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Festival in EngelskirchenTanzperformance „2186 – Nemesis“ beschließt „Futur 21“

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Das Solinger Tanztheater 55+ war am Samstagabend zu Gast in der Turbinenhalle des Kraftwerks Ermen & Engels.

Engelskirchen – Hastig eilen Menschen mit einem Globus unter dem Arm, Trolleys hinter sich herziehend, durch die Turbinenhalle des Kraftwerks Ermen & Engels. Sie halten nicht inne und stürmen von Raum zu Raum. Der Auftakt der Performance „2186 – Nemesis“ des Solinger Tanztheaters 55+ am Samstagabend war gleichzeitig die Abschlussveranstaltung des Medienkunstfestivals „Futur 21“ im Industriemuseum.

Der griechischen Rachegöttin Nemesis gewidmet, wagt das Ensemble „Meine Zeit – ein Raubtier“ mit einem Blick auf den Klimawandel eine Überlebensprognose der Menschheit. Ausgehend von einem frei erfundenen, fiktiven Videotagebuch aus dem Jahr 2186 lotet es die Zukunft aus. Eine künstliche Intelligenz namens Adam zeigt einer menschlichen Eva, wie alles begann.

Eine Zukunft voller Affen

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Das Solinger Tanztheater 55+ war am Samstagabend zu Gast in der Turbinenhalle des Kraftwerks Ermen & Engels.

Als Affen kostümiert spielen die Tänzer mit der Erde, dazu läuft der Song „Video Killed The Radio Star“ aus den Achtzigern. Mit energiehungrigen Leuchtstäben machen sie die Nacht zum Tage. Aus dem Off erklingt eine Stimme: „Meint ihr nicht, wir könnten noch . . .“ Eine junge Frau in einem silbernen Outfit mit einem roten Stab warnt.

Mit einer an E.T. erinnernden Stimme hallen die Worte der Sprecherin Renate Kemperdick durch den Raum: „Extremwetterereignisse“, „Klimaneutralität“ oder „Klimakollapsvermeidungsstrategie“. Diese Begriffe vermitteln das gute Gefühl, sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigt zu haben, um sich dann anderen Aufgaben zu widmen, erläutert Regisseur Marcus Grolle später.

„How dare you? You have stolen my dreams.“

Die Affen hetzen durch den Raum und klammern sich an die Stahlstützen wie Ertrinkende an einen Strohhalm. Aus dem Nebenraum ertönt die Stimme von Greta Thunberg: „How dare you? You have stolen my dreams.“ Die Affen applaudieren, doch wenig später ist ein Kipppunkt erreicht: Eine Person mit einem verspiegelten Integralhelm erscheint und schlägt dreimal ein Becken – die Affen sinken zu Boden.

Auf der Leinwand streicht der letzte Wolf in einer beeindruckenden Videoinstallation von Stephan Haeger über das Feld mit Bergarbeiterstiefeln an der Zeche Hannover und legt sich zum Sterben. Einen Lichtblick gibt es dann aber doch noch: Behelmte Leute mit Akkuschraubern beleben die Affen wieder und geben ihnen die Erdkugeln zurück. Wieder in 2186 angekommen freut sich Eva: Sie ist in die digitale Welt aufgestiegen. „Alles ist möglich – hier ist es so unglaublich toll.“ Doch bald darauf verstummt sie bestürzt: „Es ist keiner mehr da.“

„Ich habe vor etwa zweieinhalb Jahren in einer Zeitung gelesen, dass die Menschheit um 2180 aussterben wird, weil sie keine Schwarmintelligenz besitzt und daher nicht in der Lage, als Einheit den Klimawandel zu meistern“, berichtet Marcus Grolle nach der Vorstellung über seine Inspiration zu diesem Stück. Doch letztlich bleibe der Menschheit nichts anderes übrig: „Tut was für den Globus.“