Fischen in der PandemieAngelverein Oberberg konnte sich vor Bewerbungen kaum retten

Seit der Corona-Pandemie findet das Angeln eine immer größer werdende Anhängerschaft.
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Gummersbach – Es ist eines der beliebtesten Hobbys der Deutschen: das Angeln – und seit der Corona-Pandemie findet es eine immer größer werdende Anhängerschaft. Zunehmend mehr Deutsche suchen nach dem Ausgleich beim Fischen. Nicht zuletzt, weil es zu den Freizeitbeschäftigungen zählt, die in der Pandemie erlaubt sind. Auch der Angelsportverein Oberberg kann sich vor Bewerbungen kaum retten. Doch Anfänger müssen erst einige Hürden überwinden, bevor sie ihre ersten Fangerfolge verbuchen dürfen – und das aus guten Gründen.
„Angeln ist ein Paket, von Naturerlebnis und Jagdtrieb. Das ist ein unglaubliches Erlebnis. Man kennt nie seinen Gegner und weiß nicht, welchen Fisch man als nächstes am Haken hat. Abgesehen davon kann man dabei wunderbar entspannen und vom Alltag abschalten“, berichtet Andreas Nehls. Der 57-Jährige ist Geschäftsführer des Angelsportvereins (ASV) Oberberg und angelt von Kindesbeinen an. Schon früh hat er sich für das Fischen mit der Angelrute begeistern können: „Es ist das Wasser, was mich vor allem fasziniert hat und auch noch immer tut. Das Ungewisse, was sich unter der Wasseroberfläche befindet, finde ich unheimlich interessant.“
65 Bewerbungen abgelehnt
Mit seiner Leidenschaft ist Andreas Nehls nicht allein. Der ASV Oberberg zählt 600 Mitglieder und hat besonders seit Beginn der Corona-Pandemie eine wachsende Anzahl an Bewerbern. Doch mehr Mitglieder darf der ASV nicht aufnehmen. 65 Bewerbungen musste Nehls im vergangenen Jahr ablehnen. Das Fanggebiet der Oberberger, die Aggertalsperre, würde sonst Gefahr laufen, überfischt zu werden. Nehls: „Gier frisst Hirn sag ich immer. Wenn wir keine Regulierungen hätten, wäre die Aggertalsperre ratzfatz leer. Die Fische haben bei uns nämlich eine ausgezeichnete Qualität.“ Die Fangvorschrift sieht unter anderem vor, dass ein Angler maximal drei Forellen an der Aggertalsperre am Tag fangen darf. Doch nicht nur Menschen ernähren sich von den Lebewesen aus der Aggertalsperre. Der Kormoran bereitet dem ASV seit einiger Zeit immer mehr Sorgenfalten. „Der Vogel macht uns das Leben schwer. Wir investieren knapp 10 000 Euro im Jahr, um den Bestand aufrecht zuhalten.“ Was anderes als die Anwesenheit vom Kormoran zu akzeptieren, bleibt Fischern nicht übrig.
Nichtsdestotrotz sind Nehls und seinen Vereinskollegen der Respekt vor den Tieren sehr wichtig: „Wenn wir einen Platz in unserem Verein frei haben, gibt es bei uns richtige Bewerbungsgespräche. Wir achten dann besonders darauf, dass bei unseren zukünftigen Mitglied, das richtige Verhältnis zu den Fischen besteht. Wir angeln nämlich zum Nahrungserwerb und nicht, um den Fisch wieder frei zu lassen. Das wäre Tierquälerei.“ Das sogenannte „catch and release“ (fangen und wieder frei lassen) ist besonders auf Instagram im Trend. Etliche Prominente haben sich schon mit dicken Fischen ablichten lassen und sie danach wieder ins Wasser zurück gesetzt. Unnötige Schmerzen muss dabei das Tier erleiden. Wer in Deutschland angelt, muss direkt nachdem der Fisch an Land gezogen wurde, das Tier sachgerecht töten. „Als ich noch ein Kind war, war es nicht unüblich den Fisch an Land einfach ersticken zu lassen“, erzählt Andreas Nehls.
Wenig Lehrgänge wegen Corona
Eine Hürde um die Angelanfänger nicht drum herumkommen, ist der Angelschein. Ohne diesen ist das Angeln in Deutschland nicht erlaubt. Doch seit einigen Monaten ist es schwer, diesen überhaupt zu machen: „Es laufen wegen Corona zurzeit wenig Lehrgänge. Auch wenn die Kurse online stattfinden, sind die Termine ständig ausgebucht.“ Einmal in ihrem Leben müssen Angler die Prüfung ablegen. Neben zahlreichen Fischarten, die es gilt auswendig zu lernen, sind auch das Zusammenbauen vom Equipment und der Naturschutz Thema. Abschließend müssen die Prüflinge ihr theoretisches Wissen in einer praktischen Prüfung anwenden. Doch nicht selten drücken sich einige Menschen vor dieser Hürde und angeln illegal. „Das gibt es natürlich leider immer. Wir haben zwar Kontrolleure, aber verhindern lässt sich das nie ganz“, berichtet Nehls. Wer verbotenerweise einen Fisch fängt, wildert und begeht damit eine Straftat.
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Ob die Begeisterung für das Angeln nach der Corona-Pandemie weiterhin anhält, lässt sich nur vermuten. Die starke Nachfrage beim ASV Oberberg ist nicht die Regel und lässt sich auf den hohen Fischbestand der Aggertalsperre zurückführen, sagt Andreas Nehls. Viele kleinere Vereine haben nicht diesen Luxus und klagen weiterhin über schwindende Mitgliederzahlen.