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Anwohner protestierenÄrger um zwei geplante Windräder

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Siemerkusen – Ulrich Sülzer und Michael Gossmann sind sauer. Durch Zufall haben sie und ihre Nachbarn in Marienheide-Siemerkusen mitbekommen, dass unweit des Ortes hinter der Kuppe zum Nachbarort Dürhölzen zwei Windräder mit einer Höhe von 200 Metern entstehen sollen.

Lange Sonnenschatten, Lärm von den Rotorenblättern und nachts Disco-Beleuchtung: „Mit der Ruhe hier wäre es dann vorbei“, glaubt Nachbar Oliver Wagner. Gemeinsam mit Sülzer und Gossmann sieht er auch Natur und Umwelt in dem Landschaftsschutzgebiet betroffen. Nicht nur in ihrem Ort und in Dürhölzen, so die Siemerkusener, sondern auch im Neubaugebiet Hauerberg könnten die Auswirkungen zu spüren sein.

Grund genug für sie, bei der Gemeinde nachzufragen. Gossmann und Sülzer nutzten die Ratssitzung – die Antwort fanden sie aber unbefriedigend. Die Gemeinde wisse nichts von den Plänen, sagte Bürgermeister Stefan Meisenberg.

Weil Marienheide keine Vorrangflächen für Windräder ausgewiesen hat, so Meisenberg auf Anfrage dieser Zeitung, müssten Projekte im Einzelfall geprüft werden – egal, wo sie geplant sind: „Zuständig ist der Kreis, die Gemeinde wird nur nach ihrem Einvernehmen gefragt.“

Soweit ist es noch nicht, wie Christian Morawietz, Geschäftsführer der Firma Naturwerk aus Recklinghausen, erklärt: „Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium der Planung.“

Dennoch kann Morawietz schon mehr erzählen über das, was seine Firma die „Potenzialfläche Siemerkusen“ nennt. Tatsächlich sei geplant, dort zwei Windräder mit einer Höhe von 200 Metern zu errichten. Zurzeit gebe es Gespräche mit den Landeigentümern. Diese würden ihre Flächen bei dem geplanten Modell für die Betriebsdauer – in der Regel, so Morawietz, etwa 20 Jahre – an das Unternehmen verpachten.

Erst nach Vertragsabschluss würden die Eigentümer eine Genehmigung für den Bau der Windräder beantragen. „Das ist ein aufwendiges Verfahren, in dem es auch um naturschutzrechtliche Belange geht“, sagt der Naturwerk-Geschäftsführer. Insgesamt seien sogar 25 bis 30 Fachbehörden zu beteiligen und entsprechende Gutachten zu beauftragen: „Das kann schon zwei bis drei Jahre dauern.“

Morawietz sagt aber auch, dass sein Unternehmen den Standort vorab geprüft habe: „Wir halten ihn grundsätzlich für genehmigungsfähig.“ Die Abstände nach Siemerkusen und Dürhölzen – nach Berechnungen von Gossmann und Sülzer je nach Standort 400 bis 680 Meter – seien als solche laut der rechtlichen Vorgaben in Nordrhein-Westfalen zunächst kein Hindernis. „Den Rest müssen die Gutachten klären.“

Das Pacht-Modell sei bei einzelnen Anlagen durchaus gängig, erklärt Morawietz. „Naturwerk“ sichere mit einer Bankbürgschaft den späteren Abriss ab. Auch im Oberbergischen hat seine Firma damit bereits Erfahrung: Sie hat im Jahr 2009 in Kooperation mit den Landeigentümern bereits drei Windräder in Morsbach errichtet.