Wupsi droht PleiteWiedenhoff will den gesamten Nahverkehr übernehmen

Hell erleuchtet ist am Abend der Busbahnhof in Wiesdorf – die Zukunft der Wupsi könnte dagegen dunkel aussehen.
Copyright: Ralf Krieger
- Der Busunternehmer Wiedenhoff will das gesamte Wupsi-Netz übernehmen.
- Der Wupsi-Vorstand bezweifelt, dass diese Rechnung aufgeht.
Leverkusen – Es ist eine Katastrophe, die in einem internen Rathaus-Papier an die Wand gemalt wird: Der Wupsi droht die Pleite. Warum? Wegen Wiedenhoff. Der Busunternehmer hat mit Jahresbeginn eine Tochterfirma gegründet. Mit der hat Wiedenhoff sich darum beworben, das gesamte Wupsi-Netz zu übernehmen. Und zwar – das ist der Knackpunkt – ohne einen Euro öffentliche Zuschüsse zu brauchen. „Eigenwirtschaftlicher Betrieb“ heißt das. Kann Wiedenhoff das nachweisen, muss er den Zuschlag bekommen. So will es das Gesetz. In der Konsequenz wäre die Wupsi am Ende. Sie braucht Geld von ihren Eigentümern: 13 Cent pro Fahrt. Macht rund vier Millionen Euro Zuschuss im Jahr.
Damit kommen die Stadt Leverkusen und der Rheinisch-Bergische Kreis noch günstig weg. Der Branchenschnitt liege bei 37 Cent, heißt es in dem Papier, das dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt. In diese Rechnung fließen allerdings auch kommunale Verkehrsunternehmen ein, die ein teures U-Bahn-Netz unterhalten. Nach eigenen Angaben ist die Wupsi mit ihrem Zuschussbedarf die günstigste Nahverkehrsgesellschaft in Deutschland.
Entscheidung über Zuschlag bis zum Sommer
Wiedenhoff will das noch unterbieten. Das wäre möglich, wenn er das komplette, 1092 Kilometer lange und derzeit 58 Linien plus Schülerverkehr umfassende Wupsi-Busnetz unter seine Fittiche bekäme. Auf dieser Basis ließen sich Verluste aus wenig benutzten Linien mit den Gewinnen aus stark frequentierten ausgleichen. So ginge wohl die Rechnung des Unternehmers auf, der sich zunächst nicht äußerte.
Er liegt seit längerem mit der Wupsi im Clinch: Es geht um die Wiedenhoff-Linien 250 – das ist der Schnellbus von Köln nach Solingen – 252, 255, den Nachtbus 8 sowie die 239/240. Sie könnten zum Jahresende an die Wupsi gehen: Sie hatte dafür ursprünglich das günstigere Angebot gemacht. Wiedenhoff konterte auch hier mit einer Offerte, die ohne Zuschüsse auskommt. Damit könnte er sein Nahverkehrsgeschäft retten, das sonst existenziell bedroht wäre. Derzeit fährt das Burscheider Unternehmen die Linien auf Basis eines Notvertrags. Bis zum Sommer soll die Bezirksregierung entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Sie hat in Nahverkehrssachen das letzte Wort.
Wupsi-Vorstand hat mit der Deutschen Bahn gerechnet
Das gilt auch, was das Kerngeschäft der Wupsi angeht. Vor einem Jahr hatten der Stadtrat in Leverkusen und der Kreistag in Bergisch Gladbach beschlossen, das Linienpaket bei der Tochterfirma Wupsi zu belassen, wenn der jetzige Vertrag Ende 2016 ausläuft. Direktvergabe nennt man das. Diese Entscheidung muss aufgrund einer Brüsseler Richtlinie im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht werden. Der Zweck: Andere Nahverkehrsanbieter sollen die Möglichkeit bekommen, ebenfalls ein Angebot zu machen: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Holger Wiedenhoff und sein Co-Geschäftsführer Ralf Weltersbach brauchten die Anzeige im Amtsblatt nicht. Sie wussten, dass die Wupsi Favorit der Politiker bleibt. Diese begründen ihren Beschluss mit dem um die Hälfte verringerten Zuschussbedarf für den Betrieb des Busnetzes. Zudem halten die Entscheidungsträger die Argumentation des Wupsi-Vorstands für schlüssig. Marc Kretkowski bezweifelte am Mittwoch auch im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“, dass Wiedenhoff in der Lage ist, den Nahverkehr ohne Zuschuss zu betreiben. „Das kriegen sie selbst mit einem anderen Tarifvertrag nicht hin.“ Hinzu komme eine absehbare Personalnot, wenn Wiedenhoff die Gehälter drücke: „Zu solchen Konditionen bekommt man keine 260 Busfahrer.“
Dass ausgerechnet der kleine Konkurrent den Hut in den Ring wirft, überrascht den Wupsi-Vorstand. „Ich hatte mit der Deutschen Bahn gerechnet. Nicht mit Wiedenhoff.“ Dass die privatwirtschaftlich organisierte Bus-Tochter der DB nicht als Konkurrent auf den Plan getreten ist, wertet Kretkowski als Beleg, dass der Wupsi-Job nicht ohne Zuschüsse zu machen ist. „Die Bahn kennt das Geschäft aus dem Eff-Eff.“