeren Vortrag des Vorstands wurde eine ganze Reihe weiterer Sanierungs- und Neubauvorhaben angekündigt. Darunter aktuell geplante Mehrfamilienhäuser in Bürrig und Manfort, der Ankauf einer größeren Baufläche in Manfort, auf der „deutlich mehr als 100 Wohnungen“ entstehen könnten, und Verhandlungen mit der Stadt über den Erwerb zweier Baufelder in der Neuen Bahnstadt West durch den GBO, auf denen jeweils 100 bis 120 Wohnungen gebaut werden können.

Für den Bericht des Vorstands gab es reichlich Beifall in der Stadthalle und in der mit digitalen Abstimmungsgeräten beschleunigten Abstimmung nur drei Gegenstimmen bei der Entlastung. Es werde „weiter mit hoher Drehzahl gefahren“, lobte Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Löb das Engagement der Genossenschaft. 

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