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Interview

Halle 32
Tim Gijbels gibt den Gummersbacher Musikschulorchestern eine Stimme

Lesezeit 3 Minuten
Ein Sänger im Smoking mit Fliege vor Orchester.

Von Haus aus Rocksänger, aber auch ein geübter Jazzcrooner: Tim Gijbels gibt 102 Prozent.

Tim Gijbels (39) steht am Mittwoch und Donnerstag wieder auf der Bühne mit den Gummersbacher Philharmonikern, wenn diese mit einem Best-of-Programm ihr 30-jähriges Bestehen feiern.

Seit 13 Jahren engagiert Orchesterchef Karsten Dobermann gern den Sänger aus Kierspe für die Musikschulorchesterkonzerte, sowohl mit den Philharmonikern als auch mit der MGM-Bigband. Reiner Thies sprach mit Gijbels über dessen Auftritte als Crooner vor großem Orchester.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt mit dem Musikschulorchester erinnern?

Tim Gijbels: Ja, sehr gut sogar, das war 2012, noch im Gummersbacher Theater. Karsten Dobermann hatte mich im Jahr davor bei einer Hochzeit angesprochen, bei der ich mit meinem Duo aufgetreten war. Ich habe schon als Schüler an der Gesamtschule in Kierspe für die Schulbigband gesungen, aber danach vor allem in meiner Rockband. Das war jetzt doch etwas ganz anderes. In einer Rockband kann man spontan aufeinander reagieren. Wenn man mit 90 Musikern auf der Bühne steht, die vom Blatt spielen, muss man sich integrieren. Man muss 100 Prozent im Timing sein, sonst ist man verloren. Ich war schon ziemlich nervös.

Was ist sonst noch anders als bei den Auftritten mit ihrer Coverband Strum Out?

Die Bigband und die Philharmoniker sind sicher eine Herausforderung, bei der ich noch zwei Prozent mehr gebe. Ansonsten ist der Unterschied gar nicht so groß. Wir spielen ja auch immer wieder Songs von Michael Bublé, der selbst einen Mix aus Jazz und Pop singt. Ich versuche mein eigenes Ding zu machen, bringe mein eigenes Timbre ein. Und wenn wir dann zusammen im fetten Orchester-Sound einen Rock ‚n‘ Roll-Song spielen wie jetzt von Bon Jovi, dann geht es ordentlich nach vorn.

Wer war der größte Crooner? Sinatra oder doch Bing Crosby? Charles Aznavour? Michael Bublé? Robbie Williams? Wen nehmen Sie sich zum Vorbild?

Sinatra und das Rat Pack waren schon die größten. Aber Michael Bublé ist aus dem Genre auch nicht mehr wegzudenken. Und der leider so früh verstorbene Roger Cicero als deutsche Antwort auf das Swing-Revival.

Wie bereiten Sie sich auf einen Bigband-Auftritt vor?

Anders als in meiner Band suche ich die Stücke nicht selbst aus, sondern Karsten Dobermann. Er meldet sich bei mir ein halbes Jahr vor dem Auftritt und wir besprechen die Songliste. Wenn es für meine Stimme nicht so passt, ändern wir schon mal die Tonart. Ich bin als Tontechniker viel unterwegs und lerne im Auto die Texte, indem ich während der Fahrt lauthals mitsinge. Vier Wochen vorher gibt es dann die erste Probe mit dem ganzen Orchester. Nach der Generalprobe, diesmal in der Halle 32, muss es dann laufen.

Was sagen Sie als Tontechniker zur Akustik der Halle 32?

Das Gummersbacher Theater hatte eine hervorragende Akustik, die Halle 32 ist anspruchsvoller. Aber dort gibt es ein tolles Team, das einen guten Klang hinkriegt.

Wie wichtig ist ein gut sitzender Anzug?

Schon sehr wichtig (lacht). Ich bin privat nicht so der Anzugträger und nicht traurig, wenn ich ihn nach dem Auftritt wieder ausziehen kann. Wenn ich ihn aber angezogen habe und vor dem Spiegel die Fliege richte, bin ich in der Rolle und weiß: Jetzt geht es los.


30 Jahre Gummersbacher Philharmoniker

Unter dem Titel „The Best of Classic meets Rock & Pop“ präsentieren die Gummersbacher Philharmoniker unter der Leitung von Karsten Dobermann am Mittwoch und Donnerstag, 4. und 5. Juni, 20 Uhr, in der Halle 32 zwei verschiedene Programme. In dieser Weise spielen die Musiker Highlights des Orchesterrepertoires aus den vergangenen drei Jahrzehnten.

Das von Dobermann zusammengestellte und arrangierte Programm für die mehr als 80 Orchestermusiker und die Gesangssolisten kombiniert Originalwerke der klassischen Musik mit ausgewählten Stücken aus Musical, Pop, Rock und Filmmusik. Weitere Gesangssolisten sind die Stone Street Voices. Veranstalter ist die Musikschule Gummersbach.

Der Eintritt ist frei,   eine Spende am Ausgang willkommen.