DiskussionOberberger streiten über den Umgang mit dem Wolf

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Ein Wolf steht in seinem Gehege.

Der Wolf ist auch ins Oberbergische zurückgekehrt.

In Gummersbach gab es eine lebhafte Experten-Diskussion zur Rückkehr des Wolfs nach Oberberg.

2023 wurde in Oberberg bei einem Angriff auf fünf Schafe eindeutig ein Wolf nachgewiesen, berichtet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Der Wolf ist nach mehr als 150 Jahren wieder zurückgekehrt und das Thema wird kontrovers diskutiert.

Im Rahmen der Ausstellung „Die Rückkehr des Wolfes nach NRW“ im Forum Gummersbach lud die Volkshochschule am Montagabend zur Podiumsdiskussion „Wolf und Weidetierhaltung – Konflikt ohne Ausweg?“.

Landwirte und Schafhalter alarmiert

Mehr als dreißig Interessierte, unter ihnen viele Landwirte und Nutztierhalter, kamen. Auf dem Podium diskutierten Lars Eric Broch, vom Verein Weidezone Deutschland, Simon Darscheid, stellvertretender Vorsitzender des Schafzuchtverbandes NRW sowie Wilfried Knickmeier, Wolfsberater des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Volkshochschulleiter Dominik Clemens. Die Grenzziehung von Wolfsgebieten und Pufferzonen (siehe Info) hat Auswirkungen auf Fördergeld für den Herdenschutz, das Schaf- und Ziegenhalter sowie Besitzer von Wildgehegen beantragen können. Wolfsberater Wilfried Knickmeier erklärte, dass ein Gebiet zum Wolfsgebiet wird, wenn anhand mehrerer DNA-Proben nachgewiesen wird, dass ein Wolf sich dort über einen Zeitraum von sechs Monaten aufhält.

Bürokratische Hürden beim Herdenschutz

Er berichtete auch, wie die Nachbarländer Deutschlands mit dem Wolf umgehen. Simon Darscheid berichtete aus seiner Sicht als Schäfer mit der Verantwortung für rund 700 Tiere über bürokratische Hürden für den Herdenschutz. Er forderte, dass Herdenschutz gegeben sein müsse, bevor der Wolf komme und die gezielte Entnahme von Wölfen, die Nutztiere reißen.

Lars Eric Broch, Pferdehalter und Mitglied des Vereins Weidezone Deutschland, der unter anderem eine leichtere Entnahme von Wölfen und die Definition einer Obergrenze an Wölfen in ganz Deutschland fordert, kritisierte dass Herdenschutz nicht für Rinder und Pferde finanziert werde und dass die Weidetierhaltung in Deutschland ein wichtiges Kulturgut sei. Die Zeit der anschließenden offenen Diskussion reichte kaum aus für alle Redebeiträge.

Von Argumenten über die Selbstverständlichkeit, mit der ein Wolf als heimisches Tier nach Deutschland gehöre, wie ein Löwe nach Afrika, über den Artenschutz der wegfalle, wenn Schafe oder andere Weidetiere bestimmte naturschutzrelevante Flächen nicht mehr pflegen, bis hin zu Bedenken, dass Herdenschutz nur ein Spiel auf Zeit sei, bis der Wald leergefressen sei und Kritik, dass der Wolf in der Bevölkerung viel zu harmlos dargestellt werde, gingen die Meinungen im Publikum und der Podiumsgäste weit auseinander.

Weiteres VHS-Programm zum Wolf in Oberberg

Im Rahmen der Ausstellung„Die Rückkehr der Wölfe“ der VHS werden noch drei weitere Veranstaltungen angeboten. Am 30. September sollen bei einer Exkursion auf den Hof von Peter Schmidt die Herausforderungen für die Landwirte erläutert werden. Am 4. Oktober wird der Dokumentarfilm „Die Rückkehr der Wölfe“ gezeigt und am 4. Oktober gibt es im Rathaus Gummersbach einen Vortrag von Dr. Cora Berger zur neuen Wildnis in Deutschland. Weitere Stationen der Wanderausstellung hat der Nabu aufgeführt.


Das sind die Wolfsgebiete in Oberberg

Seit 2020 sind Waldbröl, Morsbach und Nümbrecht offizielles Wolfsgebiet. Die Pufferzone dieses Gebietes umfasst Bergneustadt, Gummersbach, Wiehl, Lindlar, Reichshof und Engelskirchen. Durch die neue Ausweisung eines Wolfsgebietes im Sauerland in der vorigen Woche gehören nun auch Marienheide, Wipperfürth und Hückeswagen zur Pufferzone eines Wolfsterritoriums. Weitere Informationen, auch über Sichtungen, gibt es beim Land NRW

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