100 Jahre TraditionDie Gummersbacher Firma Jobo hatte schon die Nasa als Kunden

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Firmenchef Johannes Bockemühl hält ein Bild von der ersten Mondlandung in der Hand.

Firmenchef Johannes Bockemühl mit einem Bild von der ersten Mondlandung. Die Bilder von dort wurden im Jahr 1969 in Filmspiralen von Jobo entwickelt.

Die schwarzen Tanks mit dem roten Deckel findet man in jedem Fotolabor. Jobo aus Gummersbach-Derschlag wird in diesem Jahr 100 Jahre alt.

In Fotografenkreisen steht der Name Jobo bis heute für Fotolaborequipment der Extraklasse. Vor allem die Erfindung des sogenannten Tageslichttanks für die Filmentwicklung gilt bis heute als einer der Meilensteine.

Mit diesem Tank war es Fotografen möglich, ihre Filme bei eingeschaltetem Licht zu entwickeln. Inzwischen ist der größte Teil der Fotowelt digital. Auch Jobo hat sich in diesem pulsierenden Markt getummelt, um sich am Ende doch auf die Kernkompetenz des Unternehmens zurückzubesinnen: Die analoge Fotografie, für die Jobo bewährte Labortechnik anbietet und zudem edle Großformatkameras eines chinesischen Kooperationspartners.

Eine Filmspule in einer Detailaufnahme.

In einer solchen Filmspule wurden auch die Filme entwickelt, die die Apollo 11-Besatzung mit vom Mond gebracht hatte.

In Derschlag ist man stolz, in diesen Wochen das 100-jährige Bestehen eines Unternehmens feiern zu können, um das es auch schon mal nicht ganz so gut bestellt war. Johannes Bockemühl, von den jeweils ersten beiden Buchstaben seines Namens wurde der Firmenname abgeleitet, wagte sich 1923 in die Selbstständigkeit. „Das war schwer“, sagte heute sein Enkel Johannes Bockemühl. Nach Jahren als Außendienstler bei der Bergneustädter Fotofirma Ising habe sich der Großvater trotz Wirtschaftskrise und Weimarer Republik selbstständig gemacht.

Obwohl die erste eigene Kamera aus Bakelit sich nicht durchsetzen konnte, war Jobo im Jahr 1950 bei der ersten Photokina, der Weltmesse der Fotografie in Köln, mit dabei und blieb der Messe bis zum Ende treu. Ende der 1950er Jahre hatten die Derschlager bereits den ersten Entwicklungsautomaten im Programm. Das Kippen des Tankes per Hand entfiel damit.

Bis zu 120 Beschäftigte in der Gummersbacher Firma 

Bis heute legendär für das Unternehmen ist die Einbindung in die Apollo-11-Mission der Nasa. Die Filme, die bei der ersten Mondlandung entstanden, wurden nach der Rückkehr von Neil Armstrong und seinen Gefährten in großen Filmspiralen aus Derschlag entwickelt. Doch die Entwicklung ging weiter.

Immer mehr wurde bunt fotografiert, und Filme und Bilder sollten auch im Amateurlabor entwickelt werden können. Jobo lieferte dafür die halb- und vollautomatischen Prozessoren. Jobo war in diesen Jahren so groß geworden, dass an die 120 Menschen Beschäftigung fanden. Der schwarze Tank mit dem roten Deckel war aus keinem Fotolabor wegzudenken.

Doch die Zeiten änderten sich, wie Johannes Bockemühl noch gut weiß. Auch Jobo wurde digital. 2004 kam ein digitaler Speicher auf den Markt. Digitale Bilderrahmen folgten. Am Ende sind es aber Produkte, mit denen Jobo nicht an den Erfolg des schwarzen Tanks mit dem roten Deckel anschließen konnte. Auch ein System, das in Verbindung mit einer Digitalkamera bei Architekturaufnahmen für absolut senkrechte Linien sorgt, ist von der Idee her toll, konnte sich aber nicht in der erhofften Weise am Markt platzieren. Inzwischen ist das Jobo-Prinzip Bestandteil einer hochwertigen Smartphone-App geworden.

Firma Jobo: Neustart im Jahr 2010, Trennung vom Digitalen 2015

Im Jahr 2010 dann der Neustart. Die Trennung vom Digitalen erfolgte 2015. Und es ging nur noch analog weiter. Für Hochschulen und Künstler wurden neue Entwicklungsprozessoren aufgelegt. „Immer mehr junge Fotografen entscheiden sich bewusst für Film und gegen digital“, sagt Bockemühl. Der Vorteil von Jobo sei, dass man nie aufgehört habe, die Entwicklertanks zu bauen. Dabei ist auch der US-Markt für Jobo ein Thema geworden. Der Anbieter Cinestill verkauft eigens geschnürte Entwicklungspakete mit den Tanks aus Derschlag. Die Komponenten für Tanks und Prozessoren lässt Bockemühl im Umkreis von 50 Kilometern fertigen, die Endmontage ist in Derschlag.

Für den High-End-Bereich hat Bockemühl mit dem der Marke Chamonix eine Großbildkamera im Portfolio, die in China produziert wird. Die Negative und Dias aus diesen Kameras werden natürlich wie die Vergrößerungen in den Tanks bzw. den Prozessoren von Jobo entwickelt. So gesehen hat sich seit dem Jahr 1925, also Bockemühls Großvater den ersten Tageslichttank auf den Markt brachte, nicht allzu viel verändert: Filme werden in Tanks von Jobo entwickelt.

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