Der Bergneustädter Politik hätte es gut zu Gesicht gestanden, mehr Geld für die Ehrenamtler freizugeben, findet unser Kommentator.
KommentarBergneustadts Stadtrat hat eine echte Chance vertan

Über die Höhe der Aufwandsentschädigungen für Feuerwehrleute konnte sich der Bergneustädter Stadtrat nicht einigen.
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Natürlich haben alle Fraktionen die Arbeit der Bergneustädter Feuerwehr in der jüngsten Stadtratssitzung über den grünen Klee gelobt. Auf die Ehrenamtler kann keine politische Farbe verzichten – gegenüber einer hauptamtlichen Wachbesatzung sparen sie der Kommune schließlich enorm viel Geld. Doch als es konkret darum ging, den Frauen und Männern in Uniform zumindest ein wenig mehr ins Portemonnaie zu stecken, verließ die Mehrheit der Stadtverordneten der Mut.
Höhe der Aufwandsentschädigung seit 2015 unverändert
Eine Aufwandsentschädigung soll für Aufwand entschädigen – und der ist seit dem Jahr 2015 unbestritten gestiegen. Vor allem aber wäre die moderate Erhöhung ein Zeichen der Wertschätzung gewesen. Für den 18-Jährigen, der das Benzin für die Fahrt zum Gerätehaus oder Lehrgang selbst bezahlt, und genauso für den Brandmeister, der sich sonntags um halb sieben aus dem Familienbett rollt, um jungen Menschen die richtige Löschtaktik beizubringen. Mag die Erhöhung nach ausgiebiger Diskussion im Ausschuss und erneuter Beratung im Rat demnächst auch noch kommen: Die Außenwirkung des Zögerns und Verweisens ist fatal.
Gerade in Bergneustadt mussten sich die Einsatzkräfte in der Neujahrsnacht bepöbeln und mit Raketen drangsalieren lassen. Gerade dort hätte es der Politik gut zu Gesicht gestanden, sich für vergleichsweise kleines Geld hinter die Feuerwehr zu stellen – mag mehr Geld für die Wehr auch Kürzungen an anderer Stelle bedeuten. Der Stadtrat hat hier eine echte Chance vertan.
Feuerwehr bedeutet Faszination
Der Feuerwehr mit ihren großen roten Autos und dem blauen Licht haftet seit jeher eine Faszination an, die meistens für genug Ehrenamtler sorgt. Doch auch dort ändert sich die Zeit. Der Wille nach individueller Freizeiteinteilung, frei von allen Zwängen, verträgt sich nicht gut mit festen Dienstplänen und permanenter Einsatzbereitschaft. Rund 150 Frauen und Männer schlüpfen in Bergneustadt, im Dörspetal, auf dem Hackenberg, in Klein-Wiedenest und im Othetal trotzdem in die Uniformen, wenn alarmiert wird.
Zugleich formuliert der vom Stadtrat selbst erst im November verabschiedete Brandschutzbedarfsplan das ausdrückliche Ziel, „die Anzahl der ehrenamtlichen Kräfte in den Einheiten zukünftig deutlich zu steigern“. Ein Selbstläufer ist die Feuerwehr also längst nicht mehr. Auch in diese Richtung hätte die Bergneustädter Politik ein einstimmiges Zeichen setzen können. Wenn es brennt und niemand mehr kommt, weil alle – auch der um ein Vielfaches höheren Aufwandsentschädigung wegen – auf dem Fußballplatz stehen, wird es dafür zu spät sein.
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