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ZauberbergGummersbacher Heuss-Akademie schließt Ende Dezember

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Rund 150 Gäste kamen zum letzten Akt der Theodor-Heuss-Akademie in Niederseßmar. 

Emotionales Abschiedskonzert zum Finale der Heuss-Akademie in Gummersbach.

Mit einem brillanten Abschiedskonzert des Ensembles Musica Libera und mehr als 150 Besuchern und Beschäftigten wurde am Mittwochabend in der Gummersbacher Theodor-Heuss-Akademie das letzte Kapitel einer 58-jährigen Geschichte geschrieben. Ende Dezember schließt die Einrichtung, wie mehrfach berichtet. Entsprechend emotional zugleich aber auch von Zuversicht geprägt war der Mittwochabend. „Wir verabschieden den Ort, aber nicht den Geist“, sagte Professor Ludwig-Theodor Heuss, Vorsitzender des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung und Enkel von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten und Namensgeber der Gummersbacher Einrichtung auf dem „Zauberberg“. So ist die THA in liberalen Kreisen auch bekannt.

Liberales Trio: Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Annett Witte und Ludwig-Theodor Heuss (v.l.).

Bevor die Musik das Sagen hatte, wurde Rückschau gehalten auf fast sechs Jahrzehnte politischer Bildung, Besuche zahlreiche Prominenter wie Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher oder Hildegard Hamm-Brücher oder die Strahlkraft der THA in die Region und die ganze Welt. Von dort kamen nämlich die Seminarteilnehmer und machten den Zauberberg rund um den Globus zu einem Begriff, wie Karl-Heinz Paqué, Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und seit 2024 Präsident der Liberalen Internationale, sagte. Er betonte, dass es sich die zuständigen Gremien bei der Entscheidung, die THA zu schließen, nicht leicht gemacht hätten. „Doch es gab am Ende keine Alternative“, so Paqué. Besonders schmerzhaft sei die Schließung für die Beschäftigen, sie seien das Herz des Hauses.

Heuss-Enkel spricht von einem „Stich ins Herz“

Von einem „Stich ins Herz“ sprach Ludwig-Theodor Heuss. Er machte deutlich, dass die Stiftung ihre Kräfte bündeln müsse, „damit Freiheit und Demokratie eine Zukunft“ hätten. Die Niederlage der FDP bei der letzten Bundestagswahl und der verpasste Einzug in den Bundestag hatten den Stein ins Rollen gebracht, weil nur Parteien, die dort vertreten sind, Zuwendungen für ihre parteinahen Stiftungen bekommen. Heuss sagte, dass zur intellektuellen

Bundeswehr hat das Areal bereits besichtigt

Redlichkeit auch das Erkennen einer politischen Niederlage gehört habe. Und wie geht es jetzt in Gummersbach weiter? Die Naumann-Stiftung würde natürlich am liebsten die Immobilie verkaufen. Interessenten, wie etwa die Bundeswehr, waren bereits vor Ort, berichtet Hauptgeschäftsführerin Annett Witte am Rande des Konzerts. Weitere Gespräche mit der Bundeswehr seien aber erst einmal nicht geplant, weil es keinen konkreten Bedarf gebe. Dafür waren Witte und ihr Kollege Sebastian Hahn, Leiter Stab digitale Projekte, bei Gummersbachs Bürgermeister Raoul Halding-Hoppenheit und dem Ersten Beigeordneten Jürgen Hefner. Witte sagt, dass es am Ende für alle Beteiligten passen müsse. Man dürfe nicht vergessen, dass die THA aus Steuergeldern finanziert worden sei, das Grundstück habe seinerzeit die Stadt zur Verfügung gestellt.

Das Archiv des Liberalismus, das ebenfalls in Niederseßmar beheimatet ist, soll erst einmal hier bleiben. Andere Pläne gebe es nicht. Und die Belegschaft? Für das gut 30-köpfige Team gibt es laut Witte einen Sozialplan, zudem wurde eine Transferagentur installiert. Und dann übernahm die Musik: Musica Libera wurde im Jahr 2020 als offizielles Ensemble der Naumann-Stiftung ins Leben gerufen. Die Stipendiaten und Altstipendiaten präsentierten dem Publikum in Niederseßmar die Vielfalt der klassischen Musik der USA mit Werken von Leonard Bernstein, George Gershwin oder Artie Shaw.