Christoph Lenz betreibt Café in WipperfürthEigener Chef statt sicherer Job
„Ich bin dünner geworden“, sagt Christoph Lenz, als er das Foto von sich in der Bergischen Landeszeitung betrachtet. Vor genau einem Jahr hatte unsere Zeitung über die Neueröffnung von „Lenz Café und Deli“ im alten Wipperfürther Bahnhof berichtet. Damals hatte der 44-Jährige einen gut bezahlten Job quittiert und sich als Quereinsteiger mit viel Elan in das Abenteuer Gastronomie gestürzt. Was ist ein Jahr später davon übrig geblieben?
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Arbeit ist und die Arbeit so eng getaktet ist“, sagt Christoph Lenz und schildert seinen Tagesanlauf. Morgens gegen 7.30 Uhr schließet er das Café auf und bereitet das Frühstück vor, stellt Blumen auf die Tische, wirft die Kaffeemaschine an. Um 9 Uhr kommen die ersten Gäste, jetzt steht Christoph Lenz in der Küche und kocht den Mittagstisch, der bis 12 Uhr fertig sein muss. Zu essen gibt es Suppe oder Eintopf – nach einem alten Rezeptbuch, das ihm seine Großmutter geschenkt hat. Mittags kommen vor allem Angestellte von Firmen aus der Nachbarschaft wie SN Maschinenbau und dem Raiffeisenmarkt, aber auch viele Stammgäste. Gegen 14 Uhr heißt es Kuchen backen, unter der Woche gibt es einen Kuchen, sonntags drei bis vier. Am Nachmittag kommen viele Gäste zu Kaffee und Gebäck, bevor Christoph Lenz gegen 17 Uhr schließt. Dann heißt es Aufräumen, Putzen und Spülen, gegen 18.30 Uhr geht der Gastronom noch für den nächsten Tag einkaufen. „Manchmal vergesse ich über all der Arbeit, selbst etwas zu essen“, erzählt er.
Zwar habe er in seinem Beruf als Leiter einer Druckerei und Außendienstler in der Automobilindustrie sehr gut verdient. „Aber da ging es immer nur um die Technik und das Geld, das Menschliche hat völlig gefehlt. Da ist nie jemand gekommen und hat gesagt ’ das hast Du prima gemacht’,“, erinnert sich Lenz. „Es gab keine Wertschätzung.“ Das sei jetzt, in seinem neuen Beruf, ganz anders. „Ich bekomme sofort eine Rückmeldung, meistens Lob, aber auch, wenn etwas mal nicht geschmeckt hat. Das ist ungeheuer befriedigend.“ Weniger schön sei, dass man als Selbstständiger nie wisse, wie viel Geld am Monatsende übrig bleibt. „Wenn ich hart gearbeitet und trotzdem einen schlechten Monat habe, dann wird man schon nachdenklich“, sagt Lenz.
Doch derzeit laufe das Geschäft zum Glück sehr gut. Die anfängliche Durststrecke habe das kleine Café besser und schneller überwunden, als er je gehofft habe. Zum Erfolg trägt auch das separate Spielzimmer bei, in dem der Nachwuchs sich vergnügen kann, während Mama oder Papa eine kleine Auszeit nehmen.
Gekocht, gebacken und Gäste bewirtet hat Christoph Lenz eigentlich schon immer gerne. „Die Idee, mich als Gastronom selbstständig zu machen, habe ich schon mindestens 15 Jahre“, erzählt er. Doch privat habe es damals nicht gepasst. Jetzt hat er mit Sarah Jacob eine Frau an seiner Seite, die ihn unterstützt. Im vergangenen Jahr haben beide nicht nur das Café eröffnet, sie haben auch noch ein Haus gekauft, das sie selbst renovieren. Kürzlich wurde Töchterchen Johanna geboren, nun sind sie zu dritt.
Den Schritt in die Selbstständigkeit – Christoph Lenz hat ihn bis heute keinen Tag bereut. „Ich würde jedem raten, der diesen Traum hat, es einfach zu versuchen. Man muss nur bereit sein, sich aus seiner Komfortzone herauszutrauen.“
www.lenzcafedeli.de