Der geplante Neubau eines Kreishauses in Gummersbach wird nach wie vor kontrovers diskutiert.
Kreishausneubau„Glaspalast“ des Oberbergischen Kreises soll gestoppt werden

So soll der Kreishausanbau aussehen: An dem Vorhaben, das bald wieder auf der Agenda der Bürgermeisterrunde steht, wächst die Kritik.
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Der auf 93 Millionen Euro bezifferte Kreishauneusneubau ist aktuell nicht nur in Kreisen der Politik eines der zentralen Themen in Oberberg. Spätestens seitdem der Gummersbacher Architekt und langjährige Geschäftsführer der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG), Volker Müller, die vom Kreis genannten Bausummen in dieser Zeitung als viel zu hoch angesetzt bemängelt hat, wächst die Zahl der Kritiker an dem teuren Vorhaben – viele sprechen von einem „Glaspalast“. Kein Wunder, dass bereits erste Stimmen laut geworden sind, die sagen, dass der Landratswahlkampf von den Neubauplänen geprägt sein dürfte.
Experte Volker Müller spricht bei den Grünen
Am Freitag begrüßten Oberbergs Grüne bei ihrem Kreisparteitag Volker Müller als Gastredner und hörten sich im O-Ton dessen Argumentation an. Grünen-Landratkandidatin Bernadette Reinery-Hausmann forderte die „Kreistagsmehrheit erneut auf, jetzt dieses Verfahren zu stoppen und neu nachzudenken“.
Beinahe zeitgleich tagte der Vorstand der CDU Oberberg und hatte ebenfalls das Thema Kreishausneubau auf der Tagesordnung. Der CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Carsten Brodesser sagt: Volker Müller sei „herzlich eingeladen“ ein Angebot zu machen und seinen Hut in den Ring zu werfen. Unbenommen dessen sagt Brodesser aber auch, dass die ihm bekannten sachlichen und ökonomischen Argumente für einen Neubau erdrückend seien. Und bei diesen Zahlen wäre es fahrlässig, nicht zu handeln.
Auch Oberbergs Bürgermeister haben noch Fragen
Auch Oberbergs Bürgermeister wollen am 27. Mai über das Thema Kreishausneubau reden. Deren Sprecher, Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul, hatte unlängst noch gesagt, dass die Runde den Neubau begrüße. Am Montag sagte er dieser Zeitung, dass er damals die erst später bekanntgewordenen Zahlen noch nicht gekannt habe. Die seien „total erschlagend“. So seien noch viele Frage offen, die der Kreis den Bürgermeistern erklären sollte. Thul würde gerne auch mit Volker Müller sprechen. „Warum sollte er denn nicht auch ein Angebot abgeben“, sagt Thul. Für die Sitzung am 27. Mai ist das aber offenbar noch nicht geplant. Im Vorfeld hat Jochen Hagt die Bürgermeister per Mail darüber informiert, dass ihm als Landrat daran gelegen sei, „wichtige Projekt der Zentralisierung mit größtmöglicher Transparenz in der Öffentlichkeit darzustellen“. Dazu gehört auch, dass der Kreis auf seiner Homepage detailliert über das Vorhaben aus seiner Sicht berichtet. Bei Bedarf würden auch Kreisbedienstete in den Sitzungen der Fachausschüsse der Kommunen berichten, so Hagt.
Derweil berichten die Grünen von ihrem Kreisparteitag, dass Volker Müller sein Statement wiederholt habe, dass man anspruchsvolle Verwaltungsgebäude für unter 4000 Euro pro Quadratmeter bauen könne, beim Kreis sei die Summe aber doppelt so hoch. Und dabei werde es nicht bleiben, wie Müller fürchtet. Der Gummersbacher Kämmerer Raoul Halding-Hoppenheit werde vermutlich richtig liegen mit seiner Aussage, dass der Neubau Richtung 200 Millionen gehen könne. „Architekturentwürfe können begeistern, aber ohne eine stringente Budgetierung neigen solche Bauvorhaben zu ausufernden Mehrkosten. Es werden gerne neue Wünsche angemeldet, und die Honorare für Architekten sind an die Baukosten gekoppelt. Das fördert nicht unbedingt die Sparbemühungen“, wird Müller von den Grünen zitiert.
Kämmerer Halding-Hoppenheit, zugleich CDU-Bürgermeisterkandidat in Gummersbach, sagte am Montag dieser Zeitung, dass er täglich auf das Thema angesprochen werde. Zuletzt bei den Schützenfesten in Derschlag und Windhagen oder bei der Einweihung des Kirchturms in der Altstadt. „Die Bürger sind besorgt mit Blick auf das Volumen“, sagt Halding-Hoppenheit. Der Kämmerer würde es gut finden, wenn die Diskussion wieder versachlicht und Müllers Expertise auch beim Kreis gehört würde.
Kreisparteitag der Grünen
Die Mitgliederversammlung des grünen Kreisverbands hat am Freitagabend einstimmig das amtierende Sprecherteam Bernadette Reinery-Hausmann und Dr. Julian Münster bestätigt. Auch Konrad Gerards wurde als Kassierer ohne Gegenstimme wiedergewählt. Die Mitglieder wählten neben den Delegierten für Bezirksrat und Landesparteirat mit Beate Mauelshagen eine neue Kassenprüferin sowie neue Beisitzende für den Kreisvorstand. Hier wurde mit Sonja Wegner, Vanessa Radonic und Zora Claßen auch der Kreisvorstand paritätisch besetzt, Leon Stank und Philippe Bergmann bleiben Beisitzer. Außerdem beschlossen die Mitglieder einstimmig einen Aufruf an die Kreisverwaltung und die Südkommunen, sich für einen gelingenden Betreiberwechsel bei der Wiehltalbahn einzusetzen.