Handaufzucht in FrielingsdorfKänguru-Baby Hope wurde von der Mutter verstoßen

Manchmal wird auch der Rucksack zum Ersatz für den Beutel der Känguru-Mutter.
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- Bei einem Kindergeburtstag fiel den Kindern ein verwaistes Känguru-Baby auf, das alleine auf dem Boden saß.
- Daniela Pilgram nahm sich dem damals fünf Monate altem Känguru an und zieht es seit dem mit der Hand auf.
- Wir haben das Känguru-Baby besucht und uns mit Daniela Pilgram über die Aufzucht unterhalten.
Frielingsdorf – Dass Daniela Pilgram einen rosa Kinderrucksack mit sich herumträgt, verwundert erst mal nicht. Schließlich hat die 38-Jährige aus Frielingsdorf zwei Töchter. Was ins Staunen versetzt ist das, was da aus dem Rucksack herausguckt: ein lebendiges Kängurubaby. Hope, Hoffnung, heißt das etwa sieben Monate alte Tier, das seit rund sieben Wochen von Daniela Pilgram großgezogen wird.
Familie Pilgram, bestehend aus Daniela, Ehemann Stefan und den beiden Töchtern Lin (5) und Lia (7), betreibt den Hof Kuhlbacher Fellnasen. Mutter Daniela ist in Köln groß geworden und hat sich schon immer viele Tiere gewünscht.
In Frielingsdorf ist der Traum wahr geworden. Zu den Tieren, die die Pilgrams halten, zählen Shetland-Ponys, Schafe, Hühner und sogar Kängurus. Die vielen Tiere kamen bei Freunden und Bekannten so gut an, dass Daniela Pilgram hier mittlerweile Kindergeburtstage veranstaltet – inklusive Ausflug und den Wald und Ponyreiten.
Mutter knurrte das Kängurubaby an
So ein Geburtstag fand Anfang Juni gerade statt, als eine Nachbarin Daniela Pilgram zu sich rief, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass etwas im Kängurugehege nicht in Ordnung war. Dass drei der Weibchen Nachwuchs hatten, wusste Pilgram. Es war nicht das erste Mal, dass es auf dem Hof Kängurubabys gab.
Allerdings war es das erste Mal, dass eines nicht im Beutel der Mutter saß, sondern auf dem Boden. „Ich wusste erst gar nicht, was ich machen sollte“, berichtet Pilgram. Sie dachte an Rehe und Vögel und die Warnung, Jungtiere nicht anzufassen, damit die Mutter sie wiederaufnimmt, und wartete. Sah zu, wie das Kängurubaby auf die Mutter zukroch. Und wie die Mutter danach knurrte.
„Ich hatte Angst, sie kühlt aus. Ich wusste ja auch nicht, wie lange sie schon da lag“, erinnert sich Pilgram. Schließlich nahm sie eines ihrer T-Shirts, wickelte das Baby darin ein und machte sich auf den Weg zum Tierarzt. „Das war auch für uns eine außergewöhnliche Situation“, sagt Tiermediziner Sebastian Goßmann-Jonigkeit aus Engelskirchen.

Das Milchpulver mussten die Pilgrams in den USA bestellen.
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Kängurus brauchen spezielle Milch
„Wir sind zwar auf Säugetiere ausgerichtet, allerdings sind das in der Regel Hunde und Katzen.“ Es gab zwei Möglichkeiten: das Kängurubaby einzuschläfern oder zu versuchen, es aufzuziehen. „Versuchen wollte ich es auf jeden Fall“, sagt Daniela Pilgram.
Der Name Hope war schnell gefunden und sollte den Pilgrams genauso Hoffnung machen wie dem von der Mutter verstoßenen Tier. Weniger einfach war es, an Milch für Hope heranzukommen. Katzen- oder Hundemilch kam nicht infrage. Tierarzt Goßmann-Jonigkeit befragte seine Kollegen. Pilgram machte sich im Internet schlau.
Schließlich gab es Hilfe. Eine angebrochene Packung von einer Frau, die selbst schon erfolglos versucht hatte, ein aus dem Beutel geworfenes Kängurubaby großzuziehen, eine weitere von einem Zoo. Mittlerweile hat Pilgram einen amerikanischen Versandhandel gefunden, der die Spezialmilch verschickt.

Das Kängurubaby ist überall mit dabei, in einem Beutel trägt Daniela Pilgram die rund sieben Monate alte Hope.
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Rucksack dient als Beutel-Ersatz
Kängurubabys bleiben in der Regel im Beutel, bis sie ein Jahr alt sind. Bei Hope muss dafür jetzt ein Ersatz herhalten. Am glücklichsten ist die kleine Hope, wenn sie sich an Ziehmama Daniela kuscheln kann. Der Rucksack ist in Ordnung, aber kein richtiger Ersatz für Körperkontakt – obwohl Hope sich dort in das T-Shirt kuscheln kann, das sie begleitet, seit ihre echte Mutter sie verstoßen hat. Nachts kommt Hope mit ins Bett – und kuschelt da manchmal auch wilder. „Mein Bauch ist total zerkratzt“, sagt Ziehmutter Daniela.
Alle vier Stunden muss das Kängurubaby gefüttert werden – und bis es an die Flasche gewöhnt war, vergingen ein paar bange Tage. Tipps gab es von einer Hebamme. Und was bei Menschenbabys wirkt, führte auch bei Hope zum Erfolg. Täglich wiegen die Pilgrams nach und tatsächlich nimmt Hope zu. Sorgen macht sich Ziehmama Daniela trotzdem, ob es auch genug Gewicht ist. Wie viel ein Kängurubaby jede Woche zunehmen sollte, ist schwer zu sagen. Sind sie im Beutel, wird nicht gewogen.
Aufzucht orientiert sich an Kängurumüttern
Immerhin wirkt Hope munter und nimmt den Blick nicht von ihrer Ziehmama. Töchter Lin und Lia nennen sie ihre kleine Schwester und sind sehr stolz auf das kleine Känguru, das mittlerweile auch ab und an ein bisschen über die Wiese auf Daniela Pilgram zuhüpft.
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Das Training hat sich Pilgram von den anderen Kängurumüttern abgeguckt. „Die lassen ihre Kleinen jetzt auch ab und zu aus dem Beutel und ich versuche, mich an ihrem Verhalten zu orientieren“, erklärt sie. Das Ziel ist der Bemühungen ist, dass Hope am Ende ein gesundes Känguruweibchen wird, das dann hoffentlich auch mit den Artgenossen klar kommt. „Ob das funktioniert, weiß ich aber nicht“, sagt die Ziehmama. Im schlimmsten Fall haben die Pilgrams dann ein Hauskänguru.