Hotspot Märkischer KreisNachbar des Oberbergischen hat höchste Corona-Inzidenz

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Wer im Märkischen Kreis zum Friseur geht, muss ab Samstag ein aktuelles negatives Ergebnis eines Corona-Schnelltests vorweisen. 

Meinerzhagen/Oberbergischer Kreis – Ein Blick über die Kreisgrenze verrät, wie nah der Hotspot wirklich ist: Es ist vor allem der Süden des Märkischen Kreises, der dafür sorgt, dass Oberbergs nordöstlicher Nachbar jetzt schon länger der Landkreis mit der höchsten Inzidenz in ganz NRW ist – der einzige mit einem Wert über 200.

Die Situation entspannt sich dabei nicht: Am Mittwoch stieg nach 218 innerhalb eines Tages neu gemeldeten laborbestätigten Fällen die Inzidenz auf 224,8. Am Donnerstag waren es erneut 201 Fälle, die Inzidenz sank dennoch leicht auf 220,4.

Doch es ist die Verteilung der Fälle, die einen sorgenvollen Blick über die Kreisgrenze erlaubt: Besonders die ans Oberbergische angrenzenden Städte Kierspe und Meinerzhagen haben aktuell mit 285,4 und 378,1 sogar noch deutlich höhere Werte. Damit sind sie im Märkischen Kreis aber noch nicht einmal an der Spitze: Die ebenfalls im Süden liegende Stadt Plettenberg kam am Donnerstag auf 431,9.

OB-Maerkischer-Kreis-Inzidenz

Der an das Oberbergische angrenzende Märkische Kreis ist aktuell der einzige Corona-Hotspot in NRW mit einer Inzidenz von mehr als 200 Fällen. 

Rätselraten herrscht nach wie vor darüber, welches Infektionsgeschehen zu diesen Zahlen führt. Politik und Verwaltung suchen intensiv nach Antworten, können derzeit aber keine Erklärung liefern. Wie die „Meinerzhagener Zeitung“ am Donnerstag berichtete, gilt die Lage im Märkischen so wie jüngst in Oberberg als „diffus“. Sowohl aus Kierspe wie aus Meinerzhagen ist zu hören, es gebe keine offenkundigen Hotspots. Weder bestimmten Einrichtungen oder Institutionen noch bestimmten Wohngebieten lasse sich die Häufung statistisch zuordnen.

Infektionen sind über die Altersklassen verteilt

Die erkannten Infektionen scheinen in den verschiedenen Altersklassen und Bevölkerungsgruppen ohne jedes erkennbare Muster verteilt zu sein. Selbst Haushalte mit mehreren Generationen unter einem Dach, in denen sich das auch in Oberberg gerade im familiären Umfeld besonders schnell verbreitete Virus gerade vervielfältigt, seien nicht auffällig geworden. Auch junge Familien, die zuletzt in Oberberg als Infektionsherd in Verbindung mit Schulen, Kitas und Firmen ausgemacht wurden, sollen im Märkischen nicht auffällig häufig betroffen sein.

Das macht es für die Verantwortlichen ungleich schwerer, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Doch nicht nur deshalb waren die Schulen am Montag im Märkischen mit einer Inzidenz von über 200 noch offen, während in Oberberg bei 150,0 schon auf Distanz unterrichtet wurde. Vielmehr gab es dagegen lange Bedenken.

Inzwischen hat der Märkische Kreis nachgezogen: Am Mittwoch sind auch dort die weiterführenden Schulen, die Grundschulen und die Förderschulen in den Distanzunterricht gewechselt. Für Termine bei Friseuren und für körpernahe Dienstleistungen muss ab Samstag ein tagesaktueller negativer Schnelltest vorgelegt oder ein Test im Geschäft durchgeführt werden.

Diesseits der Kreisgrenze beschäftigt diese Entwicklung inzwischen ebenfalls die Verantwortlichen – zum Beispiel in Marienheide. In einem direkten Austausch mit den Verantwortlichen im Märkischen Kreis stehe er allerdings nicht, sagt Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg. Für das Corona-Krisenmanagement und die Koordination sei der Oberbergische Kreis verantwortlich. „Die Kommunen sind eher die Ausführenden der Maßnahmen“, so Meisenberg.

Auch beim Kreis beobachtet man die Entwicklung im Märkischen genau. Allerdings nicht nur die dort, wie Kreissprecher Philipp Ising betont. Schließlich gibt es auch im oberbergischen Süden mit dem Kreis Altenkirchen (174,7) und ganz im Norden mit Remscheid (192,2) Nachbarn mit besonders hoher Inzidenz.

„Wir kennen natürlich die Pendlerverkehre – gerade auch zwischen hier und dem Märkischen Kreis“, sagt Ising, „bisher gibt es nach Erkenntnissen des Gesundheitsamtes aber keine bekannten Verbindungen, die auf Zusammenhänge zwischen größeren Ausbrüchen im Oberbergischen und im Märkischen Kreis hindeuten.“ Wo bei Infektionen Verbindungen hergestellt werden, arbeiteten die Fallmanager auf beiden Seiten der Kreisgrenze in der Kontaktnachverfolgung aber intensiv zusammen.

Am Ende könnte der Abstand zwischen den Kreisen aber vielleicht doch groß genug sein. Dass einige Marienheider in Firmen im Nachbarkreis und umkehrt tätig sind, sieht Bürgermeister Meisenberg jedenfalls bisher aber noch nicht als erhöhtes Ansteckungsrisiko. „Das hat uns noch nicht zu zusätzlichen Maßnahmen veranlasst. Die Firmen sind ohnehin schon sensibilisiert, wenn es um Corona-Schutzmaßnahmen geht“, betont er.

Das treffe auch auf die Schulen zu. „Schüler, die nicht in Marienheide zur Schule gehen, haben allerdings eher Bezug zu Wipperfürth oder Gummersbach und weniger zum Nachbarkreis“, weiß er. 

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