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SportgerichtLange Sperren für Gummersbacher Fußballer nach Schlägerei in Wipperfürth

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Zu sehen ist eine Schiedsrichterhand, die die Rote Karte zeigt.

Für Schläge und Tritte gegen Gegenspieler hatte ein 29-Jähriger in Thier die Rote Karte bekommen. Das Gericht sperrte ihn nun für längere Zeit.

Ein 29-Jähriger darf zwei Jahre nicht spielen, sein Mitspieler (37) wird ein Jahr gesperrt. Dies sei ein außerordentlicher Fall, so das Gericht. 

Nach der Mitte November abgebrochenen Partie zwischen dem SV Thier und der DJK Gummersbach II hat das Sportgericht des Fußballkreises Berg am Donnerstagabend zwei Gummersbacher Fußballer für längere Zeit gesperrt. Ein 29-Jähriger darf zwei Jahre lang nicht mehr auflaufen, gegen einen 37-Jährigen verhängte die Spruchkammer eine einjährige Zwangspause. In beiden Fällen sah das Gericht unter Vorsitz von Stefan Flock tätliche Angriffe gegen Thierer Spieler als erwiesen an.

Urteil gegen Gummersbacher bewegt sich in hohem Bereich

Ein dritter Beschuldigter (27) wurde freigesprochen. Das Spiel wird mit 2:0 für Thier gewertet, der DJK Gummersbach zudem ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro auferlegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zur Ahndung der tätlichen Angriffe standen dem Gericht Sperren zwischen sechs und 72 Spielen zur Verfügung. Im Schnitt, so Flock, würden auf hiesiger Verbandsebene pro Fall zwölf Partien Zwangspause verhängt. Mit der zweijährigen Sperre (ungefähr 48 Spiele) bewege sich das Urteil also in einem recht hohen Bereich. Aber: „Tritte gegen einen am Boden liegenden Spieler besitzen eben auch eine besondere Gefährlichkeit, die mit einer deutlichen Strafe beantwortet werden müssen“, so Flock.

Neun Zeugen im Verfahren vor dem Sportgericht

Der 37-Jährige kam deshalb glimpflicher davon, weil ihm nach Überzeugung des Sportgerichts Schläge, aber keine Tritte nachzuweisen waren. Für den jüngsten der drei Gummersbacher konnte überhaupt keine Beteiligung an der Schlägerei auf dem Thierer Rasen bezeugt werden.

Den Urteilen war eine rund dreistündige Beweisaufnahme in der Overather Geschäftsstelle des Fußballkreises vorausgegangen, in der neben den Beschuldigten und dem Schiedsrichter des Novemberspiels sechs Thierer und drei Gummersbacher Spieler als Zeugen aussagten. Ausgangspunkt der Keilerei war demnach beim Stand von 1:1 ein Foul an einem Thierer Kicker in der 69. Spielminute, etwa in Höhe der Mittellinie, für das der Unparteiische einem Gummersbacher Gelb zeigte.

Tritte gegen einen am Boden liegenden Spieler besitzen eben auch eine besondere Gefährlichkeit, die mit einer deutlichen Strafe beantwortet werden müssen
Stefan Flock, Vorsitzender des Sportgerichts des Fußballkreises Berg

Diese Entscheidung regte die DJK-Kicker massiv auf – sie diskutierten mit dem Schiri, auch der Keeper der Gäste kam schimpfend aus seinem Kasten. Das wiederum nutzten die Thierer: Den mit dem Foul verbundenen Freistoß trat der Thierer Kapitän Christian Möller und schoss aus 40 Metern auf das leere Tor. Der gegnerische Torwart hatte auf seinem eilig angetretenen Rückzug gerade erst den Strafraum erreicht und musste nun mitansehen, wie der Ball über die Torlinie rollte.

Was dann geschah, war am Donnerstag weiter strittig. Die drei Beschuldigten betonten, die Thierer hätten ziemlich provozierend über den Treffer gejubelt. Es habe eine Rangelei gegeben, geschlagen oder gar getreten habe man aber niemanden – weder selbst, noch andere aus den Reihen der DJK. Der Schiedsrichter gab dagegen zu Protokoll, der 29-Jährige sei „ausgerastet und hat wahllos um sich geschlagen.“ Deswegen habe er ihm ja auch die Rote Karte gezeigt.

Thierer Spieler identifizierten Gummersbacher eindeutig

Auch Thierer Spieler identifizierten den Gummersbacher eindeutig als denjenigen, der in der Menschentraube als besonders gewalttätig aufgefallen sei. Das Resultat: Ein Thierer Spieler wurde mit Verletzungen an Auge und Rücken vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, wo er zwei Tage bleiben musste. Sein Mitspieler erlitt durch Tritte Rippenprellungen und war drei Wochen krankgeschrieben.

Für die DJK Gummersbach entschuldigte sich Vorstandsmitglied Kamil Cankaya am Donnerstag mehrfach bei den Verletzten und dem SV Thier und teilte mit, dass sein Verein die drei beschuldigten Spieler suspendiert habe. In ihrer schriftlichen Stellungnahme zum Verfahren hatte die DJK-Führung bereits versichert, dass „ein solches Verhalten auf keinem Sportplatz der Welt tolerierbar ist“.

Cankaya berichtete allerdings auch, dass nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen das Trio ein regelrechter Shitstorm in den Sozialen Medien über die DJK Gummersbach hereingebrochen sei. In Bänke auf der DJK-Anlage in Strombach seien Hakenkreuze eingebrannt worden. „Das hat die Arbeit der vielen Ehrenamtler, die sich für unseren Verein engagieren, sicher auch nicht verdient“, so Cankaya.