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Zirkus OrlandoBergneustädter Gruselshow war viermal ausverkauft

2 min
Junge Leute in weißen Kitteln werfen sich Jonglierkeulen zu.

Willkommen in der Heilanstalt: Bei den Dinner-Shows des Bergneustädter Zirkus Orlando wurden die Kunststücke in eine Rahmenhandlung integriert.

Der Bergneustädter Zirkus Orlando gastierte mit der Gruselshow „Artist Asylum“ in der Homburger Papiermühle.

Ja, tatsächlich, da am Eingang steht ein echter Sarg. Und überall verteilt liegen morbide verwelkte Rosen. Das Licht ist rötlich, die Zeichnungen an der Eingangstür verstörend, die Labels der Arzneifläschchen nicht gerade vertrauenerweckend. Doch das Willkommen im „Artist Asylum“ ist ungemein herzlich – so schlimm wird's also hoffentlich nicht werden.

Vier ausverkaufte Dinner-Shows der Varieté-Gruppe des Bergneustädter Zirkus Orlando haben rund 300 Gäste in die Homburger Papiermühle gelockt. Dort erlebten die Gäste großartige Artistik, eingebettet in eine perfekt gruselige Atmosphäre. Das industrielle Ambiente der Papiermühle bot den passenden Rahmen für eine zur Halloween-Zeit passende Rahmenhandlung, untermalt von Musik mit nicht immer unbedingt lebensbejahenden Texten.

Weltmeisterin aus Bergneustadt

Denn es ging ins Jahr 1928, in eine Heilanstalt voller skrupelloser Ärzte, deren Umgang mit der Patientenschaft nicht mit dem Hippokratischen Eid vereinbar ist. Außergewöhnliche Talente hat die Varieté-Gruppe en masse.  Eine große Bandbreite der Artistik präsentieren sowohl die Patienten als auch das medizinische Personal, das diese betreut (oder besser gesagt: quält), darunter Krankenschwester Tammy Prill sowie die Doktorinnen Eileen Ohl und Denise Schneider.

Dazu gab es Live-Musik und Gesang, viel Schauspielkunst und eine Portion durchgeknallten Humor. Luftakrobat Maximilian Schneider an den Strapaten und später am Vertikaltuch sorgte dafür, dass man eigentlich nicht mehr blinzeln mochte, um keine Sekunde zu verpassen. Lalenia Maiwald, 2006 Goldmedaillengewinnerin im Hochsprung bei den Einrad-Weltmeisterschaften in der Schweiz, zeigte, dass sie auf dem Einrad nichts verlernt hat und auch im Luftring toll ist.

Mia Schulenburg trommelt, spielt Gitarre – und mit dem Feuer: Mit zwei brennenden Bällen an Schnüren zauberte sie wilde Figuren in die Luft. Tristan Landau sang den Talking-Heads-Klassiker „Psycho Killer“ so gänsehaut-authentisch wie er auch als Jongleur glänzte. Tammy Prill am Trapez und das Pole Dancing von Alice Cuesta sorgten für begeisterten Beifall. Denise Schneider schuf mit ihrer Balljonglage poetische Bilder, und Martha Eyer ist als Pianistin, Akrobatin und Schauspielerin ein wahres Multitalent.

So war‘s am Ende nicht nur gruselig, sondern eher ein Abend, an dem es gar nicht genug Adjektive gab, um die beeindruckenden Auftritte zu beschreiben.