Den Angeklagten wird vorgeworfen, über Monate Bankkarten und Pin-Briefe aus der Post abgefangen zu haben.
Vier AngeklagteInsgesamt 146.000 Euro: Auch Leverkusener sollen Opfer von Betrug geworden sein

Unter anderem mit der Tarnung einer DHL-Jacke sollen die Angeklagten Briefe der Deutschen Post abgefangen haben.
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Einen rund einstündigen Monolog gibt es im Rahmen einer Gerichtsverhandlung wahrlich nicht häufig. Zum Auftakt der Verhandlung im Landgericht Köln kam es am Donnerstag aber zu einem regelrechten Vorlese-Marathon der Staatsanwaltschaft. Insgesamt vier Männer sitzen auf der Anklagebank – ihnen wird Bankkartenbetrug im großen Stile vorgeworfen, es soll um eine Summe von insgesamt rund 146.000 Euro gehen.
Briefe in Postkästen durchwühlt – in Hoffnung auf Bankkarten
Die Staatsanwaltschaft verliest dabei gleich mehrfach die Auflistung der durch die Betrugsmasche geschädigten Personen – inklusive jeder Zahlung, die über ihre Karte getätigt wurde.
Denn primär wird den vier angeklagten Männern vorgeworfen, eine Masche auch im Rheinland angewandt zu haben, die bereits in vergleichbaren Situationen anderswo vor Gericht landete. Im Zeitraum zwischen August und Oktober 2024 sollen sie immer wieder Ablagekästen der Post, unter anderem in Köln-Poll angesteuert haben, um dort mit einem Spezialschlüssel an den Inhalt zu kommen.
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Die nächsten Schritte der Masche waren laut Staatsanwaltschaft, dass zwei Angeklagte in einem Sprinter davonfuhren – und im Anschluss die abgefangenen Briefe darauf durchwühlt wurden, ob darin Bankkarten oder Briefe, auf denen eine entsprechende Pin zu finden ist, enthalten sind. Die restliche Post sei dann wieder zurückgebracht worden.
Gewerbs- und bandenmäßiger Betrug
Unter anderem müssen sich die vier Angeklagten nun wegen gewerbs- und bandenmäßigem Computerbetrug verantworten, einer von ihnen sitzt derzeit im Gefängnis. Im Rahmen des ersten Verhandlungstages mussten sie sich alle Auszahlungen anhören, die mit der Betrugsmasche, die ihnen vorgeworfen wird, aktuell in Verbindung gebracht wird.
Die Opfer kommen in erster Linie aus Köln und Leverkusen. Nacheinander verliest die Staatsanwaltschaft, wie viele Kontoverfügungen mit jeweils mit einer Karte vollzogen wurden – und wie hoch die Summen ausfielen. Mal waren es tatsächlich Summen unter einem Euro, in zahlreichen Fällen aber Beiträge jenseits der 1000 Euro.
Abhebungen im Minutentakt
Auf eine Karte eines Leverkuseners wurde etwa im Zeitraum von 10. August bis zum 12. August insgesamt achtmal zugegriffen. Dabei entstand ein Schaden von insgesamt rund 5500 Euro. Für den 9. August wurden bei gleich drei Leverkusenerinnen und Leverkusenern Auszahlungen über die entwendeten Karten festgestellt: In einem Fall wurden zweimal je 500 Euro abgehoben, einmal knapp 1500 Euro und bei der dritten betroffenen Person ein Betrag im dreistelligen Bereich. Im Minutentakt kommen weitere Auszahlungen hinzu – viele von ihnen im vierstelligen Bereich. Insgesamt kommt die errechnete Gesamtsumme von rund 146.000 Euro zusammen, denn auch Opfer aus Köln hat es hart erwischt. Auf einer Karte, die in der Post abgefangen wurde, gab es allein 58 Abbuchungen. Sie wurden in erster Linie in Supermärkten und an Bankautomaten getätigt.
Teil der Masche war offenbar auch eine DHL-Jacke, auf die die Angeklagten Zugriff gehabt haben sollen, um bei ihren Taten unerkannt zu bleiben. Der Zugriff der Polizei erfolgte dann aber am 23. Oktober im Kölner Stadtteil Poll – beim Versuch, an einem weiteren Postkarten auf dem Rolshover Kirchweg zu gelangen, kam es zur Festnahme durch Zivilpolizisten.
Angesetzt wurden sieben Verhandlungstage am Landgericht in Köln, die Urteilsverkündung soll im Januar 2026 erfolgen. Allerdings kam am ersten Verhandlungstag noch keiner der Angeklagten zu Wort: Mehrere Verteidiger beantragten, die Verhandlung auszusetzen. Grund dafür ist, dass Unterlagen erst kurz vor Verhandlungsbeginn zugeschickt worden seien. Dieser wurde nach Beratung aber zurückgewiesen – am Montag, 24. November, geht es am Landgericht weiter.

