Zur HochsaisonMit einem Schädlingsbekämpfer durch Leverkusen

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Manchmal muss es die Spritze sein: Stefan Kittner beim Kampf in der Kolonie gegen Insekten.

Manchmal muss es die Spritze sein: Stefan Kittner beim Kampf in der Kolonie gegen Insekten.

Leverkusen – Nicht jeder Mitbewohner ist gerne gesehen in den eigenen vier Wänden – vor allem, wenn es sich um ungebetene Zugezogene mit mehr als zwei Beinen handelt; Flügel mag man meist auch nicht so sehr. Gut zureden hilft jedoch nicht, die Mitbewohner wieder vor die Tür zu schaffen, da muss ein spezieller Rausschmeißer ans Werk gehen. So einer ist Stefan Kittner, der als Schädlingsbekämpfer weiß, wie man Ratten, Wespen, Schaben, Wanzen und anderes Viehzeug wieder loswird. „Es kann jeden treffen. Das hat nichts mit Unsauberkeit zu tun und zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Es ist schlichtweg Natur“, so die Erfahrung des Leverkuseners.

Wespen im Dezember

Zurzeit ereilen ihn viele Anrufe wegen Wespen. Die Saison läuft bis September und Oktober. „Ich habe ein aktives Wespennest aber auch schon mal an einem 22. Dezember weggemacht“, erinnert er sich.

Meistens kommen die Mitbewohner von selbst. Andere gelangen als blinde Passagiere etwa in Verpackungen von Lebensmitteln ins Haus. Da steckt eine Maus in der Butter, Motten im Dörrobst oder Brotkäfer im Mehl.

Es gibt aber auch andere Orte im Haus, in denen sich die Mehrbeiner häuslich einrichten. Kittner erinnert sich an eine Kundin in Opladen, die sich wunderte, woher die ganzen Käfer in ihrer Wohnung kamen. „Besonders betroffen war eine Wand. Da hangen ihre alten Ballettschuhe“, so der Kammerjäger. Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass die Sohle der Schuhe mit einem Spezialkleber auf Mehlbasis versehen war. „Das schmeckte den Brotkäfern.“ Auch die aus Ägypten oder Marokko stammenden Pharaoameisen mögen es kuschelig. Sie sind nur halb so groß wie unsere heimischen Ameisen und von gelber Farbe. Ihre Lieblingsspeise ist Eiweiß. „Aber sie fühlen sich auch in einem Faxgerät wohl“, sagt Kittner.

Der Schädlingsbekämpfer wird oft gerufen, um ein Wespennest zu entfernen. Manchmal sogar Ende Dezember.

Der Schädlingsbekämpfer wird oft gerufen, um ein Wespennest zu entfernen. Manchmal sogar Ende Dezember.

Mitbringsel aus dem Urlaub

Bettwanzen können ein Mitbringsel aus dem Urlaub sein. Sie machen es sich zwischen den warmen Decken und Kissen gemütlich. Erste Anzeichen der winzigen Bettgenossen sind schwarze Pünktchen, etwa an der Matratze. Die Stiche bemerkt man nicht sofort, später kann es zu Juckreiz kommen. Hausmittel helfen gegen die Insekten nicht. Da muss gesprüht werden.

Von Hausmitteln gegen Ameisen und Co. hält Kittner wenig. Da müssten stärkere Geschütze aufgefahren werden. In Räumen mit wenig Mobiliar bietet sich die so genannte Wärmeentwesung an. „Dabei wird ein Raum für mindestens zwei Stunden auf über 64 Grad Celsius bis 70 Grad Celsius erhitzt. Da sich Eiweiß bei 64 Grad Celsius verformt, passiert das auch bei den Tieren“, erläutert der Experte. Ein Funkthermometer sorgt dafür, dass die hohe Temperatur auch bis in die kleinste Ecke kommt.

Das ist natürlich in einem vollgesteckten Wohnzimmer nicht möglich. An solchen Stellen arbeitet Kittner mit einem so genannten Insektizid in kleinen Kapseln und ein paar Tricks. „Schaben und Kakerlaken sind relativ schlau. Sie laufen nicht einfach über die Körner des Insektizid. Darum arbeiten wir mit einem Mittel, das aus Chrysanthemen hergestellt wird.“ Dieses so genannte Austreibungsmittel macht den Schädlingen so große Angst, dass sie in Panik davonrennen und über die tödlichen Körner laufen.

Ratten sind neugierig

Auch Ratten sind schlau – allerdings anders als der Volksmund glaubt. Eine Ratte kann nicht eine andere warnen. Kittner stellt gegen die Tiere Fallen mit einem Köder darin auf. „Ratten sind neugierig. Sie schauen erst einmal vorsichtig in die Box“, erläutert Kittner. Beim nächsten mal gucken sie sich schon etwas genauer um und entdecken den Köder. Aber beim Probieren sind sie noch vorsichtig. Beim darauffolgenden Besuch sind die Tiere schon mutiger und nehmen einen kleinen Biss, bis sie dann wiederkommen, um sich den Bauch vollzuschlagen. „Der Köder ist mit einem Blutgerinnungshemmer versehen. Nach drei bis vier Tagen beginnt der Stoff zu wirken und die Tiere sterben dann daran“, sagt der Kammerjäger. „Mäuse naschen lieber. Darum stellen wir mehrere kleine Fallen, statt eine groß auf.“

Tatsächlich helfen die Nager ihren Artgenossen. Sie legen so genannte Duftspuren. „Wenn man dann eine Falle aufmacht, sieht man das Fett, das sie von ihrem Fell am Boden gelassen haben“, so Kittner. Daran orientieren sich die anderen Mäuse oder Ratten. Die Mitbewohner haben also eindeutige Spuren hinterlassen – umso schöner, wenn sie wieder weg sind.

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