Gemeinsames RitualIn Bergneustadt feiern Muslime und Christen zusammen das Fastenbrechen

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Blick auf eine Menschengruppe, davor eine mit Speisen reich gedeckten Tafel.

Reich gedeckt waren die Tische im Bergneustädter Krawinkelsaal.

Zur Tafel im Krawinkelsaal kamen hochrangige Vertreter von Stadt, Ditib und den christlichen Kirchen. 

Zum Iftar, dem allabendlichen Fastenbrechen während des Ramadan, hatten die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Bergneustadt und der Caritasverband Oberberg in den Krawinkelsaal eingeladen.

Rund 100 Vertreter aus Politik, Kirche, Schulen, Kindergärten und von Hilfsorganisationen erlebten das gastfreundliche Ritual der Muslime bei einem opulenten Mahl mit deutschen und orientalischen Spezialitäten. Dieses hatte die Bergneustädter ME Organizasyon unter Leitung von Melek Eryetli zur Verfügung gestellt.

Zuvor jedoch schilderte Mustafa Özgül von der Moscheegemeinde die Hintergründe des Ramadan. Das Fasten sei neben dem Glaubensbekenntnis, dem täglichen Gebet, der sozialen Spende und der Wallfahrt nach Mekka eine der fünf Säulen des Islam. Der Fastenmonat Ramadan richte sich nach dem islamischen Mondkalender und dauere jeweils zwischen 29 und 30 Tage.

Fasten soll Selbstdisziplin stärken

Auch die Dauer eines Fastentags ändere sich stetig. Er beginne ortsabhängig mit der Morgendämmerung und ende mit dem Sonnenuntergang, führte Özgül aus. Vom Fasten ausgeschlossen seien lediglich Schwangere, Stillende, Kinder und Kranke.

Mit dem Verzicht auf jegliche Speisen und Getränke erprobe der Gläubige seine Selbstdisziplin und steigere seine Spiritualität. Tradition ist es, zum Fastenbrechen Freunde und Bekannte einzuladen, um sich zu versöhnen und ein friedliches Miteinander zu stärken: „Das heutige Fastenbrechen soll zeigen, dass Muslime Bürger aus der Mitte der Gesellschaft sind.“

Auch Uwe Binner, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, betonte die Bedeutung eines gesellschaftlichen Miteinanders. Dr. Muhammed Kuzey, Bundesvorsitzender der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion Ditib, erinnerte an die Wucht der Zerstörung, die das Erdbeben in der Türkei und in Syrien im vergangenen Februar hatte.

Er sei tief berührt von der weltweiten Anteilnahme, die zeige, dass die Welt zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen könne. Die betroffene Region benötige jedoch auch weiterhin Solidarität: „Das ist der Geist des Ramadan.“

Kölner Generalkonsul erinnert an gemeinsame Hilfe nach den Erdbeben

Turhan Kaya, Kölner Generalkonsul der Türkei, ergänzte, dass das Konsulat tausende Betten und Generatoren in das Erdbebengebiet geliefert habe: „Wir haben eine Luftbrücke vom Köln/Bonner Flughafen aus aufgebaut.“ Und Kreisdechant Christoph Bersch hob schließlich die Gemeinsamkeiten der Religionen hervor: „Wir haben alle nur eine Erde, auf der wir zusammen leben.“

Gelebte Gastfreundschaft sei eine Chance, sich gegenseitig das Herz zu öffnen, sagte Bersch. Caritas-Direktor Peter Rothausen ergänzte, dass die Fastenzeit der Muslime ähnlich wie bei den Christen eine gute Möglichkeit sei, die Beziehung zu sich selbst und zu Gott zu überprüfen.

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