Frieden und GummibärchenmaschineBeim Engelskirchener Christkind stapeln sich die Wunschzettel

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Ein handgeschriebener und gemalter Wunschzettel eines Kindes an das Christkind. Dass alle Krankheiten weggezaubert werden, ist einer der Wünsche des jungen Schreibers.

Dass alle Krankheiten weggezaubert werden, war einer der Wünsche dieses jungen Schreibers ans Christkind in Engelskirchen.

Mehr als 130.000 Briefe aus 53 Ländern haben in den vergangenen Wochen das Engelskirchener Christkindpostamt erreicht.

Gemütlich ist es im Christkindpostamt in Engelskirchen. Plätzchen stehen bereit, hier und da liegt Glitzer, der aus den unzähligen Briefen ans Christkind gerieselt ist, bunte Wunschzettel aus aller Welt stapeln sich und hängen an den Wänden. Bastelarbeiten sowie kleine Geschenke für das Christkind zeigen, welche Bedeutung das himmlische Wesen immer noch für die Menschen hat.

Und an den Tischen sitzen 19 fleißige Christkindhelferinnen, die in den vergangenen knapp sechs Wochen mehr als 130 000 Briefe aus 53 Ländern von Kindern, Erwachsenen, Kindergartengruppen oder Schulklassen beantwortet haben. Und diese Briefe berühren mehr denn je, wie Birgit Müller, seit 33 Jahren Postengel und damit Dienstälteste im Christkindpostamt, erzählt. „Früher gab es viele materielle Wünsche. Heute liegt der Fokus ganz deutlich auf dem Wunsch nach Frieden, nach gemeinsam verbrachter Zeit und danach, dass die Umwelt in Ordnung kommt“, hat sie beobachtet.

Wünsche an das Christkind: Gesellschaftsspiele wieder beliebt

Gesellschaftsspiele seien wieder hoch im Kurs, sagt sie und fügt hinzu: „Das zeigt, wie sehr Kinder es oft vermissen, mit der ganzen Familie zusammen zu sein und es sich gemeinsam gemütlich zu machen.“ Viele, zum Teil sehr ausführliche, Briefe dokumentieren, dass Kinder jeden Alters echt in Sorge um die Welt sind, dass sie außerdem ein großes Bewusstsein für die Not anderer haben.

So wünscht sich Hermine, ihre Geschenke sollen doch bitte Kindern in Afrika Freude machen. Claras Wunsch ist es, den Hunger in der Welt zu besiegen. David möchte – wie viele andere Kinder – Frieden in der Ukraine, in Israel, am liebsten in der ganzen Welt.

An Tischen im Weihnachtspostamt sitzen Christkindhelferinnen, die Briefumschläge öffnen und Wünsche lesen.

An den Tischen im Weihnachtspostamt sitzen 19 fleißige Christkindhelferinnen, die in den vergangenen knapp sechs Wochen tausende Briefumschläge geöffnet und Wünsche gelesen haben.

Aber auch zum Lachen bringen die Geschichten der Kinder die unermüdlichen Helferinnen. Lena (13) aus Tschechien hat eine lebensechte Katze gezeichnet und möchte gerne zu Weihnachten auch ein solches Tigerchen erhalten. Damit das Kätzchen es gut bei ihr hat, wünscht Lena sich zusätzlich ausreichend Katzenfutter, ein Halsband gegen Flöhe und nicht zu vergessen Ohrentropfen für die Fellnase. Kaylee hat aus Florence in den USA geschrieben. Die 16-Jährige lernt seit vier Jahren Deutsch. Sie hat dem Christkind verraten, ihr Lieblingswort sei „Radiergummi“, weil „es sich so spaßig anhört!“

Yara hat in ihrem Brief extra noch vermerkt, dass die Familie die Feiertage bei Opa und Oma verbringt, denn es wäre doch zu traurig, wenn das Christkind auf eine leere Wohnung träfe. Fantasievolle Wünsche wie eine „Gummibärchenmaschine“ oder ein „Zimmeraufräumroboter“, der so ein Kinderleben nachhaltig erleichtern würde, stecken natürlich zur Freude der Helferinnen auch in den Briefen.

Tatsächlich ist das Christkind in diesem Jahr sogar ausgeschimpft worden. Lina fand es nämlich gar nicht gut, dass ihre Mama voriges Jahr kein Geschenk bekam. Sie schreibt: „Wenn du unserer Mama keine Geschenke bringst, schenke ich ihr selbst etwas. Dann hat sich dein Job aber erledigt!“

Ein Job, der übrigens auch Anlass zu einiger Neugierde ist. Manche Kinder möchten wissen, wie das Christkind arbeitet, ob es für all die Geschenke ein Budget hat und wo es wohnt.

Britta Töllner von der Post muss herzlich lachen, als sie von Linas energischer Beschwerde erzählt. Für sie ist das Christkindpostamt, das es seit 1985 in Engelskirchen gibt, jedes Jahr wieder ein Garant für berührende und erheiternde Stunden. „Wir haben dank dieser vielen wunderbaren Weihnachtsbriefe die Gelegenheit, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu betrachten und das ist immer wieder toll.“

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