SchaltjahrHeute feiert Jörn Maiwald aus Bergneustadt einen echten Geburtstag

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In den Armen von Krankenschwester Elsbeth Lieferscheidt ist Jörn Maiwald das rechte der beiden Babys. Der heutige Diplom-Ingenieur wurde am Schalttag des Jahres 1968 in Bergneustadt geboren.

In den Armen von Krankenschwester Elsbeth Lieferscheidt ist Jörn Maiwald das rechte der beiden Babys. Der heutige Diplom-Ingenieur wurde am Schalttag des Jahres 1968 in Bergneustadt geboren.

Heute wird Jörn Maiwald 14. Er ist Diplom-Ingenieur und hat zwei Söhne. Und geboren wurde der Mann aus Bergneustadt am Schalttag 1968.

Jörn Maiwald ist ein gestandener Mann. Er ist verheiratet, ist Vater von zwei Söhnen, arbeitet als Diplom-Ingenieur bei einem Anlagenbauer für Halbleitertechnik. Und an diesem Donnerstag feiert er seinen 14. Geburtstag. „Die Frage, wie alt ich denn werde, ist eine, die mir ziemlich oft gestellt wird“, erzählt der Bergneustädter lachend. Tatsächlich wird er 56.

Denn geboren worden ist Maiwald in seiner Heimatstadt am 29. Februar 1968 um 18.30 Uhr – also an einem Schalttag in einem Schaltjahr mit 366 Tagen. Und er ist eines von fünf Kindern, über deren Geburt die Zeitung wenige Tage später berichtet hat. Gemeinsam mit Jörn Maiwald erblickt damals ein zweiter Junge im Krankenhaus von Bergneustadt das Licht der Welt, in Waldbröl tun zwei Mädchen ihren ersten Schrei, in Ründeroth wird ein Junge geboren.

Die Frage, wie alt ich denn werde, ist eine, die mir ziemlich oft gestellt wird.
Jörn Maiwald, geboren am 29. Februar 1968

Die Krankenhäuser in Gummersbach und Morsbach hätten dagegen keine Geburt gemeldet, berichtet das Blatt zudem. Aufzuspüren sind diese vier anderen „Schalttagskinder“ von 1968 allerdings heute nicht. Und von dem zweiten Bergneustädter Baby, das eine Krankenschwester auf dem Zeitungsfoto behutsam in den Armen hält, ist nur der Nachname bekannt.

„Meistens habe ich als Kind meinen Geburtstag gleich zweimal gefeiert – einmal mit der Familie am 28. Februar, mit Freunden dann ein zweites Mal am 1. März“, verrät Maiwald. Heute aber bevorzuge er stets den 1. März als „Feiertag“: „Denn am 28. Februar bin ich ja eigentlich noch nicht da.“ Zeitlebens aber wahrt er bereits eine Tradition: „Gibt es in einem Jahr den 29. Februar, dann wird mein Geburtstag richtig groß gefeiert, mit der ganzen Familie und vielen Freunden, das Haus ist voll.“

„Geburtstagskind“ Jörn Maiwald heute. Der nun 56-Jährige aus Bergneustadt hält das Fotoalbum in den Händen, in dem seine Mutter Inge seine Kindheit festgehalten hat – darin findet sich auch der Bericht aus dieser Zeitung über die Geburt von insgesamt fünf „Schalttagskindern“.

„Geburtstagskind“ Jörn Maiwald heute. Der nun 56-Jährige aus Bergneustadt hält das Fotoalbum in den Händen, in dem seine Mutter Inge seine Kindheit festgehalten hat – darin findet sich auch der Bericht aus dieser Zeitung über die Geburt von insgesamt fünf „Schalttagskindern“.

Das soll auch diesmal so sein, jedoch möchte der Bergneustädter den halben Tag erstmals bei seinem Arbeitgeber in Herzogenrath (bei Aachen) verbringen, denn der hat an diesem Jubeltag eine besondere Überraschung für Maiwald parat. Unter rund den 1100 Beschäftigten des Industriekonzerns ist der Ingenieur nämlich der einzige mit diesem besonderen Geburtsdatum, und das sogar weltweit, wie das Unternehmen Aixtron bestätigt.

Schöne Feiern habe er viele erlebt, freut sich Maiwald und beschreibt etwa seinen zehnten Geburtstag: „Da habe ich in der Altstadt den gesamten Jägerhof gemietet, die Kneipe, eine echte Institution in Bergneustadt, war proppenvoll – es gab ein tolles Essen, alle hatten Spaß.“ Ein Quiz rund um sein Geburtsjahr begleitete das Fest: „Es gab 20 Fragen – zum Beispiel wollte ich wissen, wer 1968 Bundeskanzler war.“

Aufgewachsen in Jörn Maiwald in der Bergneustädter Ortschaft Brelöh

Aufgewachsen ist er in der Ortschaft Brelöh. Dass er ausgerechnet an einem Schalttag geboren worden ist, habe ihn niemals genervt – „auch, weil meine Eltern ihn für mich immer ganz besonders gemacht haben“, sagt er voll Dankbarkeit. Niemals hätten Inge, heute 89 Jahre alt, und Horst Maiwald, verstorben im Alter von 82 Jahren, Einfluss auf den Geburtstermin genommen, obwohl dies damals bereits möglich gewesen wäre – da ist Jörn Maiwald sicher: „Meine Mutter hätte nie der Natur vorgegriffen.“

1968 fällt sein Geburtstag, ebenso wie in diesem Jahr, auf einen Donnerstag. Der Junge ist das jüngste von fünf Kindern – mit ihm feiern auch diesmal Bruder Frank (heute 67), Schwester Frauke (65), Dirk (62) und Lutz (59) – und natürlich Ehefrau Sibylle Kämper sowie die Söhne Julius (21) und Carl (29). Ein buntes Fotoalbum erinnert den Bergneustädter noch heute an die Geburt, die Kindheit und Geburtstage. Auch jener Zeitungsbericht klebt darin.

In Bergneustadt verdient sich das „Schalttagskind“ Taschengeld mit dem Austragen von Zeitungen

Mehr als 17 Jahre lang, so verrät Jörn Maiwald, habe die Familie übrigens Geld für Ski-Urlaube gespart, das sie beim gemeinsamen Austragen dieser Zeitung verdiente. „Unterwegs waren wir nicht nur in unserem Heimatort Brelöh, sondern auch im benachbarten Immicke.“

Nach Anekdoten gefragt, fallen Maiwald prompt der vierte Geburtstag und eine Aktion des einstigen Bergneustädter Möbelhauses Sonneborn ein: Wer am 29. Februar Geburtstag hat, bekommt dort nicht nur eine Torte und eine Flasche Sekt, sondern auch einen 100-D-Mark-Einkaufsgutschein, und das an jedem Ehrentag. Maiwald: „Das Möbelhaus hatte sich da wohl gründlich verschätzt: Als ich als nun 16-Jähriger da ankam, tummelten sich dort bereits so viele Geburtstagskinder, dass die Torten aus waren.“

Also habe er neben dem Einkaufsguthaben und dem Sekt noch einen Tortengutschein für eine örtliche Bäckerei erhalten. „Wofür ich die 100 Mark damals auf den Kopf gehauen habe bei Sonneborn, das weiß ich nicht mehr. Aber ein Möbelstück war‘s ganz sicher nicht.“ Mit dem Ende des Geschäftes sei dann übrigens leider auch die jährliche Gutschein-Aktion eingestellt worden.

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