Para-EishockeyJano Bußmann sammelt in Tschechien Spielpraxis

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Jano Bußmann sitzt auf dem Schlitten und stößt sich mit den beiden Schlägern ab..

Jan Bußmann bei seinem Einsatz im Länderspiel Deutschland gegen Norwegen in Wiehl.

Der 16-jährige Bergneustädter ist der jüngste deutsche Nationalspieler im Sledge-Eishockey.

Wenn Jano Bußmann (16) am heutigen frühen Samstagmorgen ins Auto von Vater Klaus steigt, wird   es eine der letzten Fahrten   nach Tschechien sein. Der 16-jährige Bergneustädter spielt seit Anfang der Saison in der tschechischen Sledge-Eishockeyliga bei Budweis und an diesem Wochenende endet die reguläre Meisterschaftsrunde mit den letzten beiden Spielen. Anschließend stehen noch die Playoff-Partien an, wie viele das sein werden, hängt vom ersten Spiel ab.

Jano Bußmann feierte im vergangenen Jahr sein Debüt in der Nationalmannschaft

Der 16-jährige Bergneustädter tritt aber nicht nur in Tschechien an, sondern ist   der jüngste Spieler in der deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft unter Bundestrainer Andreas Pokorny. Jano Bußmann feierte Anfang vergangenen Jahres sein Debüt und ist   im Kader für die B-Pool Weltmeisterschaft Mitte April in Norwegen. Dazu kommt das Training mit dem Team NRW in Wiehl, das aus den Wiehl Penguins und Kamen hervorgegangenen ist.

Wenn er über seinen Sport spricht, bevorzugt Jano Bußmann die ältere Bezeichnung von Sledge-, also Schlitten-Eishockey. Das klinge in seinen Ohren so dynamisch wie es der Sport ist, wenn die Spieler auf ihren Schlitten übers Eisflitzen. Angetrieben von den Armen, die die verkürzten und mit Spikes versehenen Schläger ins Eis drücken.

Mit sechs Jahren zum ersten Mal auf dem Schlitten gesessen

Jano Bußmann hat Spina bifida und läuft mit einer Orthese. Bereits im Kindergarten entdeckte ihn der Bergneustädter Marc Müller, der selbst Nationalspieler war und heute bei den Wiehl Penguins für die Para-Eishockey-Abteilung zuständig ist. Er lud den Jungen zum Kindertraining ein. Mit sechs Jahren saß Jano Bußmann zum ersten Mal auf einem selbstkonstruierten Schlitten. „Der Sitz war aus einem Plastikkanister geschnitten und die Schläger aus Holz“, erinnert er sich lachend.

Er hatte Spaß an dem Sport und blieb dabei. „Es gibt wohl nur wenige Spieler, die schon so lange dabei sind“, sagt der 16-Jährige. Die Schnelligkeit auf dem Eis, bei der man nichts von der Behinderung bemerke, der Teamgeist, der Körperkontakt und das Toreschießen sind die Dinge, die Stürmer Jano Bußmann am Sledge-Eishockey faszinieren.

Das Team von Budweis nach vorne gebracht

Relativ schnell wurde er zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft eingeladen. „Ich sollte nur zugucken.“ Er durfte aber auch sieben oder acht Bullys schlagen und war beeindruckt. „Das war mein erstes Erlebnis mit der Nationalmannschaft.“

Sein Debüt als Spieler gab er im März in Norwegen. „Genau eine Woche bevor ich 15 Jahre alt geworden bin“ Damit ist er der bisher jüngste Nationalspieler. Seit 2022 ist er bei den Lehrgängen der Nationalmannschaft dabei.

Wie der Bergneustädter nutzen auch andere Teamkollegen die Möglichkeit, in der tschechischen Liga zu spielen. Eishockey ist in Tschechien sehr populär und die Bedeutung der Para-Eishockey-Liga deutlich höher als in Deutschland. Acht Mannschaften treten in der Liga in Hin- und Rückspiel an, dann folgen die Playoffs. Spieler aus ganz Europa sind in den Mannschaften. So ist Jano Bußmann gemeinsam mit einem Norweger Haupttorschütze seines Teams. Eishockey sei die gemeinsame Sprache, beschreibt der   Bergneustädter, dass das Teamleben nicht zu kurz komme.

Als die beiden kamen, stand Budweis chancenlos am Ende der Tabelle: Dank der Unterstützung hat sich die Mannschaft mittlerweile an die anderen Teams herangekämpft. Jano Bußmann sammelt im Gegenzug in den Duellen auf hohem Niveau Spielpraxis fürs Nationalteam. Zu den Spielorten nehmen Klaus und Jano Bußmann 700 bis 1000 Kilometer in Kauf. Fahrt- und Hotelkosten zahlt   der tschechische Verein.

Der 16-Jährige, der die elfte Klasse des Wüllenweber-Gymnasiums besucht, hat ganz klare Vorstellungen, wohin es für ihn in seinem Sport gehen soll. Im April möchte er mit Deutschland in Norwegen B-Weltmeister werden. Zudem hofft er, sich mit der Nationalmannschaft   für die Paralympics 2026 in Italien zu qualifizieren. Und tschechischer Meister wäre er auch noch gerne.

Dafür nimmt der Bergneustädter auch weiterhin weite Fahrten auf sich, zu Training, Lehrgängen und Spielen.

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