Überstürzte Rückreise aus Neuseeland19-Jährige muss Auslandsjahr abbrechen

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Hängepartie (v.l.): Amira Lepperhoff mit Reisebegleiterin Isabella Rink und Besucherin Luca von Woyski am Mount Cook.

Hängepartie (v.l.): Amira Lepperhoff mit Reisebegleiterin Isabella Rink und Besucherin Luca von Woyski am Mount Cook.

  • Eigentlich wollte die 19-Jährige Amira Lepperhoff aus Bergneustadt nach dem Abitur ein Jahr lang die Welt erkunden.
  • Doch, wie vielen anderen auch, hat ihr die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht.
  • So ließ sie sich von der Bundesregierung zurück nach Deutschland einfliegen.

Bergneustadt – „Ich habe großes Glück gehabt“, sagt Amira Lepperhoff. Sie ist eine von rund 240 000 Deutschen, die in der Corona-Krise von der Bundesregierung aus dem Ausland zurückgeholt wurden. Ihre Rückkehr nach Bergneustadt erfolgte darum ein halbes Jahr früher als geplant. Denn eigentlich wollte die 19-Jährige nach dem Abitur ein ganzes Jahr lang die Welt kennen lernen.

In einem Camper hatte sie zusammen mit Freundin Isabella Rink Neuseeland erforscht. „Von da aus sollte es weitergehen nach Australien und nach Bali. Aber erst musste ich Geld verdienen“, erzählt die Bergneustädterin. „Ich hatte gerade in Oakland einen Job als Kellnerin gefunden, als meine Eltern am Telefon vom Corona-Ausbruch in Deutschland berichteten. Das war für mich sehr weit weg, in Neuseeland ging der Alltag Anfang März noch seinen normalen Gang.“ Das blieb noch mehrere Wochen so. „Als in Deutschland schon alles geschlossen wurde, hatten wir im Restaurant alle Hände voll zu tun, die Touristen zu bedienen. Es wurden sogar noch mehr, als Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlegten, um die Passagiere von Bord zu evakuieren. Die übernachteten in der Stadt, waren super entspannt, gingen essen, ehe sie am nächsten Tag von ihren jeweiligen Regierungen nach Hause geflogen wurden.“ Keine Rede von Ausnahmezustand oder gar Kontaktsperren.

Familie ermutigt zur Heimkehr

Ihre Bergneustädter Reisebegleiterin Isabella Rink entschloss sich zur Heimkehr. Auch Amiras Familie begann zu drängen. „Das wollte ich zunächst nicht. Ich habe mich in dem kleinen Inselstaat gut aufgehoben gefühlt – sicherer als in Deutschland, wo immer mehr Menschen krank wurden. In Neuseeland gab es zu dem Zeitpunkt nur 160 Fälle.“

Doch dann kamen keine Kreuzfahrtschiffe mehr. Am 23. März hieß es, Stühle hochstellen, das Restaurant wurde geschlossen, die Angestellten durften das restliche Essen mit nach Hause nehmen, 48 Stunden später wurde die Ausgangssperre angeordnet. „Es war ganz unwirklich, ich habe noch schnell einige Bücher gekauft“, sagt Amira Lepperhoff. Dann saß sie mit zwei Neuseeländern und zwei Engländern in der gemieteten Wohnung.

„Ich war erstaunt, dass ich weiter meinen Lohn bekam, obwohl ich nur zwei Wochen gearbeitet hatte.“ Übers Internet erfuhr sie, dass andere Touristen weit weniger Glück hatten. Viele saßen irgendwo fest, durften wegen der Ausgangssperre nicht fahren und hatten Schwierigkeiten, sich zu versorgen. Sie durften nicht zum Flughafen fahren, tagelang war deswegen die Rückholaktion gestoppt. Amira Lepperhoff sagt: „Viele haben sehr negativ über ihre Erfahrungen berichtet. Ich habe dagegen nur Gutes erlebt. Neuseeländische Bekannte boten ihre Hilfe an, ich habe viel Gastfreundschaft erfahren.“

Das Campingauto blieb zurück

Am Ende beschloss sie dennoch, sich für die Rettungsaktion der Bundesregierung zu registrieren, um zu ihrer Familie zu kommen. Zwei Wochen lang hörte sie nichts, dann ging es sehr schnell. Innerhalb von zwölf Stunden musste sie zum Flughafen, durch zahlreiche Kontrollen, ohne Ticket, nur mit dem Reisepass. „Am Flughafen stand alles voller Campingautos, die die Touristen zurücklassen mussten. Niemand durfte mehr sein Auto verkaufen.“ Sie selbst überließ den mühsam ersparten Camper zwei irischen Bekannten, die bleiben wollten. „Vielleicht gelingt es ihnen ja, es irgendwann zu verkaufen .“

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