Nach EklatGummersbacher Grüne distanzieren sich von Dissmann

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Ein schwarz-weißes Bild zeigt das Ebert-Rathenau-Erzberger-Denkmal aus Stein in Gummersbach. Es wurde 1933 von den Nazis abgerissen.

Das Ebert-Rathenau-Erzberger-Denkmal wurde in Gummersbach von Nazis 1933 abgerissen.

Die Äußerungen des Grünen-Stadtverordneten Andreas Dissmann im Ausschuss für Stadtentwicklung, wo er gegen die Benennung einer Straße nach dem von Rechten ermordeten Walther Rathenau stimmt, schlagen hohe Wellen in der Kreisstadt. 

Die Gummersbacher Grünen stehen hinter dem Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, eine neue Straße nach dem Politiker Walther Rathenau zu benennen, der 1922 von Rechten ermordet worden war. Das sagt Fraktionschef Konrad Gerards, der sich damit gleichzeitig von der Haltung seines Fraktionskollegen Andreas Dissmann distanziert. Dieser hatte, wie berichtet, im Ausschuss gegen eine solche Benennung gestimmt, mit der Begründung, dass Rathenau am Krieg verdient habe.

Wie inzwischen bekannt geworden ist, waren es aber die Grünen-Politiker Konrad Gerards und Lothar Winkelhoch im Schulterschluss mit Gerhards Jenders, dem Vorsitzenden des Vereins „Oberberg ist bunt, nicht braun“, gewesen, die eine entsprechende Straßenbenennung für Rathenau, Friedrich Ebert und Matthias Erzberger in Richtung Bürgermeister Frank Helmenstein angestoßen hatten.

Fraktionschef spricht von Einzelmeinung

Gerards betonte am Freitag, dass die Äußerungen von Andreas Dissmann eine „Einzelmeinung“ seien. „Jeder ist seinem eigenen Gewissen gegenüber verantwortlich“, so der Fraktionschef. Gerards sagte weiter, dass Dissmann auf die Schnelle etwas recherchiert und zu einer anderen Erkenntnis gekommen sei.

Von den Gesprächen am Rande der Gedenkfeier habe Dissmann indes nichts gewusst. Gerhard Jenders sagte dieser Zeitung, es stimme, dass Rathenau am Krieg verdient habe. „Aber diese Darstellung ist verkürzt.“ Jenders erinnerte daran, dass die Linken nach Rathenaus Ermordung auf die Straße gegangen seien. Das sollte in seinen Augen genügen, um ein Bild von Rathenau zu bekommen.

Helmenstein nennt Äußerungen „höchst bedenklich“

Bürgermeister Frank Helmenstein bestätigte die Unterredung am Rande der Gedenkfeier. Zu Abstimmung im Stadtentwicklungsausschuss sagte er: „Unser Bundespräsident hat in seiner Gedenkrede zum 100. Jahrestag der Ermordung von Walther Rathenau beeindruckend ausgeführt, dass dieser unsere dankbare Erinnerung verdient. Die ablehnende Haltung des Stadtverordneten Dissmann ist in ihrer Begründung – der ermordete Jude Walther Rathenau habe am Krieg verdient – höchst problematisch. Ich will das hier bewusst nicht näher ausführen“, so Helmenstein. 

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