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Therapeutische Einrichtung schließtIn Gummersbach macht das Casana-Zentrum wieder zu

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Viele Gummersbacher Senioren bedauern das Ende des zentral gelegenen Casana-Zentrums, darunter auch die 85-jährige Renate Stöcker.

Viele Gummersbacher Senioren bedauern das Ende des zentral gelegenen Casana-Zentrums, darunter auch die 85-jährige Renate Stöcker.

Ende August soll die zentral gelegene Anlaufstelle für verschiedene Behandlungen offenbar schließen. Die Stadt Gummersbach will helfen.

Erst vor drei Jahren hat die Casana-Klinik am südlichen Ende der Gummersbacher Fußgängerzone eröffnet. Ein ganzer Flügel des Ladenzentrums „Alte Post“ dient seitdem therapeutischen Zwecken, nämlich Physio- und Ergotherapie, Logopädie und „Behandlung mit geriatrischer Fachkompetenz“. Doch Ende August ist damit schon wieder Schluss.

Der Gummersbacher Standort der Casana Holding GmbH mit Sitz in Mannheim stellt den Betrieb ein. Hintergrund ist das Auslaufen des Vertrags mit den Krankenkassen, der dem medizinischen Zentrum die Kostenübernahme für 20 Plätze zur ambulanten geriatrischen Rehabilitation sichert, also für eine Reihe von täglichen Behandlungen von altersbedingten Leiden über mehrere Wochen. Voraussetzung dafür wäre die Betreuung durch einen geriatrischen Facharzt vor Ort, an der es offenbar fehlt.

Seit einigen Wochen finden in Gummersbach nur noch physio- und ergotherapeutische Behandlungen auf Einzelrezept statt. Und allein damit lässt sich die 1600 Quadratmeter große Einrichtung offenbar nicht wirtschaftlich betreiben.

Seit dem Ende der Reha-Behandlungen ist in den Gummersbacher Räumen nicht mehr viel los

Seit dem Ende der Reha-Behandlungen ist nur noch wenig Betrieb in den weitläufigen Räumlichkeiten. Nach der Eröffnung, so berichtete diese Zeitung damals, war das ganz anders. Täglich kamen rund 45 Senioren ab 70 Jahren, um an Fitnessgeräten zu trainieren oder Ergotherapie-, Physiotherapie- oder Logopädie-Angebote zu nutzen. Der Standort profitierte von der Nähe zum Zentrum und zum Krankenhaus. Kontakte zu rund 50 Arztpraxen und Mundpropaganda sorgten für Auslastung.

Nach der Corona-Zeit sei das Casana-Zentrum für viele ältere Gummersbacher auch zum sozialen Treffpunkt geworden, sagt Renate Stöcker (85). Sie bedauert sehr, dass sie dort bald nicht mehr Therapien in Anspruch nehmen kann: „Es wäre schade, wenn dieses Angebot sang- und klanglos verschwindet und sich kein Ersatz findet.“

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gummersbach habe sich für die erforderliche Umwidmung der Ladenfläche eingesetzt und würde es bedauern, wenn neuer Leerstand entsteht, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Wenn erforderlich, werde man wieder helfen.

Der Vertrag mit Casana ist in Gummersbach „auch aus Fürsorge und aufgrund haftungsrechtlicher Gründe“ gekündigt worden

Federführend bei den Krankenkassen in der Sache ist die IKK Classic mit Sitz in Augsburg. Auf die Frage, ob die Kündigung wegen des fehlenden geriatrischen Facharztes erfolgte, verweist deren Pressestelle auf die gesetzlichen Rahmenempfehlungen zur ambulanten geriatrischen Rehabilitation. Zu den darin festgelegten strukturellen und personellen Voraussetzungen zählten „die Einhaltung definierter Personalstrukturen sowie die unverzügliche Mitteilung wesentlicher Änderungen in der Einrichtung an die zuständigen Krankenkassen und ihre Verbände“.

Vor der Kündigung des Versorgungsvertrages habe es einen intensiven Austausch und ausreichend Zeit gegeben, um Mängel zu beheben. Der Vertrag mit Casana sei danach „auch aus Fürsorge und aufgrund haftungsrechtlicher Gründe“ gegenüber den Patienten gekündigt worden. Der Fachkräftemangel dürfe kein Grund sein, die Rehabilitationsziele der gesetzlich Versicherten zu gefährden.

Krankenkasse IKK Classic teilt mit, in Gummersbach drohe keine Versorgungslücke

Eine Versorgungslücke sei in Gummersbach nicht zu befürchten, teilt die IKK Classic mit: „Aus unserer Sicht kann die Versorgung durch andere Leistungserbringer sichergestellt werden.“

Ende des vergangenen Jahres hat die Frankfurter Immobilienfachwirtin Alexandra Beck die Geschäftsführung übernommen, nachdem es unter der vorherigen Leitung in der Zusammenarbeit mit der Krankenkasse zu „Missverständnissen und Versäumnissen“ gekommen war, wie Beck berichtet. „Gemeinsam mit unserem engagierten Team vor Ort habe ich mich intensiv darum bemüht, die bestehenden Probleme schnellstmöglich zu beheben.“

Dennoch habe die Krankenkasse entschieden, den Versorgungsauftrag mit Wirkung zum 1. Mai fristlos zu kündigen. „Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits eine neue ärztliche Leitung für die Praxis organisiert – leider blieb auch dieser Schritt seitens der Krankenkasse unberücksichtigt“, bedauert die Casana-Geschäftsführerin.

Aktuell arbeite sie „mit Hochdruck daran, eine tragfähige Lösung für den Standort Gummersbach zu finden“, teilt Beck mit. Sie hoffe auf die Unterstützung der Stadt und des Kreises, um zu einer Einigung mit den Krankenkassen zu kommen. Casana wolle weiterhin für die älteren Menschen in der Region da sein, die Therapie brauchen. „Wir wissen, wie wichtig unsere Unterstützung für sie ist, um im Alter ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können.“