Sparkasse GummersbachCorona lässt die Menschen eher sparen

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Ob die Wirtschaft aus der Krise kommt, hängt auch vom Verhalten der Kunden nach der Pandemie ab: Werden Restaurants so gut besucht wie noch vor dem ersten Lockdown?

Ob die Wirtschaft aus der Krise kommt, hängt auch vom Verhalten der Kunden nach der Pandemie ab: Werden Restaurants so gut besucht wie noch vor dem ersten Lockdown?

Gummersbach – Nur zu gerne hätte Frank Grebe, Chef der Sparkasse Gummersbach, im vergangenen Jahr sein 40-jähriges Dienstjubiläum und in einigen Wochen seinen 60. Geburtstag gefeiert. Doch die Corona-Pandemie machte ihm – wie so vielen Menschen – einen Strich durch die Rechnung. Es vergehe kein Tag, an dem Corona nicht das Hauptthema in der Sparkasse sei, berichtet Grebe.

Dass es aktuell noch keine Anzeichen für einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen vor allem in den Bereichen Gastronomie und Einzelhandel gibt, wie Grebe sagt, mag auf den ersten Blick positiv klingen. Doch der Banker sagt auch, dass „uns die Hauptlast der Pandemie erst in den kommenden ein bis zwei Jahren treffen wird. Dann werden sich auch die Verhaltensänderungen bemerkbar machen. Sei es im Bereich des stationären Handels oder was den Besuch von Restaurants und Gaststätten angeht“.

Frank Grebe (l.), Sparkasse Gummersbach

Frank Grebe (l.), Sparkasse Gummersbach

Ähnliche Erfahrungen hat Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg, gemacht: „Wir nehmen bis heute keine außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen oder eine Verschlechterung des Kreditportfolios wahr. Gleichwohl hat sich in besonders betroffenen Branchen die Gesprächsintensität mit Gewerbetreibenden und Firmenkunden deutlich erhöht.“

Lockdown bremst Konsumverhalten aus

Dass der Lockdown das Konsumverhalten ausbremse und zu einem Sparverhalten führe, erlebt auch die Sparkasse Gummersbach. „Größere Ausgaben werden verschoben oder ein Urlaub muss ausfallen. Wir hatten im vergangenen Jahr einen Zufluss bei den Einlagen von 240 Millionen Euro. Das war mehr als das Dreifache im Vergleich zu den Vorjahren“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Frank Grebe.

Das kann Stockhausen nur bestätigen: „Die von uns wahrnehmbaren Zahlungsströme und der allein in 2020 erfolgte deutliche Aufbau von Kundeneinlagen um rund 150 Millionen Euro (plus 9,3 Prozent) lassen darauf schließen, dass die Menschen ihr Konsum- und Investitionsverhalten geändert oder den gerade auch im Freizeitbereich reduzierten Möglichkeiten angepasst haben.“

Ingo Stockhausen, Volksbank Oberberg

Ingo Stockhausen, Volksbank Oberberg

Unbenommen dessen profitiere das Oberbergische aktuell in weiten Teilen noch von seinem Branchenmix, sagt Grebe. „Wir sind hier noch lange nicht so gebeutelt wie andere Regionen in Deutschland“, sagt der Sparkassendirektor. Das heiße aber nicht, dass die Branchen, die vom Kontakt mit ihren Kunden lebten, aktuell nicht massiv betroffen seien, betont Grebe. Also die Gastronomie, der Einzelhandel, die Friseure oder die Reisebüros. Doch es gebe auch eine Vielzahl von Industrieunternehmen, die momentan weitaus weniger belastet seien von der Pandemie. Das hänge auch daran, dass die Produktion dort vielfach automatisiert sei.

Andere Substanz der Industrieunternehmen

Die verhalten positive Bilanz führt der Sparkassenchef vor allem darauf zurück, dass die Industrieunternehmen zu Beginn der Pandemie im Gegensatz zu der Finanzmarktkrise im Jahr 2007 eine ganz andere Substanz gehabt hätten. „Corona kam zwar unerwartet, aber die Industrie war, was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angeht, nicht unvorbereitet“, führt Grebe aus. Extrem seien die Situationen, in denen Corona einen unvorbereitet treffe. „Dazu gehört nach meinem Dafürhalten auch das Thema Digitalisierung. Hier hat man in vielen Bereichen noch Nachholbedarf.“ Es gebe Unternehmen, in denen Homeoffice schon vor der Pandemie gelebte Realität gewesen sei, und andere Bereiche, wie etwa die Schulen, in denen die Digitalisierung zwar immer diskutiert aber nie richtig angepackt worden sei, sagt der Direktor.

Die Sparkasse Gummersbach selbst sei bereits vor Corona technisch so aufgestellt gewesen, dass ein Drittel der Beschäftigten im Homeoffice arbeiten konnte. Inzwischen sind es 130 Mitarbeiter beziehungsweise 40 Prozent der Belegschaft. „Wobei es hier bei uns auch Grenzen gibt mit Hinblick auf unsere Servicetätigkeiten“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. „Die Alternative wäre, man würde Filialen schließen, was vom Kundenandrang her auch vertretbar wäre. Das führt dann aber an anderer Stelle zu einer Konzentration von Kunden, sodass wir uns aus Hygienegründen entschlossen haben, alle Filialen offen zu lassen.“

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Diese Strategie verfolgt auch die Volksbank: „Filialschließungen und oder die Reduzierung von Öffnungszeiten waren und sind für uns weiterhin kein Thema“, sagt der Chef. In Sachen Homeoffice nennt Ingo Stockhausen die Zahl der Beschäftigen, die von dort aus arbeiten „überschaubar“ und verweist darauf, dass 70 Prozent der Belegschaft im unmittelbaren oder mittelbaren Kundenkontakt stünden.

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