Tornados nach Nörvenich verlegtNato probt atomaren Ernstfall über der Nordsee

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Ein Tornado in Nörvenich (Archivbild).

Ein Tornado in Nörvenich (Archivbild).

Nörvenich – Luftstreitkräfte aus der gesamten Nato fliegen seit Montag im Rahmen der Übung „Steadfast Noon“ über Westeuropa, um den Einsatz atomarer Sprengkörper für den Ernstfall zu trainieren. Dabei handelt es sich nach Angaben der Nato um eine „routinemäßige, wiederkehrende Trainingsaktivität“, die nicht „mit aktuellen Weltereignissen verbunden“ sei.

Rund 14 Länder und bis zu 60 Flugzeuge nehmen an dem Manöver, das bis zum 30. Oktober andauern soll, teil. Geflogen werde über Belgien, Großbritannien und der Nordsee. Bei der jährlich stattfindenden „Abschreckungsübung“ wird die Verteidigung des Bündnisgebiets mithilfe von Atomwaffen geprobt.

Manöver werde ohne scharfe Waffen absolviert

Der unterirdische Transport und das Anbringen an Kampfflugzeuge ist ebenso Teil der Übung, wie der Einsatz und Abwurf solcher Nuklearwaffen. Das Manöver werde allerdings ohne scharfe Waffen abgehalten. „Diese Übung trägt dazu bei, dass die nukleare Abschreckung des Bündnisses sicher und wirksam bleibt“, sagt Nato-Sprecherin Oana Lungescu.

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Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin bestätigte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass auch die deutsche Luftwaffe an „Steadfast Noon“ teilnimmt. Zu Fragen nach der Anzahl, Beschaffenheit und vermuteten Lagerorten, sowie den Umgang mit Nuklearwaffen könne man keine Auskunft geben. Diese Informationen unterliegen „aus Sicherheitsgründen den Geheimhaltungsregeln“.

Rund 20 US-Atombomben sollen in Büchel lagern

Am Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Büchel sollen sich nach Angaben des langjährigen ARD-Korrespondenten und Buchautors Werner Sonne rund 20 amerikanische Atomwaffen des Typs B61-12 befinden. Bereits im vergangenen Herbst haben die modernen Systeme ältere Waffen dort ersetzt. Dies sei ihm gegenüber aus Kreisen der Bundespolitik und der Luftwaffe bestätigt worden.

Die Start- und Landebahn des Fliegerhorsts in Büchel wird aktuell jedoch saniert. Die Arbeiten auf dem Militärflugplatz sollen etwa vier Jahre andauern. Aus diesem Grund wurden bereits Tornado-Kampfjets ins 115 Kilometer entfernte Nörvenich in Nordrhein-Westfalen verlegt.

Keine Verlegung der Waffen nach NRW

Dies bedeute jedoch nicht automatisch, dass auch die Nuklearwaffen nach Nörvenich verlegt wurden. „Die modernisierten US-Atombomben sind weiterhin in Büchel und werden dort auch bleiben“, sagte Werner Sonne gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie seien in speziell angepassten Bunkeranlagen untergebracht und würden dort bewacht werden.

Eine Verlegung der Atombomben sei nach Angaben des ehemaligen ARD-Korrespondenten nicht erforderlich. Zwar werde die Start- und Landebahn in Büchel saniert, über sogenannte „Taxi Ways“, Verbindungswege zwischen der Start- und Landebahn, sei die Beladung der Kampfjets mit den Nuklearwaffen aber weiterhin möglich. „Wenn es im Ernstfall darauf ankäme, ginge das auch weiterhin“, sagt Sonne. Die Luftwaffe müsste lediglich aus Nörvenich nach Büchel fliegen, um die Waffen aufzunehmen.

Verein ruft zur Demo am Samstag auf

Weder die Bundeswehr noch das Verteidigungsministerium in Berlin äußern sich dazu. Erst vor kurzem probte die Bundeswehr in Nörvenich unter Einsatz von Eurofightern, Tornados und weiteren Militärflugzeugen.

Der Verein „Ohne Rüstung Leben e. V.“ hat für kommenden Samstag, 22. Oktober zu einer Demonstration in Nörvenich unter dem Motto „Atomkriegsmanöver 2022 absagen!“ aufgerufen. Nach Angaben des Vereins spiele der Fliegerhorst Nörvenich als Ausweichstandort für Büchel eine zentrale Rolle bei der nuklearen Teilhabe. Die Kriegsgegner fordern unter anderem eine Absage der Beteiligung der Bundeswehr am Manöver „Steadfast Noon“ und den Beitritt zu einem Atomwaffenverbotsvertrag.

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In diesem Jahr steht ein solches Manöver unter besonderer Beobachtung, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin in jüngster Vergangenheit mehrmals mit dem Einsatz atomarer Waffen gedroht hatte. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte dies „gefährlich und unverantwortlich“.

Der grundlegende Zweck der nuklearen Fähigkeiten der Nato bestehe darin, den Frieden zu wahren. Das Ziel der Nato sei es, ein „Sicherheitsumfeld für eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen“.

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