Erinnerungen an KarstadtOberberger verbinden mit dem Kaufhaus besondere Erlebnisse

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Karstadt Gummersbach

Karstadt in Gummersbach muss schließen.

  • Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben bis zum Schluss gehofft.
  • Der Karstadt im Einkaufszentrum „Bergischer Hof“ schließt nach 45 Jahren.
  • Wir haben drei persönliche Geschichten und Erinnerungen vom Warenhaus in Gummersbach.

Gummersbach – Als das Aus für Karstadt in Gummersbach bekannt wurde, haben wir gefragt: Welche  Erinnerungen verbinden Sie mit dem Warenhaus in der Stadt? Angekommen sind bei uns drei ganz persönliche Geschichten – große und kleine.

Christine Dröfke: Am 19. Juni  wurde nach der Insolvenz bei Karstadt das Aus für 62 Filialen bekannt gegeben, darunter auch die Filiale in Gummersbach. Auch wenn ich jetzt nur noch Teilzeit arbeiten gehe, so habe ich in den mehr als 40 Jahren bei Karstadt vieles miterlebt. Ich bin unendlich traurig, denn all meine Kollegen waren mir auch sehr vertraut und wie eine Familie. Viele Kunden kennt man schon über viele Jahre. Kinder sind herangewachsen und haben mittlerweile wieder selbst eine Familie.

In 40 Jahren eine ganze Menge erlebt

Viele Umbauarbeiten wurden vorgenommen, um den Kunden eine neue und schöne Einkaufswelt zu schaffen. Sortimente wurden umgestellt, damit der Kunde neue Anreize zum Kaufen bekam. Die Öffnungszeiten wurden erweitert. All das wurde für unsere Kunden geschaffen.

Der erste verkaufsoffene Sonntag in Gummersbach war großartig! Bis Steinenbrück standen die Autos und auf den Rolltreppen drängten sich dicht die Kunden. Zwei Stunden dauerte es nach dem Tag, bis der Puls wieder runtergekommen war und es war großartig, zu sehen, wie die Kunden einkauften!

Viele Eindrücke

Zweimal im Jahr gab es einen Schlussverkauf und die Kunden kamen beim kleinsten Öffnen der Türen hereingestürmt, um als Erster bei den Angeboten sein zu können. Der Weihnachtsverkauf verlief genauso turbulent, aber in einer euphorischen Vorfreude auf das Fest. In Windeseile wurden die Geschenke auch noch schön verpackt.

Heiligabend kamen dann noch viele Herren, die festgestellt hatten, dass nun Weihnachten ist. Es waren die schnellsten Einkäufe im Jahr. Und wenn sie es noch verpackt bekamen, waren sie die stolzen Helden und das Fest konnte beginnen. Es sind alles Eindrücke der vielen Jahre und ich könnte noch vieles mehr dazu schreiben. Ich will nicht behaupten, dass Fortschritt nichts  Gutes hat, aber er hat die Gesellschaft verändert. Das Kaufverhalten hat sich zum Großteil auf das Internet verlagert. Es wird vieles bestellt, aber ist es dasselbe, wie im Geschäft etwas zu probieren, anzufassen und zu sehen?! Von einer Verkäuferin beraten zu werden oder eventuell einen zweiten Artikel als Vergleich zur Ansicht zu bekommen?

Auf den Straßen wird es ruhiger

DHL hat täglich mit Pakettransporten zu kämpfen und vieles geht  zurück. Mal ehrlich: Wie viele Artikel werden bestellt und dennoch kaum genutzt, weil es nicht das Ideale war? Bald wird es kein Karstadt mehr in Gummersbach geben und viele Kunden verlieren den Anreiz, in die Stadt zu fahren. Es wird immer ruhiger auf den Straßen und selbst ein Treffen von Bekannten beim Einkaufen fällt damit weg. Ein Plausch, ein paar Neuigkeiten und vielleicht auch einen Kaffee trinken. Und irgendwann wünscht sich vielleicht der ein oder andere die Zeit zurück, die sie selbst verdrängt haben.

Die besorgte Mutter - Ein Stück Schokolade sorgte für Trost

Regina Reichling: Es war im Jahr 1976. Ich war mit meiner kleinen Tochter bei Karstadt in Gummersbach einkaufen. Plötzlich war sie zwischen den Kleiderständern verschwunden. Ich habe überall nach ihr gesucht,  als plötzlich die Stimme aus dem Lautsprecher kam:  „Die kleine Sandra sucht ihre Mama – abzuholen in der Kurzwarenabteilung“. Dort saß sie dann neben der Kasse auf einem Tisch und wurde von der netten Verkäuferin mit Schokolade getröstet.

Der gerührte Enkel - Mitarbeiter kamen zur Beisetzung

Daniel Beer: Meine Großeltern Werner und Ilse Beer aus Steinenbrück sind als Rentner unter der Woche fast jeden Tag in das Karstadt-Restaurant zum Mittagessen gegangen. Das ging viele Jahre so.

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Als mein Großvater dann 1998 leider verstarb, erschienen tatsächlich einige Mitarbeiterinnen des Restaurants zur Beisetzung auf dem Westfriedhof. Sie hatten ihn plötzlich vermisst und von der Beisetzung aus der Zeitung erfahren.

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