AboAbonnieren

ArbeitgeberverbandWo sich Oberbergs Entscheider Rat holen

Lesezeit 5 Minuten
UlrIch Koch
Arbeitgeberverband

Ulrich Koch ist Ansprechpartner für mittlerweile 80 Unternehmen im Oberbergischen – und die haben eine Menge Fragen.

Ulrich Koch, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Oberberg, spricht im Interview mit Andreas Arnold über die dringenden Themen in den Unternehmen.

Herr Koch, wie würden Sie die Tätigkeit des Arbeitgeberverbandes für seine Mitglieder beschreiben?

Ulrich Koch: Wir sind dafür zuständig, die Firmen an den Stellen rechtlich und praktisch zu unterstützen, wo es ihnen weiterhilft.

Und das bedeutet in der Praxis?

Wir sind quasi wie eine Kanzlei in Sachen Arbeitsrecht unterwegs. Und in vielen Fällen übernehmen wir die Prozessvertretung. Sei es bei Abmahnungen, in Kündigungsverfahren, bei tariflichen Streitigkeiten oder Angelegenheiten mit dem Betriebsrat. Das ist ein weites Feld. Wir als Arbeitgeberverband sind oftmals näher an den Themen als Kanzleien für Arbeitsrecht, denn wir beraten die Unternehmen langjährig und kommen nicht erst hinzu, wenn es um den einen oder anderen Fall geht. Darüber hinaus machen wir regelmäßig Fortbildungsangebote. Sei es für die Geschäftsführer oder die Personalleitungen.

Mit welchen Anliegen ihrer Mitglieder wurden und werden Sie vor allem konfrontiert?

Das ist ein ganzes Bündel an Themen, denn wir befinden uns nach wie vor in einer Krisenzeit. Und das, obwohl wir Corona weitgehend hinter uns gelassen haben. In den Zeiten der Pandemie haben wir unsere Mitgliedsbetriebe über die aktuellen Regeln informiert, sie beim Impfen unterstützt. Zusammen mit Arbeitsmedizinern und dem Kreisgesundheitsdezernenten Ralf Schmallenbach haben wir da viel bewegt.

Wobei Sie ja vor allem die Betriebe in rechtlichen Fragen beraten.

Gewiss. Und wir hatten im Bereich des Arbeitsrechts auch viele Anfragen. Da ging es um Fragen der Quarantäne oder darum, wie ich mit Ungeimpften in den Betrieben umzugehen habe. In der Rückschau kann man sagen, dass das, was die Gesellschaft bewegte, auch in den Betrieben stattgefunden hat.

Die Unternehmen bekommen immer noch die langfristigen, weltweiten Auswirkungen von Corona zu spüren.
Ulrich Koch, Geschäftsführer Arbeitgeberverband Oberberg

Sie sagten eingangs, dass sich die Wirtschaft nach wie vor in einer Krise befindet. Woran machen Sie das fest?

Die Unternehmen bekommen immer noch die langfristigen, weltweiten Auswirkungen von Corona zu spüren. Der Ukrainekrieg wirkte sich so auf die Lieferketten aus, dass die Unternehmen nichts zu tun hatten und ihre Mitarbeiter nach Hause schickten. Kurzarbeit war angesagt.

Aber die ist doch im Grunde kein Thema mehr?

Richtig, wir hatten zwischendurch eine kurze Phase der Vollbeschäftigung. Coronabedingt hatten wir einige Nachholeffekte und die Betriebe konnten bestehende Aufträge abarbeiten, so dass das Pendel erst einmal wieder in die andere Richtung ausschlug.

Aber nur erst einmal?

Es sind neue Aufträge nicht in dem erforderlichen Maße hinzugekommen, so dass wir erneut über Kurzarbeit reden. Und das liegt an den diversen Ursachen der Krise.

Und welche Aufgabe können Sie in diesem Kontext übernehmen?

Wir sind nicht nur Ansprechpartner unserer Betriebe. Wir werden beispielsweise auch vom Oberbergischen Kreis kontaktiert, der wissen will, welche Auswirkungen es für die Betriebe haben wird, wenn die Stromversorgung hier vor Ort zusammenbricht. Wir sind bei diesen Themen die Schnittstelle, die die handelnden Personen zusammenbringt. Und dabei ergänzen wir uns ganz gut mit der Industrie- und Handelskammer hier vor Ort.

Wie kann man sich das vorstellen?

Wir als Arbeitgeberverband sind regelmäßig zu Gast in der Beratenden Versammlung der IHK. Der oberbergische IHK-Vizepräsident Sven Gebhard aus Waldbröl ist bei uns im Vorstand. Sie müssen sich den Arbeitgeberverband auch als eine Art Informationsbörse vorstellen. Wir sorgen zudem für die Verknüpfungen.

Das klingt so, als würde hier vor Ort der Austausch gut funktionieren.

Ich sage immer, dass die aktuellen schwierigen Zeiten die schon guten Beziehungen der Akteure hier bei uns in Oberberg noch einmal verstärkt haben, so dass wir in den Netzwerken gestärkt aus der Krise kommen werden.

Mit uns an der Seite hat man die Chance, eine bessere Personalarbeit zu machen, was gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels besonders vorteilhaft ist.
Ulrich Koch, Geschäftsführer Arbeitgeberverband

Warum sollten Unternehmen Mitglied sein im Arbeitgeberverband?

Wir wissen, wie wir die Unternehmen beraten müssen. Unsere langjährigen Beziehungen sind ein ganz großer Vorteil. Wir können die Unternehmen mit guten Betriebsvereinbarungen unterstützen, wir versuchen im Umgang mit den Betriebsräten von vorneherein, die richtigen Wege zu nehmen. Mit uns an der Seite hat man die Chance, eine bessere Personalarbeit zu machen, was gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels besonders vorteilhaft ist.

Sehen Ihre Mitglieder diese Vorteile auch?

Tatsächlich haben wir in den letzten Jahren mehr Zulauf bekommen und haben aktuell über 80 Mitglieder. Gerade in der Krise war den Unternehmen unsere Beratung noch wichtiger. Wir haben eine solide Basis auch mit unseren Tarifpartnern. Uns gelingt es ganz überwiegend, im Tarifrecht mit der Gewerkschaft passende Lösungen zu verhandeln.

Wie sehen Sie die Zukunft der Unternehmen in Oberberg?

Obwohl die Arbeitslosenquote stabil ist, merken wir, dass Unternehmen ihre Belegschaft abbauen. Das ist kein gutes Zeichen. Das schlägt sich in den Zahlen nicht voll nieder, weil viele in Rente gehen. Wir verspüren mehr Kurzarbeit, weil weniger Aufträge da sind.

Was muss sich in Ihren Augen ändern, damit die Lage nicht noch schlechter wird?

Wenn Unternehmen mehr Freiheit von Bürokratie und für ihre eigentlichen Aufgaben hätten, könnten sie besser planen und effizienter arbeiten. Wir brauchen wieder wettbewerbsfähige Energiepreise. Und wir müssen sehen, dass wir die Fachkräfte, die die haben, bei der Stange halten.

Haben Sie einen Vorschlag gegen den Fachkräftemangel?

Wir sollten z.B. nicht immer über noch weniger Arbeitszeit reden. Wenn wir statt 35 oder 37,5 Stunden 40 Stunden in der Woche arbeiten würden, wäre uns auch beim Fachkräftemangel etwas geholfen, wenn auch nicht abschließend.