Experimente im GrünenKünstlerin findet neues Atelier in Engelskirchen

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Im Alten Wolllager am Engelsplatz zeigt Wibke Brode am Wochenende ihre abstrakten Bilder.

Im Alten Wolllager am Engelsplatz zeigt Wibke Brode am Wochenende ihre abstrakten Bilder.

Engelskirchen – Der Umzug nach Ründeroth war der nächste Schritt in ein neues Leben. „Ich brauchte Platz und Ruhe“, sagt Wibke Brode (48). Aufgewachsen ist sie in Köln, und dort hat sie bis vor einem Jahr auch gelebt und als Grafik-Designerin für die Werbung gearbeitet. Doch bereits 2016 gab Brode ihre letzte Festanstellung auf, um mehr Zeit für die Kunst zu haben.

Auf dem Dachboden ihres Hauses in Ründeroth kann sie nun ungestört ihren malerischen Experimenten nachgehen. Dort spachtelt und gießt Brode Öl- und Acrylfarben sowie Mixturen aus Marmormehl, Kokosfasern und allerlei anderen Materialien auf die Leinwand. Und lässt den Zufall der chemischen Reaktionen gewähren: „Es macht mich glücklich, wenn mich ein Ergebnis verblüfft.“

„Und einen schönen Blick ins Grüne habe ich dort auch“

Das sagt sie über das Atelier. Aufmerksam auf die Vorzüge des bergischen Landlebens wurde sie als Teilnehmerin der Kurse der Wiehler Bildhauerin Ulla Preising. Am kommenden Wochenende stellt sich Wibke Brode den hiesigen Kunstfreunden mit einer Ausstellung im Alten Wolllager am Engels-Platz als Malerin vor. Die Eröffnung ist am Samstag, 18 Uhr. Zum Programm des Abends gehört ein Auftritt von Stella Ahangi. Die Berliner Chansonnette ist Brodes Schwester und einigen Oberberger noch von Auftritten vor zehn Jahren im Bergneustädter Schauspiel-Haus bekannt.

Zudem ist am Sonntag von 11 bis 18 Uhr Gelegenheit, sich die abstrakten Bilder von Wibke Brode anzusehen. Am Wochenende, 4. und 5. Dezember, wird sie sich dann auch an der Ausstellung der „Engelsart-Connection“ im Wolllager beteiligen. Denn kaum, dass die Neubürgerin erste Kontakte zu Renate Seinsch knüpfte, wurde sie von der bei der Engelsart-Initiative für die bildende Kunst zuständigen Aktivistin für den Sprecherrat verpflichtet. Nachdem Brode zunächst provinzielle Vereinsmeierei witterte und reserviert reagierte, ließ sie sich darauf ein und ist heute froh über einen Teamgeist unter Kunstschaffenden, den sie aus Köln nicht kannte. „Die Gemeinschaft empfinde ich als inspirierend.“

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Wibke Brode arbeitet weiterhin als Kommunikationsdesignerin. Sicher gebe es Berührungspunkte und produktive Wechselwirkungen. Auch gehe sie durchaus darauf ein, wenn sich jemand ein Bild in Farben wünscht, die zu einem Raum passen sollen. „Ich freue mich ja, wenn sich jemand etwas von mir aufhängt.“ Dennoch seien die Designjobs etwas ganz anderes als die Kunst. „Als Designer muss man eine Botschaft so verpacken, dass sie ankommt. Und man muss alles schlucken, was der Kunde will.“ Als Künstlerin male sie nicht, damit es jemand anderem gefällt. Für sie selbst muss es stimmen. Und auch wenn sie in den Bildern keine Seelenzustände transportieren möchte, seien die Werke doch so intim, dass es ihr fast unangenehm ist, sie auszustellen, sagt Wibke Brode: „Man sieht sehr viel von mir, ohne dass ich dafür Worte fände.“ Für den selbstbewussten Titel ihrer Ausstellung in Engelskirchen zitiert sie den amerikanischen Maler Barnett Newman, der seine abstrakte Malerei nicht als Vehikel der Assoziation verstanden wissen wollte sondern als „Kathedralen aus uns selbst“.

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