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Kein Schnee, kein SkifahrenWann wird's mal wieder richtig Winter in der Region?

5 min
Skier dpa

Symbolbild

  1. Die Skigebiete von Eifel und Sauerland sind bereit für die Saison. Die Hänge sind präpariert, die Lifte freigegeben.
  2. Es fehlt nur eine Kleinigkeit: der Schnee.

Olpe/Hellenthal – Der Tüv hat die Lifte und Seilbahnen freigegeben, die Hänge sind inspiziert und bereit, es kann losgehen. Die Skigebiete im Sauerland haben ihren Testbetrieb aufgenommen.

„Die ersten beiden Skilifte laufen“, sagte am Samstag die Sprecherin der Wintersport Arena Sauerland, Susanne Schulten. Einige Zentimeter Neuschnee seien gefallen, auf dem Kahlen Asten sogar rund 25 Zentimeter. „Aber das gilt natürlich nur für die Spitze, nicht für den weiteren Verlauf der Pisten bis ins Tal.“

Noch sind alle damit befasst, in den Himmel und auf die Wetter-Apps zu schauen. Am Weißen Stein in der Eifel fehlt der Schnee, und im Sauerland – dem Land der 600 Schneekanonen – ist es insgesamt nicht kalt genug. „Naturschnee brauchen wir nicht mal unbedingt“, sagt Sebastian Stinn, der die Anlage in Fahlenscheid betreibt, „wir bräuchten ein paar Tage richtigen Frost – dann könnten wir den Hang nachhaltig beschneien.“ Konstant minus zwei Grad würden reichen – ab dieser Temperatur gefrieren die Wassertropfen, die die Düsen der Schneeerzeuger vor die Turbinen pusten.

Strategisch günstig

Fahlenscheid ist ein Ortsteil von Olpe und liegt strategisch günstig am Ende der Autobahn A 4/A 45 eine Stunde von Köln entfernt und auf halbem Weg nach Winterberg und Willingen, den berühmten Zentren des Wintersports im Sauerland. Das Warten auf Schnee hat dort eine gewisse Tradition. Noch in den 1980er Jahren waren die Winter lang und üppig – Hoteliers, Gastronomen, Lift- und Pistenbetreiber empfingen zwischen November und März Hunderttausende Gäste aus NRW, aus Hessen und den Niederlanden. Und dann blieben die Schneeflocken weg – und mit dem Schnee die Touristen.

Kleinstes Skigebiet von NRW, Szene aus früheren Jahren. In diesem Winter warten die Liftbetreiber in Fahlenscheid noch auf Schnee.

Das traf die Region wirtschaftlich ins Mark, und es stellte sich die Frage: Was jetzt? Im Jahr 2001 wurde der Masterplan Wintersport-Arena vorgestellt. Die Idee: Mit technischer Unterstützung – mit Schneekanonen und sonstigen Beschneiungsanlagen – und Investitionen in die Infrastruktur im tief dreistelligen Millionenbereich sollte sichergestellt werden, dass vor allem die Zentren mindestens 80 schneesichere Tage pro Saison würden anbieten können – und das beinahe unabhängig vom Wetter. Zudem schlossen sich die 57 Skigebiete der Region unter dem Namen Wintersport-Arena Sauerland zwecks gemeinsamer Vermarktung zusammen. Mit einigem Erfolg: In der vergangenen Saison wurden über 700.000 Wintersportgäste gezählt.

Wenn kein Schnee liegt, sind in Fahlenscheid die Mountainbiker am Hang unterwegs.

„Es gibt einen Wissens- und Kompetenztransfer zwischen den Betreibern der Skigebiete“, sagt Susanne Schulten, Sprecherin der Arena, zu den Vorzügen des Verbunds,. „Es gibt einen gemeinsamen Auftritt auf einer aktuellen und viel genutzten Webseite.“ Die Stinns aus Fahlenscheid sind Mitglied in diesem Verbund. „Das mit der Vermarktung stimmt schon“, sagt Sebastian Stinn. Aber als Betreiber sei man weitgehend auf sich alleine gestellt.

Sebastian Stinn mit Schneekanone.

