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Interview

Kirchenmusik
Lieberhäuser Orgelkonzert hat eine Tanzeinlage

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Mann vor der Orgelempore.

So bunt wie die Ausmalung der Lieberhäuser Kirche ist auch das Programm, das Matthias Konrad Adleff vorbereitet hat.

Zum Auftakt des Lieberhäuser Orgelsommers tritt der Organist Matthias Konrad Adleff am Sonntag, 15. Juni, 17 Uhr, in der evangelischen Kirche in Gummersbach-Lieberhausen mit einer Tänzerin auf. Der Eintritt ist frei, eine Spende willkommen.

Mit dem angehenden Kantor spielen wird zudem ein Keyboarder. Reiner Thies sprach mit dem 28-jährigen Studenten aus Lübeck mit Wurzeln in Lieberhausen über das Konzertprogramm.

Wie kommt es zu der ungewöhnlichen Kombination Orgel, Elektronik und Tanz?

Matthias Konrad Adleff: Während eines Studienaufenthalts in Oslo habe ich noch einmal mehr erlebt, was in der Kirchenmusik möglich ist. Wie sich Tradition und Moderne in einer wunderschönen Synthese verbinden lassen. Schon im vergangenen Jahr bei meinem ersten Orgelsommer-Auftritt hatte ich einen Kommilitonen dabei, der auf dem Cello experimentelle Musik gemacht hat. Diesmal ist es mit Lennart Pries ein Mitstudent aus Lübeck, der einen speziellen Synthesizer spielt. Er tritt oft mit seiner Lebensgefährtin Lena Paetsch auf, die auch in Lieberhausen einen tänzerischen Beitrag leisten wird.

Passt das Programm zur altehrwürdigen „Bunten Kerke“?

Die Bunte Kerke ist ein schöner Raum, den es aber zu erhalten und zu beleben gilt. Das Programm ist sicher eine ungewöhnliche Aufführung, und ich bin sehr gespannt, wie sie ankommt. Es ist auch für mich eine Premiere. Die Elektronik tritt in einigen Stücken in einen Dialog mit der historischen Orgel, und es gibt einen kleinen Improvisationsteil. Unter anderem spielen wir zusammen die Filmmusik „Interstellar“ von Hans Zimmer, aber interpretieren auch „klassische“ Orgelmusik gemeinsam. Die Zuhörer erleben zudem die Uraufführung eines Stücks eines jungen norwegischen Komponisten. Die Orgel mag sicher ein verstaubtes Image haben, das gebe ich zu. Aber trotzdem oder gerade deshalb möchte ich einen Beitrag leisten, die Orgel und die Kirchenmusik immer wieder zeitgemäß lebendig zu halten. Und man darf nicht vergessen: Die Kirche hat schon immer neue Musik gefördert. Auch Bach war mal brandneu. Was mich interessiert ist: Wie holt man neue Musik in die Kirche? Und: Wie kann man mit der Tradition spielen?

Aber besteht nicht die Gefahr der Beliebigkeit?

Man muss natürlich ein Konzept haben. Dann kann ein Konzert wie dieses ein individuelles, aber auch gemeinschaftliches Konzerterlebnis stiften.

Wie kommt ein junger Mensch zur Orgel?

Meine Familie lebt in Lieberhausen und ist der Kirche eng verbunden. Als Jugendlicher wurde ich gebeten, die Gottesdienste am Keyboard zu begleiten, die Orgel war damals stillgelegt. Während meines Lehramtstudium war ich dann als Assistenz eines Kirchenmusikers tätig. Diese Erfahrungen haben mich geprägt und motiviert, Kirchenmusik zu studieren. Mein Traum ist es, mich im kommenden Sommer für ein Masterstudium zum A-Kantor zu qualifizieren.

Was fasziniert Sie an dem Instrument?

Orgeln bietet eine kräftige und pompöse Klangpracht, können aber auch superleise und atmosphärisch sein. Und jede ist einzigartig mit ihren Registern und Klangfarben, hat einen eigenen Charakter, auf den man sich einlassen muss. In Lübeck gibt es tolle Barockorgeln und sogar welche aus dem Mittelalter. Die Faust-Orgel in Lieberhausen ist eine im romantischen Stil von 1913, und ich entdecke beim Üben immer wieder noch neue Klangseiten von ihr.

Fast wären Sie Lehrer geworden.

Tatsächlich ist mir das Lehramtsstudium durchaus nützlich. Kantor ist ein sehr pädagogischer Beruf. Um mich auf das Studium zu konzentrieren, arbeite ich derzeit nur aushilfsweise als Kirchenmusiker. Ich leite aber noch einen Kinderchor, der mir sehr am Herzen liegt. Ich glaube, dass es wichtiger wird, immer wieder neu Kontakt zu den Menschen herzustellen und die Kirche als Kulturträger und damit als Ort der Begegnung und des Austauschs herauszustellen, auch und besonders auf dem Dorf. Und die Musik ist dabei der Schlüssel.