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NachwuchsmangelMorsbacher Chor löst sich nach mehr als 140 Jahren auf

Lesezeit 3 Minuten
Ein Gruppenbild mit 24 Männern.

Auf dem Gruppenbild, das vor zwei Jahren in Kömpel entstand, sind schon nicht mehr aktive Sänger zu sehen. Dem MGV fehlte es bereits an Nachwuchs.  

Der Morsbacher MGV Concordia hat bereits im vergangenen Jahr das Proben eingestellt. Vorsitzender Michael Diederich erklärt die Hintergründe.

In sieben Jahren hätte der MGV sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. In der Gemeinde Morsbach kann nur der katholische Kirchenchor Cäcilia auf eine ebenso lange Geschichte zurückblicken. Doch nun ist Schluss. Der Männergesangverein Concordia 1882 hat auf seiner Jahreshauptversammlung die Auflösung des Vereins beschlossen. Sein Vermögen will er dem Wiehler Hospiz vermachen.

Es ist das altbekannte Lied: Auch dieser Traditionschor geht an Nachwuchsmangel zugrunde. Zuletzt gab es nur noch zwölf aktive Sänger, die Proben unter der Leitung von Hubertus Schönauer wurden bereits im vergangenen Jahr eingestellt. Michael Diederich, letzter Vorsitzender der Concordia und nun deren „Liquidator“, bedauert, dass es nicht gelungen ist, den Abwärtstrend   aufzuhalten und neue Sänger zu gewinnen: „Es fällt uns sehr schwer, nach 143 Jahren einen Schlussstrich ziehen zu müssen.“

Morsbacher Chor erlebte Höhen und Tiefen

Vor drei Jahren wurde der 140. Geburtstag noch groß gefeiert und Rückschau gehalten auf Höhen und Tiefen der Vereinsgeschichte. 1977 stand der MGV schon einmal kurz vor der Auflösung. Mit Peter Sonntag als neuem Chorleiter erlebte er dann aber einen Aufschwung. Innerhalb von nur drei Jahren führte Sonntag die Männer zum ersten Meisterchortitel. Danach konnten die Sänger den Titel noch weitere sechs Mal erringen.

Morsbach sei immer eine Hochburg des Chorgesangs gewesen, sagt Diederich. „Aber die anderen Chöre haben dieselben Probleme.“ Der MGV Edelweiß Alzen, ein weiterer Schönauer-Chor, hat bereits 2022 aufgegeben, die Wendershagener haben mit den Wildbergerhütter Sängern fusioniert. „Da geht eine Gesellschaftsform zu Ende“, stellt Diederich fest.

1972 kam er selbst zur Conocrdia Morsbach

Er selbst sei 1972 über seinen Vater zur Concordia gekommen, Seite an Seite sangen beide Generationen im Ersten Tenor. „Damals kamen die meisten Männer zum Singen, wenn sie für den Fußball zu alt waren“, erinnert sich Diederich. „Sie suchten die Geselligkeit.“

Wer diese Gemeinschaft einmal schätzen gelernt hatte, wollte sie auch in der Corona-Zeit nicht missen. Michael Diederich berichtet, dass er Osterhasen und Weihnachtspäckchen verteilte, um die Sänger bei der Stange zu halten. Zeitweise wurde in Steeg im nahen Rheinland-Pfalz geprobt, wenn die Lockdown-Regeln dort lockerer waren. „Damals hat man gemerkt, wie sehr den Sängern der Probendienstag fehlte. Als wir uns wieder treffen konnten, waren alle sehr dankbar.“

Die Corona-Pandemie hat ein tieferliegendes Problem  beschleunigt, ist Diederich überzeugt. Noch bis zur Jahrtausendwende war die Mitgliederzahl stabil. „Aber wenn die Zahl der aktiven Sänger unter 20 sinkt, wird es gefährlich.“ Vielleicht hätte man früher mit einem moderneren Programm gegensteuern müssen. Aber ob das den MGV gerettet hätte?

Michael Diederich selbst bleibt dem Chorgesang treu. Er wurde vom MGV Schönau-Altenwenden angeworben. Die übrigen Sänger seien sich einig, dass man sich bei dem ein oder anderen gemütlichen Beisammensein treffen möchte. Und vielleicht wird auch noch mal ein Liedchen angestimmt.