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Nach fast 70 Jahren„Foto König“ in Marienheide schließt

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Für eine Ausstellung der Awo hat Beate Kritzler ein letztes Mal viele Marienheider fotografiert. Sie bleibt im Ort wohnen – und will auch das Fotografieren nicht ganz aufgeben. 

  1. Beate Kritzler geht in Ruhestand und hat keinen Nachfolger für das Geschäft „Foto König“ gefunden.
  2. Nach fast 70 Jahren muss das Geschäft schließen.
  3. Aber Beate Kritzler hat zusammen mit der Awo ein Abschiedsgeschenk.

Marienheide – Bei einer Ausstellung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Marienheider Mehrgenerationenhaus waren am Samstag ein letztes Mal neue Bilder der örtlichen Fotografin Beate Kritzler zu sehen.

Mit der Schau verabschiedet sie sich in den Ruhestand – und damit endet auch nach fast 70 Jahren die Geschichte des traditionsreichen Geschäfts „Foto König“.

„Generationen verbinden“

Unter dem Motto „Generationen verbinden“ hat Kritzler Groß- und Urgroßeltern mit ihren Enkeln abgelichtet, die mit einem weißen Seil verbunden sind. Die Idee zur Aktion hatte Werner Rosenthal, Vorsitzender des Awo-Ortsvereins: „Viele Großeltern und ihre Enkel leben heute weit voneinander entfernt – und nicht mehr wie früher in Mehrgenerationenhaushalten. Da wird es seltener, dass die Oma aufs Enkelkind aufpasst.“ Durch die Fotoaktion solle die trotzdem bestehende Verbindung dargestellt werden.

Das Ergebnis sind eine Reihe von lachenden Großeltern auf Fotoleinwänden, mal mit Enkel auf dem Arm oder auf dem Rücken. Jedes Motiv ist anders. Das ist der Kreativität von Kritzler zu verdanken. Sie hat die Motive arrangiert. Viele der Marienheider Models waren zur Ausstellung gekommen und berichteten, wie schön der Termin in Kritzlers Studio war. Bürgermeister Stefan Meisenberg bedankte sich für Kritzlers Wirken in der Gemeinde: „Das Fotostudio war eine Institution.“

Kritzler wechselte 1977 zu „Foto König“

Fotografie sei anfänglich nicht ihre Berufung gewesen, sagt Kritzler (65), die beim Gummersbacher Einzelhändler Heinzemann eine Ausbildung zur Drogistin begann. Zu jener Zeit bot Heinzemann Drogerie, Parfümerie und Fotoartikel unter einem Dach. Im Jahr 1977 wechselte sie nach Marienheide zu „Foto König“, eröffnete dann 1993 ihre eigene Parfümerie im Ort. Doch als 1997 der gemeindeweit bekannte Fotograf und Fotohändler Friedhelm König verstarb, übernahm sie sein Geschäft mit und schloss im Jahr 2000 die Parfümerie.

„Ich bin nicht die typische Landschaftsfotografin“, sagt Kritzler: „Ich wollte etwas Kreatives machen. Das Fotostudio bereitete mir viel Freude, besonders wegen der Arbeit mit Menschen.“

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Über ihre Erinnerungen im Geschäft und Studio könne sie ein Buch schreiben. Die Kunden kamen aus ganz Oberberg, viele Marienheider Gesichter hingen über die Jahre in den Schaufenstern der Ladenlokale. Auch einige bekannte Oberberger fotografierte sie, wie den aus Marienheide stammenden Vorzeige-Handballer Paul Drux. „Jetzt in den letzten Monaten war das Studio noch mal viel Arbeit. Kunden kamen ein letztes Mal vor der Schließung, um sich fotografieren oder alte Bilder aufarbeiten zu lassen.“

Sie gehe auch mit einem weinenden Auge. „In Marienheide sehen mich die Leute aber trotzdem noch, schließlich bleibe ich hier wohnen.“ Für Freunde und Familie möchte sie weiterhin auf den Auslöser drücken.

„Foto König“ muss nach fast 70 Jahren schließen

Genaue Zukunftspläne habe sie noch nicht, sagt die frischgebackene Ruheständlerin. Sie wolle erst einmal die gewonnene Zeit sortieren, die sie jetzt in der Rente hat. Ein Nachfolger für das traditionsreiche Fotostudio habe sich nicht gefunden. Es rechne sich für die meisten einfach nicht, bedauert Kritzler. So muss „Foto König“ nach fast 70 Jahren schließen.

Für die Fotoausstellung der Awo wird momentan noch ein Ausstellungsort gesucht. Die Bilder sollen aber im Laufe des Jahres bei verschiedenen Veranstaltungen in Marienheide gezeigt werden.