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Drogenabhängige JugendlicheInitiative bewirbt Hilfsangebote für betroffene Eltern

Lesezeit 2 Minuten

Auch Hilfe von oben ist willkommen: Karten mit Wünschen und Forderungen wurden am Ende der Aktion losgeschickt.

Gummersbach – „Auch wenn keine 100 Eltern an den Stand kommen, so gehen doch 200 vorbei und sehen, dass sie Hilfe bekommen können.“ Der tröstend klingenden Worte von Kreisgesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach hätte es gar nicht bedurft.

Die Aktiven der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Elternkreise drogengefährdeter und abhängiger Menschen (Arwed) wissen um die Scham und die Vorwürfe, die sich Eltern drogenkonsumierender Kinder und Jugendlicher machen: Sie glauben, es sei ihre Schuld, dass ihr Kind abhängig ist. Und trauen sich deshalb kaum, an einem solchen Infostand vorzusprechen, wie die Arwed ihn am Mittwoch in der Gummersbacher Fußgängerzone zusammen mit der oberbergischen Selbsthilfekontaktstelle aufgebaut hatte.

Für Beratungsangebote werben

Ziel der mehrstündigen Aktion „Mein Kind nimmt Drogen – was brauchen Eltern und Familien?“: Werben für die zahlreichen professionellen Beratungs- und Hilfsangebote, die es in Oberberg bereits für Drogenabhängige und ausdrücklich auch für deren Angehörige gibt. Und versuchen, betroffene Eltern für die erneute Gründung einer Selbsthilfegruppe zu finden. Von denen gab es in der Vergangenheit bereits zwei, beide haben aber vor Jahren schon aufgegeben.

Das ist erstaunlich, denn das Problem ist akuter denn je. 47 Prozent aller Kinder und jungen Leute zwischen 12 und 25 Jahren haben illegale Drogen zumindest schon probiert, berichtet Christiane Erbel von Arwed.

In Oberberg gerade besonders aktuell sind Schmerzmittel wie Tilidin, weiß Christine Köster von der Suchtberatung der Caritas. Das Analgetikum kann schon nach wenigen Tagen abhängig machen. Es ist verschreibungspflichtig, aber die Jugendlichen wissen genau, wie sie übers Internet an gefälschte Rezepte gelangen. Eltern und ganze Familien müssen lernen, damit und mit der Abhängigkeit ihrer Kinder auch von allen anderen Drogen umzugehen. Der Alkoholkonsum von Jugendlichen spielt in der Arbeit der Suchtberatungsstellen bislang eine nachrangige Rolle: „Das kommt erst ab Mitte 20“, sagt Köster, vorher geht es allein um illegale Drogen.“

Jetzt soll versucht werden, wieder eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern ins Leben zu rufen. Heike Trapphoff und Regina Schulte von der Selbsthilfekontaktstelle Oberberg (0 22 61/81 68 02) wollen die Organisation übernehmen, Thorsten Reith sagte die professionelle Unterstützung des Diakonischen Werks zu.

In den kommenden Wochen lädt die Selbsthilfe-Kontaktstelle zunächst zu einem Literaturabend am 29. September um 19 Uhr ins Haus der Selbsthilfe nach Gummersbach (La-Roche-sur-Yon-Straße 6) ein. Gisela Rausch-Teichmann liest aus ihrem autobiografischen Buch „Warum Tobias? Tobias warum?“ Ein Informations- und Gesprächsabend soll folgen.