160 Pflegekräfte vor dem KrankenhausProtest des Klinikpersonals in Waldbröl

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Von Gummersbach nach Waldbröl gereist ist ein Staffelstab, der Oberbergs Pflegekräften Mut machen soll.

Von Gummersbach nach Waldbröl gereist ist ein Staffelstab, der Oberbergs Pflegekräften Mut machen soll.

Waldbröl – Jetzt ist der Staffelstab in Waldbröl angekommen. Mut machen soll er – Mut, Wertschätzung einzufordern, sich Gehör zu verschaffen, Missstände anzuprangern und auch Mut, die Arbeit niederzulegen. So wie am Dienstagmorgen: Nach einer ersten Kundgebung am Gummersbacher Kreisklinikum, stehen schließlich etwa 160 Pflegekräfte auch in Waldbröl vor dem Krankenhaus. Die Kollegen und Kolleginnen aus Gummersbach, Waldbröl und Marienheide bilden vor dem Eingang ein Spalier, sie pfeifen und singen.

Zeit für Patienten fehlt

Mittendrin übergibt Katharina Klawunder, Krankenschwester an der Klinik für Innere Medizin in der Kreisstadt, jenen Stab an Nicole Schrade, die Leiterin der Palliativstation am Waldbröler Krankenhaus. Und während Klawunder von einer „Wende der Motivation in Gummersbach“ berichtet, schildert Schrade den Arbeitsalltag in der Marktstadt als ein Abarbeiten kleinerer und größerer Katastrophen.

„Egal, wie sehr wir uns abstrampeln: Wenn man allein die Verantwortung für 30 Patienten trägt, kann man den Anforderungen nicht mehr genügen“, klagt Schrade – auch mit Blick auf die im Grundgesetz als unantastbar beschriebene Würde des Menschen, also auch des Patienten. Im Krankenhaus könne die längst nicht mehr gewahrt werden, weil die Zeit für den Kranken fehle, zum Beispiel bei der täglichen Körperpflege.

Mehr Personal und höhere Löhne

So fordern die Kräfte im Warnstreik vor den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst in Potsdam am Donnerstag und Freitag nicht nur höhere Löhne, sondern auch mehr Personal, mehr Entlastung nach Wechselschichten sowie eine Zulage dafür, Zuschläge von 20 Prozent für Samstagsdienste und eine Pflegezulage von 30 Prozent. „Die Angebote der Arbeitgeber vom vergangenen Wochenende sind keine Wertschätzung“, urteilt Arno Appelhoff, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Gesundheit. „Sie sind eine Klatsche.“

Acht Stunden ohne Pause

Das sieht Manuela Szczeponik von der Gummersbacher Entbindungsstation ähnlich, ohne zu zögern hat sie sich dem Protest angeschlossen: „Im Früh-, Spät- und Nachtdienst betreuen wir zu zweit rund 25 Frauen – und zwölf bis 15 Kinder, die gern nicht mitgezählt werden“, sagt sie. „Da arbeiten wir oft acht Stunden ohne eine Pause.“

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Von ständiger Unterbesetzung berichtet Carmen Bäumler ebenfalls, seit fast 40 Jahren im Beruf und heute auf der Waldbröler Palliativstation tätig. „Seit 20 Jahren wird alles nur herunterreduziert.“ Keine Frage, dass ein Warnstreik angesagt sei: „Nun muss der Staat endlich handeln“, urteilt sie.

Ambulante Operationen abgesagt

Für den Warnstreik von der Nachtschicht am Montag bis in die Spätschicht am Dienstag habe das Klinikum Operationen, auf die ein Klinikaufenthalt folgt wäre, sowie am Dienstag zudem sämtliche ambulante Operationen abgesagt, erklärt Sprecherin Angela Altz. Eine Mindestbesetzung habe auf den Stationen die Patienten betreut. Der Kreißsaal sei jederzeit geöffnet gewesen.

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