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WintermärchenBühne frei für den oberbergischen Eisstock-Cup in Bergneustadt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer bauen eine Kunststoffbahn aus mehreren Matten auf.

Im strömendem Regen haben Hans Brelöhr (l.) und Stefan Tsolakidis die Kunststoffbahn für das Bergneustädter Wintermärchen aufgebaut.

Die Wettkampfarena ist fertig: 14 Meter Länge messen sind die Bergneustädter Eisbahnen, auf denen am Freitagabend das oberbergische Eisstockschießen beginnt.

Zu beneiden sind Hans Brelöhr und Stefan Tsolakidis nun wirklich nicht. Von wegen Wintermärchen. Bei annähernd zehn Grad und im Dauerregen hantieren die beiden Männer emsig auf dem Bergneustädter Rathausplatz, um die Eisbahn in Position zu bringen, die am heutigen Freitag eröffnet wird – und tatsächlich gar nicht aus Eis geformt ist.

Sei’s drum. Nach zwei Wintern im Corona-Modus ist ab heute Abend in der Bergneustädter Innenstadt wieder etwas los. Bis zum 12. Februar können Neugierige jeden Alters ihr Talent beim Eisstockschießen auf die Probe stellen. 14 Meter misst die Bahn in der Länge, die unsichtbar mit etlichen Paletten und Hölzern unterbaut ist. Stefan Tsolakidis überprüft die Höhe der Konstruktion pingelig auf den Millimeter. „Mit bloßem Auge fällt es nicht auf, aber der Rathausplatz ist schief – und das ist schlecht fürs Eisstockschießen.“

Holzstöcke aus Österreich für die Bergneustädter Bahn

Von einem Anhänger glänzen bereits die silbernen Matten, die 2023 das Eis als Wettkampfuntergrund ersetzen werden. Konzipiert worden sei der glatte Spezial-Kunststoff für Rollschuh-Parcours in Hallen, erklärt Tsolakidis, der über die Organisatoren der Eisbahn in der Karlsruher Innenstadt von dem Eis-Ersatz erfuhr. Dass es eine Alternative brauchen würde, stand für Brelöhr und Tsolakidis spätestens im August fest. Die Energiekosten explodierten. „Und damals war unklar, ob es im Januar überhaupt genug Strom für den Alltag geben würde – geschweige denn für eine Eisbahn“, erinnern sich die beiden Veranstalter.

Bei der Rutschigkeit werde der Kunststoff dem Eis jedenfalls in Nichts nachstehen, verspricht Tsolakidis. Die feinen Löcher in der Oberfläche sollen garantieren, dass Regenwasser zügig abfließt. Obendrein hat das Bergneustädter Duo spezielle Holzstöcke in Österreich geordert – fünf Kilogramm schwer für die Erwachsenen und eine deutlich leichtere Variante für Kinder – die so konstruiert sind, dass sich ein Luftpolster zwischen Holz und Untergrund bildet, der Kegel also ordentlich Fahrt aufnimmt.

Mit bloßem Auge fällt es nicht auf, aber der Rathausplatz ist schief – und das ist schlecht fürs Eisstockschießen.
Stefan Tsoladikis, Organisator des Bergneustädter Wintermärchens 2023

Und trotzdem: Kunststoff ist nicht gleich Eis, das räumt auch Stefan Tsolakidis ein. Für eine Runde auf Schlittschuhen eignet sich die Alternative nämlich nicht. „Deshalb ist es für uns auch nicht die fünfte Auflage, sondern das Wintermärchen viereinhalb. Alles ist etwas rustikaler – aber Spaß ganz sicher garantiert.“ Eine Nummer kleiner ist zum Beispiel auch das Winterdorf, das mit zwei Buden die Spieler und Spielerinnen mit Glühwein, Kakao und Bratwurst versorgt. Ein Zelt dient als Wetterschutz.

Das sportliche Herzstück des Wintermärchens ist der Eisstock-Cup, bei dem sonntags und unter der Woche abends 32 Mannschaften die besten Eisstockschützen Oberbergs ermitteln werden. Drei Wochen lang spielt jeder gegen jeden, bevor in der vierten Woche die Playoffs mit dem Viertelfinale beginnen. Das Finale am Sonntag, 12. Februar, ist zugleich der letzte Wintermärchentag. „Wir hoffen vor allem auf besseres Wetter“, nicken Hans Brelöhr und Stefan Tsolakidis, die die nächsten Matten in Position rücken und in den grauen Himmel blicken. Für das kommende Jahr rechnet das Duo mit einer Normalisierung der Energiepreise – und wieder richtigem Eis an der Kölner Straße.

Bergneustädter Sehnsucht nach richtigem Eis

Einen Plan B hat Stefan Tsolakidis allerdings bereits in der Tasche. Wie er gehört hat, trainiert die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft regelmäßig auf Kunststoff – und diese Variante soll garantiert schlittschuhtauglich sein. Der erste Kontakt zu den Eidgenossen ist schon geknüpft.

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