Gummersbach-WindhagenSymphonie-Orchester startet in die erste Nach-Corona-Spielzeit

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Als Solist begleitete der armenische Klarinettist Davit Sarukhanyan das Orchester.

Als Solist begleitete der armenische Klarinettist Davit Sarukhanyan das Orchester.

Windhagen – „Statt mit Noten haben wir uns mit Inzidenzen beschäftigt“, klagte Ursula Anton am Sonntagabend im Spiegelsaal des Hotels Wyndham Garden. Die Vorsitzende des Symphonie-Orchesters des Oberbergischen Kreises erinnerte beim Saisoneröffnungskonzert an die vergangene Spielzeit, die wegen Corona schon nach der zweiten Veranstaltung abgebrochen werden musste: „Ich hoffe, wir erleben kein Déjà-vu.“

Unter der Leitung von Thomas Grote begrüßte das Orchester die gut 100 Zuhörer mit einem kräftigen Auftakt im ersten Satz von Mozarts Sinfonie in A-Dur, beschwingte Passagen mündeten in ein ausgewogenes Forte. Durch den Einsatz von Flöten anstelle von Oboen erhielt der zweite Satz einen frischen Charakter und führte lieblich wandelnd in ein tänzerisches Menuett bis zur einem harmonischen Fortissimo.

Mozart-Musik in der afrikanischen Savanne

Gut gewählt hatte Grote die Sinfonia Nr. 7 in B-Dur von Mozarts Zeitgenossen Luigi Boccherini als Fortführung dieser Einstimmung. Den Musikern war die Freude am Spielen nach der langen Pause deutlich anzumerken. Interessant gestalteten sie abrupte Lautstärkewechsel von piano zu forte und umgekehrt. Auf kräftige, durch Hörner unterstützte Passagen folgten sanfte, lieblich anmutende Abschnitte, die in ein kontinuierliches Crescendo gipfelten. Wie ein fernes Echo wirkte die Wiederholung des von Hörnern und den tieferen Streichern vorgegebenen Themas durch Violinen und Querflöten.

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Thomas Grote zitierte einen Satz aus Sydney Pollacks Film „Jenseits von Afrika“: „Er nahm sogar das Grammophon mit auf Safari, drei Gewehre, Proviant für einen Monat – und Mozart. Und später machte er mir noch ein Geschenk: ein flüchtiger Blick auf die Welt durch die Augen Gottes. Und ich dachte: Ja, ich begreife!“ Der Dirigent erläuterte, dass in der Filmszene ein weiter Blick über die afrikanische Landschaft mit dem zweiten Satz von Mozarts nun folgendem Konzert in A-Dur unterlegt wurde. Als Solist begleitete der armenische Klarinettist Davit Sarukhanyan, Stipendiat der Werner Richard / Dr. Carl Dörken-Stiftung, hierbei das Orchester.

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Auf dessen Bachelorabschluss in Jerewan sind einst Studienjahre an der Folkwang-Universität der Künste in Essen und an der Musikhochschule Münster gefolgt. Schon als 17-Jähriger gewann er den 1. Preis des internationalen Wettbewerbs „Renaissance“. Äußerst feinfühlig integrierten die Orchestermusiker die A-Klarinette des 26-Jährigen, der sich extrem sauber selbst im Pianissimo präsentierte. Traumhaft schön entstand die afrikanische Landschaft vor dem inneren Auge, der mühelose Wechsel von den tieferen in die höheren Tonlagen erzeugte eine epische Weite.

Mit diesen Bildern im Kopf vermittelte das aufbrandende Fortissimo des dritten Satzes den Eindruck einer vorbeistürmenden Elefantenherde, die das Ausnahmetalent jedoch durch äußerst feinfühlig gespielte Triolen zu besänftigen wusste. Die stehenden Ovationen des Publikums belohnte er mit Manganis „Pagina d’Album“ als Zugabe.

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