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RiesennagerImmer mehr Nutrias in NRW – Plage und Delikatesse?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Nutria frisst Wasserpflanzen am Ufer.

Die Population der Nutrias in NRW steigt.

Die Zahl der Nutrias in Nordrhein-Westfalen hat sich in den vergangenen zehn Jahren laut Jagdverband NRW vervierfacht. Die Pflanzenfresser aus Südamerika stellen ein Problem für andere Tiere dar.

Süß oder putzig: Das sind wahrscheinlich Begriffe, die einem als erstes in den Sinn kommen bei dem Bild einer Nutria. Doch laut des Deutschen Jagdverbands (DJV) stellen die Pflanzenfresser für die heimische Natur eine Gefahr dar. „Das Problem ist, dass diese die Wurzeln frisst und die Pflanzen dann nicht mehr nachwachsen“, erklärt DJV-Pressesprecher Torsten Reinwald. Damit hat der „gesegnete Hunger“ des invasiven Nagetiers aus Südamerika einen Einfluss auf andere Tier- und Pflanzenarten.

Laut dem DJV meldeten 2021 zwei Drittel der Jagdbezirke in NRW die Nutria in ihrem Revier. Im Jahr 2015 lag der Anteil noch bei einem Drittel. Im Zeitraum 2020/2021 gab es laut Andreas Schneider vom Jagdverband Nordrhein-Westfalen 26.690 Individuen in NRW, im Jahr 2010/2011 lag die Zahl noch bei 5829. Schneider ergänzt, dass es im Betrachtungsraum über zehn Jahre also eine Vervierfachung der Population gegeben habe.

Sowohl der Landesjagdverband als auch der Jagdverband NRW gehen davon aus, dass die Nutrias sich in NRW durch den Rhein und große Feuchtgebiete im Bundesland besonders wohlfühlen. „Das ist der optimale Lebensraum für Nutria“, so Schneider.

Nutrias können schlecht mit dem Gewehr gejagt werden

Doch welche Folgen hat die wachsende Population der Nutrias, auch Biberratten genannt? „Wenn unter Wasser die Wurzeln fehlen, dann ändert das die Strömungsgeschwindigkeit und hat eine Auswirkung auf wirbellose Tiere“, erklärt Torsten Reinwald. Außerdem seien die Wurzeln der Pflanzen im und am Wasser häufig Brutstätten für Fische und Vögel. Darüber hinaus stellt das Tier ein Problem für den Deichschutz dar. „Der Hochwasserschutz ist nicht mehr gewährleistet“, erklärt Reinwald. Denn die Nutria gräbt meterlange Tunnel in Deiche. 

Die Jagdverbände fordern deshalb von der Politik ein Bekenntnis zur Fangjagd für invasive Arten. Dabei werden die Tiere lebend gefangen. Vom 1. April 2020 bis 31. März 2021 waren das in ganz Deutschland 101.500 Nutrias.

In Südamerika gelten die sogar als Delikatesse.
Thorsten Reinwald

„Das Tier ist dämmerungsaktiv“, erklärt Reinwald. „Es ist also schwer, es mit dem Gewehr zu jagen.“ Meistens werden dafür Kastenfallen verwendet, die mit einem elektronischen Fallenmelder ausgestattet sind. Dieser sendet eine Meldung an das Handy des Jägers oder der Jägerin. Im Anschluss werden die Nutria dann getötet. 

Normalerweise werden die Kadaver entsorgt, doch es gibt inzwischen mehrere Vorstöße, das Fleisch der Nutrias zu nutzen. Ein Restaurant in Meerbusch bot vor kurzem sogar einen Kochkurs an, in dem Nutriafleisch zubereitet wurde. Auch Torsten Reinwald selbst hat die Tiere schon probiert. „Das schmeckt lecker. In Südamerika gelten die sogar als Delikatesse und in der DDR wurden die in Zuchtanlagen gehalten, wegen ihres Fleisches.“ Dieses sei vergleichsweise dunkel, so Reinwald.

„Irgendwas zwischen Kaninchen und Hühnchen“, beschreibt er den Geschmack. „Wir haben da sogar mal Nutria-Nuggets draus gemacht“, erzählt er weiter. Auf der Messe „Internationale Grüne Woche“ wurden sie zur Blindverkostung angeboten.

Auch das Fell lasse sich verwerten, vor allem für Funktionskleidung, weil es so gut isoliere. „Es ist nur sinnvoll, die Tiere weiterzuverarbeiten. Das Fleisch ist gut, schmackhaft und gesund.“

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