Die Stinns sind seit jeher Landwirte in der Ortschaft Fahlenscheid, der Skihang ist ausgewiesen als land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche. Im Jahr 1969 – es gab Schnee im Überfluss – kam Stinns Großvater auf die Idee, einen Skilift in den schönen Berg zu bauen. 1988 kamen ein zweiter Lift und eine kleine Pistenraupe hinzu. „Wenn der Schnee weg war, war die Saison zu Ende“, sagt Sebastian Stinn. Deshalb holte Stinns Vater 1998 die ersten Schneeerzeuger, zwei Stück – nicht vergleichbar mit den Hochleistungsmaschinen von heute, aber immerhin. Und Fahlenscheid hatte sich einen guten Ruf als kleines Skigebiet erworben. Inzwischen sind acht Schneekanonen im Einsatz, Stückpreis 40.000 bis 50.000 Euro. Auch wenn sich die Anschaffung über ein paar Jahre erstreckt hat – das ist eine beachtliche Summe. Und es geht ja noch weiter. Wer Schneeerzeuger einsetzen will, braucht einen See als Wasserspeicher, aus dem die Geräte gespeist werden, und ein Pumpwerk, um das Wasser den Berg hochzuleiten in die Turbinen und Düsen.

Stinn sitzt beim Kaffee in seiner Berghütte, als er das alles aufzählt. Der Ausblick ist fantastisch. Bei klarem Wetter kann man im Norden den Funkturm von Lüdenscheid sehen, im Osten liegen die Hügel und Berge der nächsten und noch höher gelegenen Wintersportgebiete. Die Hütte – ein schmucker Holzbau – ist auch neu, Gastronomie, Sanitäranlagen, Skiverleih – alles jetzt unter einem Dach. Der Neubau wird anders als die Wintermaschinen ganzjährig genutzt, denn die Gegend ist für Wanderer attraktiv, und im Hang tummeln sich das Jahr über die Mountainbiker.

Kunstschnee hält länger

An guten Tagen – Weihnachtsferien, Wochenenden oder wenn die Karnevalsflüchtlinge aus den Metropolen kommen – arbeiten gut 25 Leute im Berg, in der Küche, im Service, im Verleih, an den Bergstationen und als Skilehrer. Das alles muss wieder eingespielt werden, die vergangene Saison war eher schwierig. „Wir hatten knapp 30 Tage Betrieb“, sagt Stinn. Das Problem: Wenn es in den Städten wärmer wird, kommt keiner auf die Idee, dass die Skigebiete geöffnet haben könnten. Dabei ist es so: „Wenn die Pisten einmal maschinell beschneit sind, dann taut es bei weitem nicht so schnell wie Naturschnee.“ Es gibt eine Faustregel: 20 Zentimeter Kunstschnee sind so gut und lange haltbar wie 40 Zentimeter Naturschnee.

Daten zu den Skigebieten

Skigebiet Fahlenscheid

- 600 Meter über NN

- 2 Abfahrtspisten, 500 m und 600 m lang

- 2 Doppelankerlifte

- 1 Rodelbahn

- 1 Zauberteppich (Kinderlift)

- Flutlichtbetrieb Dienstag, Donnerstag

- Schneebericht, Öffnungszeiten

www.fahlenscheid.de

Angaben über alle 57 Skigebiete der Wintersportarena Sauerland

www.wintersport-arena.de

Skigebiet Weißer Stein

- 690 Meter über NN

- 1 Abfahrtspiste, rund 550 m lang

- 1 Schlepplift

- 1 Rodelbahn, rund 350 m lang

- 1 Rodellift

- 12 km gespurte Loipen

- Wintersportgeräte-Verleih:

Eingang „Weißer Stein“/ Ski-Lift

Schneetelefon: 0 24 82/8 52 00

Aktuelle Informationen, Schneebericht:

www.weisserstein.info

Am Weißen Stein in Hellenthal-Udenbreth gibt es keine Schneekanonen, obwohl der Berg mit 690 Metern Gipfelhöhe gut 100 Meter höher liegt als der Hang in Fahlenscheid. Skiliftbetreiber Otto Sajonskowski hat’s mal überschlagen: „Schneekanonen, Wasserspeicher, Pumpwerk – wenn man alles einberechnet, werden die Investitionen leicht sechsstellig. Das lohnt sich hier nicht.“ So einen richtig langen Winter, sagt Sajonskowski, hat man schon lange nicht mehr erlebt; der beste Monat sei inzwischen der Februar. Dennoch sind auch hier die Vorbereitungen abgeschlossen. Oder um es so zu sagen: „Wenn morgen Schnee fällt, laufen am Weißen Stein die Lifte.“