175 Bäume StartkapitalSekundarschule Engelskirchen beginnt „Projekt Streuobstwiese“

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Schüler auf der Streuobstwiese.

Schüler auf der Streuobstwiese.

Bellingroth – Die erste Ernte hätte etwas üppiger ausfallen können, aber das „Projekt Streuobstwiese“ beginnt ja gerade erst. Der Ertrag der 100 Apfelbäume lag bei 500 Kilogramm. In der Fruchtsaftkelterei Weber in Nümbrecht-Lindscheid wurden daraus rund 400 Flaschen Saft – nicht schlecht für den Anfang.

Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarschule Engelskirchen haben die Patenschaft über eine knapp zwei Hektar große Streuobstwiese bei Engelskirchen-Bellingroth übernommen. Dahinter steckt eine komplexe pädagogische Idee, wie Schulleiterin Claudia Lengen-Mertel und die Lehrer Jens Herrmann und Paul Loboda auf einer Pressekonferenz schilderten.

Landwirt Franz Bellinghausen hilft mit

Bürgermeister Dr. Gero Karthaus hatte der Sekundarschule den Vorschlag unterbreitet, sich der Wiese in Form einer dauerhaften Patenschaft anzunehmen, und die Idee traf auf einhellige Zustimmung. Die Wiese, erklärte Karthaus, „war über die Jahre ein wenig in Vergessenheit geraten“. Die Gemeinde kaufte sie zurück und stellte sich die Frage, wie man sie wieder nachhaltig ans Laufen bekommen könnte.

Die Streuobstwiese

Auf der Streuobstwiese wurden vor knapp 30 Jahren die Hochstämme traditioneller oberbergischer Obstbäume gepflanzt: 100 Apfel- und 75 Birnbäume. Drei Bienenvölker befinden sich dort, ab Frühjahr sollen auf der Wiese Rinder weiden – auch, um die Gänge der Schermäuse zu verdichten und den Verbiss am Wurzelwerk zu minimieren.

Die Schülerinnen und Schüler kommen mit traditionellen Formen heimischen Obstanbaus in Kontakt. Sie erhalten die Kulturlandschaft und einen für Tiere und Insekten freundlichen Lebensraum, erwerben zugleich kaufmännische Kenntnisse. „Die auf Obstbäumen und Grünland basierte Mischkultur steht repräsentativ für das wirtschaftliche Handeln der Landbevölkerung Oberbergs in der Vergangenheit“, schreibt die Schule. (sül)

Darum kümmert sich nun die Schule – mit einigen Mitstreitern: So wird Landwirt Franz Bellinghausen, der eine angrenzende Weide besitzt, mithelfen. Das Stift Ehreshoven hilft finanziell bei der Anschaffung eines Zauns, der Wildschweine von der Wiese fernhalten soll, sagte Kurator Jörg Deselaers, und Christian Brand, Geschäftsführer der Stiftungen der Kreissparkasse Köln, sagte Hilfen für weitere notwendige Anschaffungen zu.

Viele pädagogische Ansätze

Alle Jahrgangsstufen der Sekundarschule sollen es in unterschiedlichen Formen mit dem Betrieb der Streuobstwiese zu tun kriegen. Schon im vergangenen Frühjahr legten Schülerinnen und Schüler der damaligen Jahrgangsstufe 10 auf der Streuobstwiese los – so weit Corona es zuließ. Nachdem die Gemeinde die Zuwegung wieder hergestellt hatte, wurden die Obstbäume durch fachmännische Unterstützung von Harald Hamel beschnitten. Das war der Startschuss zu einem weit umfassenderen Projekt.

Die Nachhaltigkeit fördern, Ökonomie und Ökologie verbinden, Naturschutz unterstützen, regionale Vernetzung stärken, Jugend zur Verantwortungsübernahme motivieren, Kreativität und Vielfalt entwickeln – das ist nur ein Teil der Ziele, die die Schule verfolgt. All das passe genau zur Sekundarschule Engelskirchen, die zertifizierte „Schule der Zukunft“sei, so Leiterin Lengen-Mertel. Demnächst soll das Projekt vollständig in das Schul- und Unterrichtsleben der Sekundarschule eingebettet werden – in Theorie und Praxis.

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So wird der schmackhafte Apfelsaft etwa in Flaschen verkauft, die ein im Kunstunterricht entworfenes Label tragen, und die Vermarktung übernimmt die 2017 gegründete Schülergenossenschaft.

Eine ganz interessante Beobachtung hat Schüler Flaurent Imeri (Stufe 10 ) gemacht: Manche Schüler, die im Klassenzimmer eher zurückhaltend sind, blühen bei der Arbeit auf der Streuobstwiese richtig auf.

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